In den Grabungskampagnen zwischen 2012 und 2016 wurde auf dem Kloster Elisabethenzell eine Vielzahl von Artefakten geborgen. Insgesamt wurden 1437 einzelne Fundkomplexe erfasst. Die im Laufe der Grabung geborgenen Fundstücke tragen wesentlich zur Erhellung der Geschichte und des Alltags auf der Rodungsinsel zwischen 1220 und 1450 bei.

Keramik der Zeit um 1300: Die Kugeltöpfe mit Linsenboden fanden sich im Brunnenschacht.
Die Steinzeugfragmente mit der typischen Ascheanflugglasur lassen sich zu sogenannten Jacoba-Kannen ergänzen. Diese wurden um 1300 im rheinischen Siegburg gefertigt.
Die Klinge eines großen Messers stammt eventuell von einem Fuhrmannsschwert.
Die zweiteilige Schere wies bei ihrer Auffindeung noch Spuren von anhaftenden Textilien auf.
Erst nach ihrer Restaurierung wurde deutlich, dass es sich um ein sehr qualitätvolles und am Griff mit Kerbschnittdekor verziertes Spezialwerkzeug handelt.
Viehglocken fanden sich in großer Zahl und verschiedenen Größen. Sie gehörten wahrscheinlich zum Viehbestand des Klosters.
Der Wandhalter für Kerzen zeigt, dass man sich teures Wachs als Brennstoff leisten konnte.
Das Waffeleisen zum Backen von Oblaten passt bestens ins Klosterumfeld. Schon auf dem Klosterplan von St. Gallen aus der Karolingerzeit war eine eigene Hostienbäckerei enthalten.
Nach seiner Restaurierung ist das Backeisen fast wieder gebrauchsfertig.
Der eiserne Ring stammt aus Grab 5 und gehörte zu einer Gürtelschließe.
Die Buchschließe aus Messing beleuchtet das klösterliche Bildungsniveau ebenso wie den dortigen Reichtum, gehörten Handschriften doch zu den Schätzen eines Klosters.
Totenkronen waren vor allem im späten Mittelalter und der frühen Neuzeit eine Tradition beim Begräbnis von Ledigen. Diese gehört in die Zeit um 1300 und dürfte damit die früheste ihrer Art sein.
Von solchen Messingröhrchen fand sich eine Vielzahl. Sie waren als Zierelemente auf die Kleidung aufgenäht.
Die Reste eines Pilgerzeichens aus Blei - einem Bescheidenheit und Demut symbolisierenden Material.
Diese Münze wurde in Würzburg geprägt und ist der Regierungszeit des Bischofs Hermann I. von Lobdeburg (1225-1254) zuzuweisen.
Massenhaft im Verband einer Geldbörse fanden sich sogenannte Händlein-Heller.
Der Münztypus des Händlein-Hellers wurde im 13. Jahrhundert in Schwäbisch Hall entwickelt. Von dort verbreitete er sich schnell als geringwertige Universalwährung und wurde vielerorts kopiert.
Die schwarz korrodierten Glasbruchstücke bildeten einst eine Öllampe.
Eine der klugen Jungfrauen am Nordportal des Erfurter Doms hält ein vergleichbares Gefäß in ihrer Rechten.
Das Fensterglas der Klosterkirche war mit Schwarzlot, einer Silberverbindung, bemalt.
Im Brunnen konnten sich dank des dauerfeuchten Milieus auch organische Substanzen wie hier das hölzerne Führungsrad des Ziehbrunnens erhalten.
Wohl zur Abwehr von Blitzeinschlägen war dieses Steinbeil in den Dachstuhl des Steinernen Hauses eingebaut.

Eine erste Restaurierung ausgewählter Fundstücke 2013, finanziert durch die ArGe „Kloster Einsiedel“, zeigte eine vergleichsweise gute Substanzerhaltung. Die Restaurierung eines Gutteils der restlichen Funde tut Not, da die Korrosion bei den Objekten aus Holz, Metall und Glas auch nach der Entnahme aus dem Boden weiter voranschreitet. Bis 2017 wurden 132 ausgewählte Objekte konservatorisch aufbereitet.

Die Restaurierung gliedert sich in drei Abschnitte: Zuerst wird den Stücken das angereicherte Salz entzogen (Entsalzung). Nach der sich über mehrere Monate hinziehenden Elektrolyse wird der oberflächlich anhaftende Schmutz und Rost mechanisch abgenommen. In einem dritten Schritt erfolgt die Stabilisierung der Objekte durch materialspezifische Festiger. Diese sollen auch der künftigen Korrosion vorbeugen. Dass bei den Funden vom Kloster Elisabethenzell zum Einsatz kommende Verfahren wird von ausgebildeten Restauratoren in Paderborn und Mainz vorgenommen. Erst nach Abschluss der Konservierungs- und Stabilisierungsarbeiten erschließen sich an den Stücken selbst feinste Bearbeitungsspuren. Beispielsweise werden die Prägungen auf den Münzen klar erkennbar und können dadurch recht genau eingeordnet werden.

Die Restaurierung eines Gutteils der Funde wird erst durch eine umfängliche Unterstützung der Rotary-Clubs Arnstein/Karlstadt und Lohr/Marktheidenfeld sowie Rotary International möglich. Die Maßnahme bildet einen wichtigen Baustein zur Erschließung des Klosters Elisabethenzell für die Öffentlichkeit.


Keramiken

 

Eisenobjekte