Nichts Genaues weiß man nicht

Niederadelsburgen in Spessart und Odenwald

4. Symposium zur Burgenforschung im Spessart

in 63872 Heimbuchenthal, Pfarrheim, St. Johannesstraße 1
am Samstag, den 26. November 2011

Eine Tagung der Gemeinde Heimbuchenthal und des Heimat- und Geschichtsvereins Heimbuchenthal, unterstützt vom Archäologischen Spessartprojekt – Institut an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg

mit einem Festvortrag
am Freitag, den 25. November 2011 um 19:00 Uhr

Sabrina führt ein Kindergartengruppe über die Ausgrabungen an der Mole.Seit 2004 stehen die Niederadelsburgen im Spessart und den angrenzenden Regionen im Fokus eines großen Forschungsprojektes des Archäologischen Spessartprojekts. Die meist kleinen Wehranlagen, bei uns auch als „Burgställe“ bezeichnet, wurden ab dem späten 11. Jahrhundert flächendeckend auf Höhenrücken und in Talauen errichtet. Beispiele hierfür sind die Ketzelburg in Haibach, die Wahlmich bei Waldaschaff, die „Vergessene Burg“ bei Alzenau oder die Mole bei Heimbuchenthal. Allen Anlagen gemeinsam ist ihre vergleichsweise geringe Größe und die hauptsächlich in Fachwerktechnik errichteten Gebäude. Anstelle von Ziegeldeckungen verfügten die kleinen Anlagen lediglich über Reetdächer. Nur in seltenen Fällen, wie etwa bei der Mole bei Heimbuchenthal, hat sich aus einer solchen Anlage später eine wehrfähige, steinerne Burg entwickelt.

Die Ziele der Erforschung solcher Burganlagen, deren einstige Erbauer – wenn überhaupt – nur mit Mühe identifiziert werden können, sind außerordentlich vielschichtig. Neben der Dokumentation des Umfangs und der Qualität der noch vorhandenen Bausubstanz geht es bei den Forschungen darum, möglichst viele Informationen über den Präsentations- und Wirtschaftsbereich zu erhalten. Geoarchäologische Untersuchungen können dazu beitragen, die Einflüsse der Burg auf die sie umgebende Kulturlandschaft aufzuzeigen. Dabei zeichnet sich ab, dass das Wechselspiel zwischen Umland und Burg eher einseitig war. In fast allen Fällen führten der Gewinn von Baumaterial für die Errichtung der Wehranlage und die Freihaltung der Sichtachsen zu massiver Erosion und damit zu einer unwiederbringlichen Verringerung des ehemals fruchtbaren Ackerlandes im unmittelbaren Umfeld der Burgen. Diese Tendenz verstärkte sich in Folge der Ausbeutung und Verarbeitung anstehender Rohstoffe. Gleichzeitig entstanden völlig neue Infrastrukturen wie Fisch- und Mühlteiche oder Jagdgehege, wurden Hänge für den Weinbau terrassiert. Es bildet sich damit im Wesentlichen jene Kulturlandschaft heraus, die bis in unsere Tage hinein die Landschaft und damit auch die Landschaftswahrnehmung prägt.

Auf einer Grundfläche von weniger als 400 Quadratmetern erhob sich im 14. Jahrhundert in den Niederungen der Elsava bei Heimbuchenthal eine kleine Burganlage.Im Rahmen des eineinhalbtägigen Symposiums möchten wir einem ganzen Bündel von möglichen Aspekten nachspüren. Mit dem Thema setzten sich gleichzeitig Archäologen, Geographen, Geologen, Geophysiker, Historiker und Kulturlandschaftsforscher auseinander. Nur in der Vernetzung aller Informationen wird deutlich, dass die kaum wehrfähigen Anlagen Landmarken und kleinräumige Zentren des Wirtschaftsgeschehens waren – und zwar in einer Zeit, bevor Spessart und Odenwald maßgeblich durch große Dynastenburgen wie die Henneburg oder die Wildenburg geprägt wurden. Natürlich muss man sich auch Gedanken über die Zukunft solcher Anlagen machen. Im 21. Jahrhundert werden die kleinen Bodendenkmale nur allzu leicht Opfer großflächiger Baumaßnahmen.

Vortragsprogramm
Freitag, 25. November 2011
19:00 – 19:15 Begrüßung durch Rüdiger Stenger, Bürgermeister der Gemeinde Heimbuchenthal
19:15 Festvortrag:
Stefan Wolters M.A. (St. Rochus): Vom Erdhügel zum Megaevent – der Geschichtspark Bärnau-Tachov
mit anschließendem Umtrunk
Samstag, 26. November 2011
10:00 – 10:15 Begrüßung durch Friedbert Kunkel, Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsvereins Heimbuchenthal
10:15 – 10:30 Begrüßung durch Gerhard Ermischer, Vorsitzender des Archäologischen Spessartprojektes
Themenblock I: Niederadelsburgen im Spessart
10:30 – 11:00 Harald Rosmanitz M.A. (Partenstein): Niederadelsburgen im europäischen Vergleich – eine Standortbestimmung
11:00 – 11:30 Kaffeepause
11:30 – 12:00 Dr. Gerrit Himmelsbach (Hösbach): Die Niederadelsburg im historischen Kontext
12:00 – 12:30 Hans Halbwachs (Amorbach): Archäometrie und Archäologie – wenn Matsch reden lernt
12:30 – 14:30 Mittagspause
Besichtigung des Areals der Burg „Mole“
Themenblock II: Die Burg Mole bei Heimbuchenthal
14:30 – 15:00 Sabrina Bachmann (Heimbuchenthal): Die archäologische Erforschung der Burg Mole
15:00 – 15:30 Friedbert Kunkel (Heimbuchenthal): Vorher Wiese und nachher Wiese – die Burg Mole aus Sicht eines Heimatforschers
15:30 – 16:00 Joachim Lorenz (Karlstein): Die Eisenverarbeitung im Elsavatal
16:00 – 16:30 Kaffeepause
Themenblock III: Neue Forschungen
16:30 – 17:00 Gesine Weber M.A. (Dietzenbach): Wer, wie, was, warum? Neue Forschungsergebnisse zur mittelalterlichen Befestigung Zellkirche bei Mainhausen-Zellhausen, Kreis Offenbach
17:00 – 17:30 Harald Rosmanitz M.A. (Partenstein): Tabula rasa – erste Ergebnisse der Ausgrabungen auf der Burg Wildenstein bei Eschau
17:30 – 18:00 Schlussbetrachtungen und Ausblick
 Impressionen

Begrüßung durch den Vorsitzenden des Heimbuchenthaler Geschichtsvereins.
Der Pfarrsaal in Heimbuchenthal war gut gefüllt.
Der Geschichtsverein sorgte für Speis und Trank.
Wie in den vergangenen Jahren wurden die Kaffeepausen zum Dialog genutzt.
Exkursion zur wieder verfüllten Grabung.
Sabrina erläutert, was man hier nicht (mehr) sehen kann.