Fromm und wehrhaft

Vom kirchlichen Leben auf Burgen, von befestigten Klöstern und Wehrkirchen

3. Symposium zur Burgenforschung in Spessart und Odenwald

in Weilbach-Weckbach, Dorfgemeinschaftshaus Weckbach, Ohrnbachtalstr. 37
am Samstag , den 13. November 2010

Eine Tagung der Arbeitsgemeinschaft Gotthardsberg, ein Zusammenschluss der Stadt Amorbach, der Gemeinde Weilbach, des Heimat- und Geschichtsvereins Amorbach und des Heimatvereins Weilbach-Weckbach, unterstützt vom Archäologischen Spessartprojekt

mit einem Festvortrag
am Freitag, den 12. November 2010 um 19:00 Uhr,
im Katholischen Pfarrheim, Amorbach

Unser Chef Gerhard gibt anlässlich des Gotthardsbergfestes 2010 eine Einführung in die Waffenkunde.Nach dem Umgang mit den hinterlassenen Befestigungen in Haibach 2009 stand 2010 der das Spannungsfeld Burg und Kirche im Mittelalter im Fokus des dritten Symposiums zur Burgenforschung in Weilbach-Weckbach.

Burgherren und Kirche hatten enge personelle und geistige Bindungen: der Adel besetzte alle Führungspositionen wie auch die meisten Dom- und Stiftsherrenstellen. Die Familien von Kirchengründern suchten ihren Einfluss auf Eigenkirchen und Klöster zu wahren, denn Kirchengüter stellten eine wichtige wirtschaftliche Basis des Adels dar, insbesondere zur Versorgung von Töchtern und nachgeborenen Söhnen.

Christliches Gebot zur Gewaltlosigkeit und Kriegsführung waren für die Kirche ursprünglich unvereinbar. Aus der Notwendigkeit, auch Waffenträgern einen Platz in der christlichen Ordnung einzuräumen, entstand das Ideal des „miles Christianus“, des christlichen Ritters. Damit wurden dem Adel Verhaltensformen auferlegt die nicht nur die Treue gegenüber dem Herrn und König einforderten, sondern auch Festigkeit im Glauben, Tapferkeit im Kampf für Kirche und Herrn und Schutz der Schwachen verlangten. Die Kirche nahm damit Einfluss auf die Regulierung bewaffneter Konflikte. Der Kampf für das Christentum verlieh dem Leben eines Ritters eine besondere Würde, eine eigenständige Berechtigung vor Gott.

Ort der Frömmigkeit war die Burgkapelle, die meist nur in sehr bescheidener Form als Andachtsnische oder -raum bestand. Eigenständige Kapellenbauten waren nahezu auf fürstliche und königliche Burgen beschränkt, doch auch diese erlangten nur im Ausnahmefall einen kirchenrechtlichen Status, wenn sie als Pfarrei der Vorburgsiedlung fungierten oder ein Stiftskollegium beherbergten. Als Grablege wurden separate Konvente bevorzugt und gefördert, die nicht nur die geistliche Memoria sicherten, sondern im Bedarfsfall auch die Abstammung dokumentieren konnten.

Welchen Stellenwert der Gotthardsberg bald nach Niederlegung der Burg Frankenberg und der Errichtung eines Klosters hatte, zeigt das Bruchstück einer Platte aus Porphyr. Sie bildete ursprünglich einen Teil eines romanischen Tragaltars.Odenwald und Spessart sind reich an Zeugnissen des harmonischen Miteinanders von Burg und Kirche. Es konnten sich jedoch auch Spannungen aufbauen, die bisweilen in  kriegerischen Konflikten endeten. Insbesondere war dies der Fall, wenn der Lehnsherr gleichzeitig hoher kirchlicher Würdenträger war. Geradezu beispielhaft dafür ist die wechselvolle Geschichte des Gotthardsberges, auf dem bereits im Hochmittelalter auf kaiserlichen Erlass hin die Burg Frankenberg niedergelegt und durch ein Kloster ersetzt wurde. Bei den diesjährigen Ausgrabungen der ArGe Gotthardsberg ging es in erster Linie darum, eben jene Übergänge zwischen Burg und Kloster auch archäologisch zu erfassen. Das Thema der dritten Burgentagung erlaubt es, erste Ergebnisse dieser für die regionale und auch überregionale Geschichtsschreibung bedeutende Anlage vorzustellen. Einen weiteren Themenschwerpunkt bilden die zahlreichen befestigten Kirchhöfe und die mit Schießscharten und Zinnen versehenen Kirchtürme. Es fragt sich, in wie weit es sich bei diesen Anlagen lediglich um leicht zu verteidigende Rückzugsräume der ortsansässigen Dorfbewohner handelt.

Vortragsprogramm
Freitag, 12. November
19:00 – 19:15 Begrüßung durch Peter Schmidt, Bürgermeister der Stadt Amorbach
19:15 Festvortrag:
Thomas Steinmetz (Brensbach): Odenwälder Dorfkirchen als Wehranlagen – ein noch unerforschtes Thema
mit anschließendem Umtrunk
Samstag, 13. November
10:00 – 10:10 Begrüßung durch Bernhard Kern, Bürgermeister der Gemeinde Weilbach
10:10 – 10:30 Begrüßung durch Gerhard Köhler, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Gotthardsberg
Themenblock I: Von befestigten Kirchhöfen und Wehrkirchen
10:30 – 11:00 Dr. Gerrit Himmelsbach (Hösbach): Vom Turm zur Kirche – Überlegungen zur Besiedlungsgeschichte im Mittelgebirge
11:00 – 11:30 Adolf Büttner (Ostheim): Die Kirchenburg Ostheim, ihre Bedeutung einst und jetzt
11:30 – 12:00 Kaffeepause
12:00 – 12:30 Bernhard Springer (Amorbach): Der Gotthardsberg in neuem Licht
12:30 – 13:30 Mittagspause
13:30 – 15:30 Besichtigung der Ausgrabungen auf dem Gotthardsberg
15:30 – 16:00 Kathrin Schäfer M.A. (Bamberg): Wehrhafte Kirchen am Obermain? Die Ausgrabung in der Ebensfelder Pfarrkirche
Themenblock II: Von Burgherren und Geistlichen
16:00 – 16:30 Harald Rosmanitz M.A. (Partenstein): Fundgeschichten – kirchlicher Alltag auf Burgen in Odenwald und Spessart
16:30 – 17:00 Christine Reichert M.A. (Mainaschaff): Porphyr im Odenwald? Der Tragaltar vom Gotthardsberg
17:00 – 17:30 Kaffeepause
17:30 – 18:00 Schlussbetrachtungen und Ausblick
 Impressionen

Begrüßung durch den Bürgermeister der Gemeinde Weilbach.
Einführung in das Thema durch den Grabungsleiter.
Was die Kirche für Burgen bauen kann: Die Kirchenburg in Ostheim.
Zahlreiche Mitgräber nahmen die Tagung zum Anlass, sich nach langer Grabungsabstinenz wieder zu treffen.
Führung auf dem Gotthardsberg bei stürmischem Wetter.
Christine referiert über den Porphyr vom Gotthardsberg.