Die archäologische Erforschung eines prähistorischen Ringwalls
Im Herbst 2008 und im Sommer 2009 untersuchten wir den Ringwall „Altenburg“ auf den Gemarkungen der Gemeinden Leidersbach und Sulzbach, Lkr. Miltenberg.
Die Maßnahme war ein Gemeinschaftsprojekt der Heimat- und Geschichtsvereine von Leidersbach und Sulzbach, der Gemeinde Leidersbach, des Marktes Sulzbach und des Archäologischen Spessartprojekts. Eine maßgebliche Förderung erfolgte durch die Kulturstiftung des Bezirks Unterfranken.
Die Anlage ist seit dem 19. Jahrhundert Schauplatz großflächiger Schürfungen: Anfangs baute man dort hochwertigen Sandstein ab. Auf dem gesamten Plateau und auch in die noch bis zu zehn Meter hohen Hänge der umschließenden Ringwälle wurden große Löcher gegraben. In den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts „gruben“ hier Schüler eines benachbarten Landschulheims. Bis zu ihrem Abzug in den 90er Jahren veranstalteten die Alliierten rund um die Altenburg regelmäßig Manöver. Zahlreiche Schützengräben wurden angelegt; Plateaus wurden mit Planierraupen geschoben. Heute findet man auf dem etwa 50.000 Quadratmeter großen Areal, auf dem bis auf die mächtigen Ringwälle wirklich alles zuoberst gekehrt wurde, gelegentlich Wühllöcher von Sondengängern. Vor allem aber fallen die tiefgreifenden Durchwühlungen durch Wildschweine ins Auge.
Man war vor Beginn der Grabungen davon ausgegangen, dass die in prähistorischer Zeit errichtete Altenburg auch noch im Mittelalter besiedelt war. Inzwischen wissen wir, dass die Anlage im Inneren eine kaum mehr vorhandene Kulturschicht aufweist, die nur etwa zehn Zentimeter unter die heutige Waldkante reicht. Die nun bekannte Benutzungszeit der Höhenburg spiegelt sich in den Funden wider.
Bis auf ein Keramikfragment und eine eiserne Fibel stammen sämtliche Funde der Ausgrabungen 2008/2009 aus der Michelsberger Kultur: Steinklingen, Abschläge, die Reste eines geschliffenen Beils sowie stark zerscherbte Trink- und Vorratsgefäße. Die Entdeckung einer so großen michelsbergerzeitlichen Anlage, die am Übergang von der Stein- zur Kupferzeit errichtet wurde und deren umlaufender Wall mehr als einen Kilometer lang ist, verändert grundlegend die bisherigen Vorstellungen der Landnahme am westlichen Spessartrand.
Bei den Grabungen 2008/2009 wurde deutlich, dass der innere Wall später, und zwar in der Eisenzeit, mit einer Pfostenschlitzmauer versehen wurde. Damit dürfte die Altenburg eine ähnliche Wallbefestigung besessen haben wie die Alteburg bei Bieber. Geringe Spuren lassen darauf schließen, dass die Anlage auch im frühen Mittelalter genutzt wurde.