Eine Wehranlage neben der Autobahn
Zwischen Mai und August 2016 sowie zwischen Mai und August 2018 untersuchte das Archäologische Spessartprojekt mit Unterstützung des Vereins für Heimatpflege Waldaschaff die Burg Wahlmich. In zwei dreimonatigen Kampagnen konnte auf einer Flur südwestlich der Gemeinde Waldaschaff, Landkreis Aschaffenburg auf einer Gesamtfläche von ca. 500 Quadratmetern die Reste einer hochmittelalterlichen Burg ausschnittsweise archäologisch untersucht werden. Das Projekt war nur möglich aufgrund des Entgegenkommens und der finanziellen Unterstützung des Eigentümes des Geländes, der Gemeinde Waldaschaff. Eine maßgebliche Förderung erfolgte durch die Kulturstiftung des Bezirks Unterfranken.
Vor Grabungsbeginn war man aufgrund der Geländebeschaffenheit und erster Lesefunde davon ausgegangen, dass die Burg Wahlmich eine Niederadelsburg des ausgehenden 12. Jahrhunderts sein könnte. Demnach entspräche sie in zeitlicher Einordnung, Struktur und Dimensionierung sowie in ihrer ursprünglichen Funktion der Ketzelburg bei Haibach. Schon in den ersten Grabungswochen wurde diese Theorie durch den Fund von über zwei Meter mächtigen Mauerfundamenten wiederlegt. Spätestens mit der Aufdeckung eines Segments des südlichen Burggrabens konnte die Burg als hochmittelalterliche, stark befestigte, steinerne Wehranlage angesprochen werden. Diese wurde im 13. Jahrhundert von den Grafen von Rieneck im Rahmen ihrer Expansion in Richtung Aschaffenburg an einem damals sicher nicht unbedeutenden Fernhandelsweg errichtet.
Nach ihrer Niederlage gegen den Erzbischof von Mainz bei Alzenau im Jahre 1266 dürfte die Burg zu jenen Befestigungen gehört haben, zu deren unverzügliche Niederlegung sich die Grafen von Rieneck in Folge dieser Ereignisse vertraglich verpflichten mussten. Die Niederlegung der Mauern weisen ebenso wie das Fundgut größte Ähnlichkeiten mit den Befunden und Funden vom Alten Schloss bei Kleinwallstadt auf. Nach ihrer Niederlegung geriet die Burg Wahlmich in Vergessenheit. Sie wurde seither nicht wieder besiedelt.
Aufgrund der hohen Dichte an Befunden war es 2016 lediglich möglich, die südliche Hälfte des Burghügels ausschnittweise archäologisch zu untersuchen. Die Nördliche Hälfte des Burghügel wurde 2018 ausschnittweise untersucht. Sowohl die Gemeinde Waldaschaff als auch der Verein für Heimatpflege Waldaschaff haben ihr Interesse bekundet, das Bodendenkmal für Interessierte dauerhaft zugänglich zu machen. Dafür sollen Teile der freigelegten Mauerstukturen gefestigt werden und sichtbar bleiben. Auch ist daran gedacht, ein Besucherleitsystem zu etablieren.