3. Internationales Symposium
zur archäologischen Erforschung mittelalterlicher
und frühneuzeitlicher Glashütten Europas

in Heigenbrücken/Spessart
vom 21. bis 23. Juli 2006

Auswahl an Glasfragmenten vom Kloster Elisabethenzell. Dort befand sich in der Mitte des 15. Jahrhunderts das Zwischenlager eines Glasmachers.Auf dem Symposium wurden Glashüttenregionen vorgestellt, die durch neuerliche, vor allem archäologische, aber auch historische, wirtschaftsgeschichtliche und technologische Untersuchungen Erkenntnisse für die Glasforschung erbracht haben. Diese Ergebnisse lassen sich auf internationaler Ebene vergleichen. Zudem wurde hier ein Forum geboten das den aktuellen Stand zur europäischen Glasforschung vermittelte. Die Vorträge des Symposiums gliederten sich jeweils in vier, etwa gleich stark besetzte Sektionen:

  • Das betreffende Glashüttengebiet und seine Kulturgeschichte
  • Berichte über deutsche Glashütten
  • Vorstellung europäischer Glasbetriebe
  • Archäologische Glasfunde aus ländlichen und städtischen Siedlungsstrukturen; neue technologische und konservatorische Erkenntnisse; allgemeine Hinweise

Die Tagung 2006 wartete aus aktuellem Anlass mit zwei Themen-Schwerpunkten auf:

Die Bedeutung des Glases für die Wirtschaftskraft des Spessarts in der Neuzeit war enorm. Als Qualitätsprodukte wurden jedoch nicht nur Trinkgläsen entlang von Main und Rhein bis in die Neiderlande verhandelt. Sorfältig in Holzwolle verpackt enthält diese Kiste im Glasmuseum Wertheim verschiedenfarbige Butzenscheiben.Zum einen ging es um die Ausgrabung eines ehemaligen Standortes aus der Zeit um 1620/1630 im Fichtelgebirge, an dem sowohl Glas als auch das Gestein Proterobas verarbeitet wurde. Der weltweit bislang einzige archäologische Nachweis eines solchen Betriebes interessierte nicht nur Archäologen, Glastechniker und Glashistoriker, sondern ebenso Geologen, Naturwissenschaftler und Kunsthistoriker.

Zum anderen feierte der glashistorisch bedeutende Spessart in diesem Jahr das 600jährige Bestehen der Spessarter Glasmacher-Ordnung des Jahres 1406. Im Rahmen des „Bundesfestes des Spessartbundes 2006“ in Weibersbrunn/Heigenbrücken wurde ein Überblick zum Stand der archäologischen und historischen Glasforschung im Spessart geboten.

Die Glasmacherei im Spessart heute: Wirtschaftskraft und - wie hier im Glasmuseum in Wertheim - touristische Besonderheit der Kulturlandschaft.Die Tagung wurde ergänzt durch weitere Berichte aus Deutschland (Münsterland, Holzen, Uslar, Potsdam, Sonneberg) sowie aus Böhmen (Doubice, Eger, Berikov), Nordpolen, Ungarn und Oberösterreich. Dazu kamen Referate zur Entwicklung von Glasrezepturen, Glastechnik und konservatorischen Behandlung archäologischer Glasobjekte.

Besichtigungen von Sammlungsbeständen und Exkursionen wurden ebenfalls angeboten.

Das Symposium wurde

maßgeblich gefördert von:

Tagungsprogramm
Freitag, 21. Juni 2006
10:30 – 10:40 Begrüßung durch Dr. Gerrit Himmelsbach (Aschaffenburg) und Dr. Peter Steppuhn (Lübeck)
10:40 – 11:00 Ingrid Berg (Glashütten im Taunus): Rückblick auf das 2. Symposium in Glashütten/Oberems
Dr. Peter Steppuhn (Lübeck): Neues aus dem Taunus seit Mai 2002
11:00 – 11:30 Dr. Gerrit Himmelsbach (Aschaffenburg): Glashüttenlandschaft Spessart – Forschungen in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
11:30 – 12:00 Dr. Leonhard Tomczyk (Lohr): Untersuchungen an Spessart-Gläsern
12:00 – 12:30 Herbert Bald M.A. (Lohr): Die Glasabteilung des Spessartmuseums in Lohr
12:30 – 13:30 Mittagspause
13:30 – 14:00 Harald Rosmanitz M.A. (Lohr): Glasproduktion und Glasfunde des späten Mittelalters auf den Spessartburgen Bartenstein und Wiesen
14:00 – 14:30 Michael Neubauer (Creußen): Zur Glasgeschichte des Fichtelgebirges vom 14. bis zum 19. Jahrhundert
14:30 – 15:00 Dr. Peter Steppuhn, (Lübeck): Ausgrabung einer Proterobas-Glashütte der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts bei Fichtelberg-Neubau
15:00 – 15:30 Kaffeepause
15:30 – 16:00 Prof. Dr. Edda Rädlein (Bayreuth) und Barbara Rabus (Bayreuth): Eigenschaftsuntersuchungen an schwarzem Glas aus Proterobas
16:00 – 16:30 Dr. Eva Černa (Most): Neue Ergebnisse zur Erforschung der Glashütte Doubice in Nordwestböhmen (14./15. Jahrhundert)
16:30 – 17:00 Dr. Pavel Sebesta (Eger): Mittelalterliche und neuzeitliche Glasfunde aus Grabungen im böhmischen Eger (Burg und Stadt)
18:00 Festvortrag:
Dr. Gerhard Ermischer (Aschaffenburg): Zwischen Venedig und Antwerpen – Der Spessart als europäische Wirtschaftslandschaft
Samstag, 22. Juni 2006
09:00 – 09:30 Orsolya Meszaros (Visegrád): Archaeological remains of the medieval glass workshop in the 15th century royal residence Visegrád, Hungary
09:30 – 10:00 Kinga Tarcsay M.A. (Wien): Erster archäologischer Nachweis von Tellerglasherstellung des 17. Jahrhunderts in Niederösterreich
10:00 – 10:30 Wolfram Giertz (Aachen): Hinweise auf karolingerzeitliche Glasverarbeitung und Rohglaserzeugung in einem Gutshof des fiscus palacii Aachen
10:30 – 11:00 Kaffeepause
11:00 – 11:30 Dr. Sören Frommer (Tübingen): Die Glashütte Glaswasen im Schönbuch. Zur Infrastruktur und den Methoden ihrer Erschließung
11:30 – 12:00 Thomas Schwämmlein (Sonneberg): Standorte ehemaliger Glashütten im Landkreis Sonneberg, Thüringen
12:00 – 12:45 Prof. Dr. Hans-Georg Stephan (Halle/Saale) und Radoslaw Myszka M.A. (Göttingen): Neue Ausgrabungsergebnisse der Glashütte „Am Lakenborn“ bei Uslar im Solling
12:45 – 13:15 Dr. Christian Leiber (Bevern): Eine Bouteillen-Manufaktur (1744-1768) bei Holzen, Südniedersachsen
13:15 – 14:15 Mittagspause
14:15 – 14:45 Lothar Franze (Potsdam): Kunckel’s „Cristallinen-Hütte“ in Potsdam (1679-1736)
14:45 – 15:15 Prof. Dr. Hans Wedepohl (Göttingen): Zeitliche Änderung der Zusammensetzung des mittelalterlichen Holzasche-Glases
15:15 – 15:45 Heike Tausendfreund M.A. (Münster): Wein- oder Biertrinker? Was sagen archäologische Glasfunde der Neuzeit über ihre westfälischen Besitzer aus?
15:45 – 16:15 Kaffeepause
16:15 – 16:45 Kleine Beiträge, Meldungen, Hinweise
16:45 – 17:15 Dr. Peter Steppuhn (Lübeck): Zusammenfassung, Ausblick
Sonntag, 23. Juni 2006
10:00 – 14:30 Exkursion zu Denkmälern und Museen im Spessart (Führungen: Dr. Gerhard Ermischer und Dr. Gerrit Himmelsbach)
15:00 – 19:00 Teilnahme an der Hauptveranstaltung: „600 Jahre Bund der Glasmacher in und um den Spessart“ (Historische Spielszenen)

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Hier finden Sie eine Zusammenfassung der Vorträge als PDF


 Impressionen

Gerrit begrüßt die Teilnehmer und Gäste.
Der Vortragssaal im Tagungshotel war bis auf den letzten Platz besetzt.
Sodann schloss sich Gerrits Vortrag zur Glashüttenlandschaft Spessart an.
Gerhard war trotz der Hitze noch zu Lachen zu mute, ...
... doch abends hatte er den Abendvortrag im Festsaal des Tagungshotels zu halten.
Natürlich bot er - nun mit etwas ernsthafterer Mine - einen interessanten Blick in die Wirtschaftsgeschichte des Spessarts, ...
...dem die Zuhörer ihre ungeteilte Aufmerksamkeit schenkten.