Der Spessart ist eine Landschaft mit einem ausgeprägten Image: Wald, Jagd und Räuber. Damit eignet er sich ideal für Schriftsteller und Dichter: Wer Spessart liest, der hört ganz von selbst, wie die hohen Bäume rauschen, ein tiefer Klang, der weiß, dies ist eine alte Landschaft. Die gibt es gar nicht mehr; hier ist die Zeit stehen geblieben, um Kurt Tucholsky zu zitieren. Ob Klischee und Wahrheit weit auseinander klaffen, spielt in der Welt der Literatur keine Rolle. Ein starkes Bild, immer wieder bestätigt: das ist der Stoff, aus dem sich Träume weben lassen.

An diesem Bild haben viele gemalt, mit kräftigen Pinselstrichen oder mit feiner, spitzer Feder. Der Spessart begegnet uns im Nibelungenlied, am dramatischen Höhepunkt, wenn Hagen sich anschickt Siegfried ins Verderben zu locken, in den Gedichten der Minnesänger, den Lebenserinnerungen des Götz von Berlichingen, in einem dramatischen Sittengemälde des Nürnberger Meistersingers Hans Sachs. Auch der Herr Geheimrat Goethe spazierte im Schatten des Spessarts. Die Romantiker konnten gar nicht genug von diesem Urbild des deutschen Waldes bekommen, egal wie sehr er ausgedünnt und bewirtschaftet, aufgeforstet und ausgebeutet wurde, hier rauschten die Buchen und Eichen im Blätterwalde und tummelten sich Wolf und Bär mit Wildschein und Räuber. Dazwischen ertönen jedoch auch überraschende Laute. Des Alphorns Klang durchzieht den Spessart in manchen Gedichten und Erzählungen und kündet damit leise von einer Heidelandschaft mit zahlreichen Schafherden und Hirten, die sich in großen Teilen des eben doch nicht gar so dicht bewaldeten Spessarts ausbreitete. Die Dichter schrieben nicht nur über den Spessart. Manche lebten hier oder verbrachten zumindest einige Zeit in dieser Landschaft.