Die Karolingerzeit in Unterfranken und darüber hinaus
Eine archäologische Spurensuche

15. Symposium zur Burgenforschung in Spessart und Odenwald

Eine Tagung der Arge Seehausen, des Marktes Zellingen, des Historischen Vereins Karlstadt e.V.
und des Archäologischen Spessartprojekts e.V. – Unterfränkisches Institut für Kulturlandschaftsforschung an der Universität Würzburg

 

am Freitag, den 17. Mai 2024,
mit einem Festvortrag ab 19:00 Uhr

und am Samstag, den 18. Mai 2024,
von 9:00 bis 19:00 Uhr

im Pfarrheim Zellingen, Schulplatz 7,
in 97225 Zellingen

 

Der Eintritt ist frei!

 

Programm

(Download als PDF )

 

Freitag, 17. Mai 2024
14:00 – 14:10 Uhr Begrüßung durch Stefan Wohlfart, Bürgermeister des Marktes Zellingen
14:10 – 14:30 Uhr Dr. Harald Rosmanitz (Partenstein)
Gedanken zum Tagungsthema
THEMENBLOCK I: Die Karolingerzeit als Forschungsfeld der Archäologie
14:30 – 15:00 Uhr Dr. Gerald Grimm (Bonn)
Image Karls des Großen
15:00 – 15:30 Uhr Tanja Kilzer (Trier)
Zwischen Krieg und Frieden – archäologische und kunsthistorische Forschungen zum Klosterleben in Northumberland im 8. Und 9. Jahrhundert
15:30 – 16:00 Uhr Dr. Anja Pütz (Aschheim) und Dr. Michael Machert (Jena)
Die merowinger- bis karolingerzeitliche Siedlung Iphofen-Dornheim – Eine normale(?) Siedlung im ländlichen Raum Unterfrankens
16:00 – 16:30 Uhr Kaffeepause
16:30 – 17:00 Uhr Johannes Blaha und Laura Meschner (Jena)
Neues aus der Pfalz Salz – Nachpfalzzeitliche Siedlungsspuren des 10. bis 12. Jahrhunderts
17:00 – 17:30 Uhr Patrick Rauch (Amöneburg)
Neu entdeckte karolingische Fundstellen im Amöneburger Becken
17:30 – 18:00 Uhr Michael Gottwald (Wiesbaden)
Vom Herrenhof zum Wirtschaftshof – Die Wüstung Arnesburg in der nördlichen Wetterau
18:00 – 19:00 Uhr Kaffeepause
Festvortrag
19:00 Uhr Begrüßung durch Dr. Ralf Obst, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege
19:10 Uhr Tilmann Marstaller (Tübingen)
Karolinger heute – der Campus Galli bei Meßkirch

 

Samstag, 18. Mai 2024
09:10 – 09:20 Uhr Begrüßung durch Beatrix van Venrooy, Vorsitzende des Historischen Vereins Karlstadt e. V.
09:20 – 09:30 Uhr Begrüßung durch Wolfgang Beyer, Vorsitzender des Archäologischen Spessartprojekts e. V.
THEMENBLOCK II: Die Ausgrabungen in der „Wüstung Seehausen“
09:30 – 10:00 Uhr Dr. Harald Rosmanitz (Partenstein)
Mehr als ein Dorf. Die Grabungen einer Anlage aus der Karolingerzeit bei Zellingen-Duttenbrunn
10:00 – 10:30 Uhr Sabrina Bachmann (Heimbuchenthal)
Das frühmittelalterliche Reihengräberfeld aus Duttenbrunn – Ein archäologischer Vorbericht
10:30 – 11:00 Uhr Kaffeepause
11:00 – 11:30 Uhr Dr. Harald Rosmanitz (Partenstein)
Unerwartet kommt oft … – Ein mittelalterlicher Brunnenschacht mitten im Nirgendwo
11:30 – 12:00 Uhr Dr. Christian Büdel (Würzburg)
Einblicke in den Landschaftswandel im Umfeld der karolingischen „Wüstung Seehausen“
12:00 – 14:00 Uhr Mittagspause mit Exkursion

– Besichtigung der Wüstung Seehausen (Führungen: Sabrina Bachmann und Christine Reichert)

– Besichtigung der Siedlungsstellen in Karlburg bei Karlstadt (Führung: Dr. Ralf Obst)

Alternative bei schlechtem Wetter: Besichtigung des Museum Karlstadt (Führung: Historischer Verein Karlstadt)

Fahrgemeinschaften, festes Schuhwerk empfohlen

THEMENBLOCK III: Die Karolingerzeit im nahen Umfeld von Seehausen
14:00 – 14:15 Uhr Christine Reichert (Mainaschaff)
Raus aus dem Klassenzimmer, ran an den Spaten – die Schulprojekte des ASP, Fachbereich Archäologie
14:15 – 14:30 Uhr Anton Stegerwald (Goldbach)
Ein Blick nach vorne – Die Grabung Seehausen aus der Sicht eines jungen Mitgrabenden
14:30 – 15:00 Uhr Dr. Ralf Obst (Bamberg)
Grundlagen der Besiedelung am Mittelmain im Frühmittelalter
15:00 – 15:30 Uhr Michael Möbius (Karlstadt)
Frühmittelalterliche Eliten am Gespringsbach – Merowinger- bis karolingerzeitliche Funde von den Wüstungen Paint und Kirchberg bei Zellingen
15:30 – 16:00 Uhr Kaffeepause
THEMENBLOCK IV: Neue Forschungen und Trends
16:00 – 16:30 Uhr Sabrina Bachmann (Heimbuchenthal) und Dr. Harald Rosmanitz (Partenstein)
Vom Scherbenhaufen zum Kachelofen. Die Visualisierung eines Kombinationsofens vom Gotthardsberg
16:30 – 17:00 Uhr Joachim Lorenz (Karlstein)
Ein neues Werkzeug zur Analyse – nicht nur von archäologischen Fundstücken
17:00 – 17:30 Uhr Dr. Harald Rosmanitz (Partenstein)
Die Grabungen auf dem Lufthof bei Dorfprozelten – Ein Ausblick
17:30 – 18:00 Uhr Abschlussdiskussion

Schwerpunkt des 15. Symposiums zur Burgenforschung im Spessart ist die Ausgrabung, die 2023 bei Zellingen-Duttenbrunn durchgeführt werden konnte. Das Gemeinschaftsprojekt des Archäologischen Spessartprojekts e. V. (ASP), des Marktes Zellingen und des Historischen Vereins Karlstadt e. V. zeichnete sich unter anderem durch die enge Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege (BLfD) aus.

Die Grabung gab das Leitthema des Symposiums 2024 vor: „Die Karolingerzeit in Unterfranken und darüber hinaus – eine archäologische Spurensuche“. Wie in den vorrangegangenen Veranstaltungen ist es möglich, mit der Thematik einen direkten Bezug zu einem aktuellen Forschungsprojekt zu schaffen. Dies ist sowohl inhaltlich als auch räumlich zu verstehen.

Mit der Beschäftigung mit den Hinterlassenschaften des 8. und 9. Jahrhunderts greifen wir für unsere Verhältnisse weit in die Vergangenheit zurück. In jener Epoche kristallisierten sich Strukturen heraus, die für die kommenden Jahrhunderte in vielerlei Hinsicht entscheidend werden sollten.

Was als archäologische Untersuchung eines karolingerzeitlichen Dorfes angelegt war, mündete im fünfmonatigen Ergraben einer Anlage, die mit aller Vorsicht als Königsgut bezeichnet werden kann. Eine solche planmäßig angelegte Siedlung, wie sie beispielsweise im St. Galler Klosterplan integriert ist, diente zur Produktion und Verarbeitung agrarischer Erzeugnisse für den überregionalen Bedarf. Sie unterschied sich damit grundlegend von jenen Dörfern in der Karolingerzeit, die das Gros der Siedlungskammern der Landschaft bildeten. Die Freilegung einer Darre, deren Unterbau aus Steinen errichtet wurde, verdeutlicht eindrücklich die Zuweisung der Siedlung von Seehausen zu einer karolingerzeitlichen Siedlungsform, die bislang lediglich aus zeitgenössischen Schriftquellen bekannt ist. Der Charakter der Anlage spiegelt sich auch in dem ungewöhnlich dicht belegten, dazugehörigen Gräberfeld.

Mit einem mutmaßlichen Königsgut und einem nur wenige Kilometer entfernten, gut untersuchten Königs- und später Bischofsgut, der villa und dem castellum in Karlburg sind zwei Verwaltungseinheiten archäologisch fassbar, in denen die Einflussnahme der Obrigkeit auch im archäologischen Befund zum Ausdruck kommt. Es lassen sich Strukturen fassen, die in der bislang kaum erforschte Grauzone zwischen Kaiserpfalz, Bischofsitz und Dorf anzusiedeln sind.