Geographisch-geologischer Überblick
Topographische Übersicht der Umgebung des Klosters Elisabethenzell. Legende: dunkelgrün: Nadelwald, graugrün: Mischwald, hellgrün: Laubwald, blaßgrün: Wiesenflächen, rosa: Siedlungsflächen. Bearbeitung: Spessart-GIS, Datengrundlage: Bayerische Vermessungsverwaltung.

Topographische Übersicht der Umgebung des Klosters Elisabethenzell

Das Kloster Elisabethenzell, auch als Kloster Einsiedel bezeichnet, liegt im Bereich eines langgestreckten Höhenrückens, der sich von der zweithöchsten Erhebung des Spessarts, der Hermannskoppe (567m NN) über die Bayerische Schanz, den Schanzkopf, die Lohrer Höhe, die Höhen 481 und 446 bis zum Johannesberg (431m NN) zwischen Rieneck und Langenprozelten erstreckt. Der Höhenrücken treppt von der Hermannskoppe in einzelnen Verebnungen zu den Anhöhen des Sinntals von Westen nach Osten ab. Insgesamt wird der Höhenrücken durch die Täler des Fließenbaches im Norden, sowie denVillbachgrund im Süden gegliedert. Der Fließenbach mündet bei Rieneck in die Sinn, der Villbachgrund geht laut Topographischer Karte ohne Fließgewässer in den Hallengrund über, der dem Sindersbachtal zustrebt. Der Sindersbach schließlich mündet südwestlich von Langenprozelten in den Main.

Administrativ gehört die Lokalität Elisabethenzell zur Stadt Rieneck und liegt am südwestlichen Rand der Gemarkung. Unmittelbar angrenzend befindet sich das gemeindefreie Gebiet des Ruppertshüttener Forstes und nördlich davon der Herrnwald, der ebenfalls gemeindefrei ist. Erst weiter westlich schließt das Gebiet der Stadt Lohr am Main mit seinem Stadtteil Ruppertshütten an. Die Bayerische Schanz, heute als Ausflugslokal genutzt, liegt an der hessisch-bayerischen Landesgrenze. Im Hessischen schließt die Gemeinde Flörsbachtal mit ihrem östlich gelegenen Ortsteil Lohrhaupten an.

Die ehemalige Klosterstelle liegt heute inmitten ausgedehnter Forstbereiche, die nur von kleineren Rodungsinseln oder schmalen Talzügen unterbrochen werden.1 Diese werden meist als Grünland, historisch mit der Methode der Wiesenbewässerung, bewirtschaftet. Die nächste Siedlung ist Ruppertshütten, die Luftlinie 2,9km entfernt ist. Die Bayerische Schanz liegt 4,6km entfernt, Rengersbrunn 4,1km, Rieneck 4,6km und Langenprozelten 5,9km. Nach der Naturräumlichen Gliederung Deutschlands2 bzw. bezogen auf das Blatt 1:200.000 Schweinfurt3 ist das Gebiet dem Nordöstlichen Sandstein-Spessart (141.5) zuzuordnen. Das Gebiet gehört zu den höchsten Erhebungen des Spessarts. Neben dem zentralen Höhenzug bei Rohrbrunn, der mit dem Geiersberg mit 586m NN den höchsten Punkt aufweist, liegt in der Umgebung der Bayerischen Schanz ein weiterer Hochbereich. Dieser wurde als eigenständige Geomorphologische Raumeinheit „Waldspitze“ bezeichnet4 und umfasst den Höhenrücken von der Sohlhöhe bei Lohr am Main über die Herrmannskoppe bis zur Aurahöhe bei Aura im Sinngrund. Die Herrmannskoppe bezeichnet dabei mit 567m NN die höchste Erhebung dieses Höhenzuges und die zweithöchste Erhebung des Spessarts. Insgesamt liegt das Gebiet um das Kloster Elisabethenzell im Höhenniveau von 400–500m über NN, der Klosterstandort selbst bei 440m NN. Auf der Hangneigungskarte  ist schön das zusammenhängende Höhenrückensystem anhand der hellen Einfärbungen zu erkennen. Historische Handelswege, wie die Birkenhainer Straße, nutzen konsequent das Höhenrückensystem, so auch im Bereich des Klosters Elisabethenzell. Anhand der braunen Farbtöne werden die steilen Hangpartien dargestellt. Eine Gliederung des Höhenrückens durch langgestreckte Täler, wie der Fließbachgrund ist ersichtlich, darüber hinaus eine untergeordnete Gliederung der Talhänge in einzelne klingenartige Täler ohne permanentes Fließgewässer.

Geologische Detailkarte im Bereich des Klosters Elisabethenzell. Aus: Schwarzmeier 2013.

Geologische Detailkarte im Bereich des Klosters Elisabethenzell

Die detaillierten geologischen Verhältnisse in der Umgebung des Klosters Elisabethenzell wurden jüngst in der GK 25 5923 Blatt Rieneck publiziert.5 Grundsätzlich ist das Gebiet von den Gesteinen des Buntsandsteins geprägt, wobei an den Talhängen Gesteinsserien des Unteren Buntsandsteins (su) und im Bereich der Hochflächen und am Oberhang die des Mittleren Buntsandsteins (sm) anstehen.6

Profil durch den Höhenrücken der Birkenhainer Straße. Bearbeitung: Spessart-GIS; Datengrundlage: Bayerische Vermessungsverwaltung.

Profil durch den Höhenrücken der Birkenhainer Straße

Das Geologische Profil durch den Höhenrücken beim Kloster Elisabethenzell kann schematisch wie folgt beschrieben werden. In der Talsohle sind Talverfüllungen (,,ta) verbreitet, die sich aus Abschwemmungen während der letzten Eiszeit oder aus der Nacheiszeit zusammensetzen. Morphogenetisch spielen der Einfluss des Menschen und sein wirtschaftliches Wirken eine bedeutende Rolle. Eine Destabilisierung der Deckschichten infolge der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung führte verstärkt ab dem Hochmittelalter zu Erosionsprozessen an den Hängen sowie Akkumulationsprozessen in den Talniederungen. Die Lockersedimente überdecken damit den festen Gesteinsuntergrund der Talsohle. Auch an den Hängen wird der feste Gesteinsuntergrund in der Regel durch Solifluktionslagen ‚verschleiert‘. Diese sind eiszeitlicher Entstehung und als Folge der gravitativen Verlagerung des sommerlichen Auftaubereiches zu sehen. Die Geologische Detailkarte weist hierbei nur die mächtigeren Partien aus (Xhg, ,,fl), wenngleich Solifluktionslagen sämtliche Hänge überdecken. Gelegentlich werden kleinere Inseln von Löß ausgewiesen (,Lo), die als Reste einer einst mächtigeren Lößdecke gesehen werden können. Bei einer Betrachtung der sogenannten abgedeckten Geologie, also einer Betrachtung ohne quartäre Deckschichten, sieht die Gesteinsserie wie folgt aus: Zuunterst lagern hier die Sedimentgesteine der Calvörde-Formation (suC), des sogenannten Dickbank-Sandsteins. Dieser wurde in älteren Arbeiten als „Unterer Miltenberger Sandstein“ bezeichnet. Der größte Teil des bis zu 80 m mächtigen Sedimentpaketes steht im Bereich Einsiedel unterhalb der Talsohle an, die höheren Gesteine dieser Formation treten in den tiefer gelegenen Tälern z.B. am Sintersbach in einer Mächtigkeit von wenigen Metern an den Unterhängen (unter quartärer Überdeckung) in Erscheinung.7 Darüber lagern die Sandsteine der Bernburg-Formation (suB) an. Der etwas grobkörnigere Basissandstein (suBB) erreicht eine Mächtigkeit von 25-30m und steht an den Talschlüssen nahe des Klosters Elisabethenzell an. Diese Einheit wurde ursprünglich als „Oberer Miltenberg Sandstein“ bezeichnet. Der Tonlagensandstein (suBT) entspricht der Miltenberger Wechselfolge der älteren Literatur.8 Er bildet die geologische Grundlage der Unterhänge der Talflanken und erreicht im Profil eine Mächtigkeit von 40-45m. Bei dem blassvioletten Sandstein sind häufig mehr Tonanteile enthalten, daneben treten zwischen den einzelnen Sandsteinlagen häufig Tonlagen auf. Die Volpriehausen-Formation im Hangenden gehört nun bereits dem Mittleren Buntsandstein an. Zunächst bildet der Volpriehausen-Geröllsandstein (smVS) die Basis dieser Formation. Die Geologen schreiben dieser Gesteinsserie aufgrund der mechanischen Härte eine Versteilung der Hangbereiche, z.B. am Oberhang der Hochflächen in der Umgebung des Klosters Elisabthenzell zu.9 Bei diesen Gesteinen handelt es sich um eher mittel- bis grobkörnige Sandsteine häufig mit Tongallen und Geröllen als Einschlüsse. Diese Einheit ist maximal 28m mächtig.

Im Bereich der Hochfläche, auf der das Kloster Elisabethenzell liegt, stehen noch wenige Meter der Volpriehausen Wechselfolge an. Weiter südöstlich von Einsiedel ist diese Gesteinseinheit in ihrer Gesamtmächtigkeit von bis zu 65m erschlossen. Im Bereich von Einsiedel ist es nur noch eine Restmächtigkeit. Insgesamt sind die Gesteine in einer eintönigen Abfolge fein- bis grobkörnig sortiert und meist blassrot, z.T. weißgestreift eingefärbt. Es wird von teils intensiven Verwitterungen berichtet10, die allerdings weniger in der Lithologie sondern in der kreide- und tertiärzeitlichen Verwitterungsdynamik begründet ist.11 Eine Beschreibung dieser Verwitterungsdynamik unter tropenähnlichen Bedingungen im Spessart liegt vor. Es ist hervorzuheben, dass letztlich die Flächenreste der tropischen Rumpffläche, die heute in den Höhenrücken und Hochflächen konserviert sind, in der Vergangenheit als geeignete Wegetrassen erkannt wurden. Das zusammenhängende Höhenrückensystem des Spessart liegt der Topographie des Altwegesystems zu Grunde.

Die Birkenhainer Straße muss sicher als Standortfaktor zur Gründung und zum Betrieb des Klosters Elisabethenzell gesehen werden. Der morphogenetische Aspekt ist daher wichtig für das Verständnis der topographischen Situation des Klosters. Bei der Kartierung der Geologischen Karte 1:25.000 wurde man auf die anthropogene Veränderung im Bereich des Klosters aufmerksam und hat diesen Bereich als künstliche Ablagerungen (,,ya) auskartiert.12 Die Erläuterung zum Kartenwerk geht allerdings auf die Kartierung beim Kloster Elisabethenzell nicht weiter ein.

* Ein Beitrag von Dr. Jürgen Jung, Archäologisches Spessartprojekt

Weiterführende Literatur:

Jürgen Jung, GIS-gestützte Rekonstruktion der neogenen Reliefentwicklung tektonisch beeinflusster Mittelgebirgslandschaften am Beispiel des Spessarts (NW-Bayern, SE-Hessen). – Diss. Univ. Würzburg, Würzburg 2006. Online verfügbar.
Jürgen Jung, Geographie und Geologie der Altenburg zwischen Sulzbach/Soden und Leidersbach im Spessart, in: Heimat- und Geschichtsverein Sulzbach und Leidersbach, Harald Rosmanitz (Hg.), Die Altenburg zwischen Sulzbach und Leidersbach, Neustadt a. d. Aisch 2012, S. 13–20.
Josef Schwarzmeier, Geologische Karte von Bayern. Blatt Nr. 5923 Rieneck, Augsburg 2013.
Josef Schwarzmeier, Winfried Weinelt, Erläuterungen zur Geologischen Karte von Bayern 1:100000 Naturpark Spessart, München 1981.
Brigitte Schwenzer, Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 140 Schweinfurt. Geographische Landesaufnahme 1:200000, Bad Godesberg 1968.
Jürgen Siebert, Der Spessart. Eine landeskundliche Studie, Breslau 1934.
Subkommission Perm-Trias, Beschlüsse zur Festlegung der lithostratigraphischen Grenzen Zechstein/Buntsandstein/Muschelkalk und zu Neubenennungen im Unteren Buntsandstein in der Bundesrepublik Deutschland, in: Zeitschrift für Angewandte Geologie 39 (1993), S. 76–81.


Jürgen Jung, Kleinwallstadt 2016

  1. Siebert 1934.
  2. Emil Meynen, Josef Schmithüsen, Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands, (Veröff. Bundesanstalt für Landeskunde) Remagen 1955.
  3. Schwenzer 1968.
  4. Jung 2006.
  5. Schwarzmeier 2013.
  6. Schwarzmeier/Weinelt 1981.
  7. Schwarzmeier 2013.
  8. Subkommission Perm-Trias 1993.
  9. Schwarzmeier 2013.
  10. Schwarzmeier 2013.
  11. Jung 2006.
  12. Schwarzmeier 2013.