Burgen oder ihre Baubefunde lassen sich oft nur durch das Fundgut datieren, so auch auf der Burg Wahlmich bei Waldaschaff. Dies trifft dort auf alle Perioden zu. Erst die Analyse hunderter Keramikfragmente erlaubte die zeitliche Einordnung der Nutzung der Burg im 13. Jahrhundert. Aus der nachburgzeitlichen Nutzung der Anlage ist ein aus den obersten Verfüllungsschichten im Bereich der nördlichen Ringmauer gefundener Glasbecher aus der ersten Hälfe des 15. Jahrhunderts zu nennen. Im Graben und in der Nordostecke des Palaskellers fanden sich knapp unterhalb des Humus Keramiken und Ofenkeramiken aus dem 17. Jahrhundert.


Keramik/Ziegel

 


Eisen


Edelmetall


Sonstiges


Darüber hinaus geben uns die Funde wesentliche Aufschlüsse über das Leben der Burgbewohner. Zahlreiche Gegenstände und Geräte zeugen vom Alltag der Niederadeligen auf der Burg Wahlmich.  Nur in der Öffentlichkeit versuchte der Adel, die schlichte Funktionalität des Alltags hinter sich zu lassen und sich so von den anderen sozialen Gruppen abzuheben. Der auf Abgrenzung bedachte höfische Lebensstil betraf besonders die Sachkultur, die ein geeignetes Mittel zur Repräsentation und Legitimation bildete. Aber auch im Baukonzept der Burganlage, vor allem im Palas, findet dieser Trend seinen Widerhall. Elemente, die dem höfischen Lebensstil zugeordnet wurden[1], müssen heute einer wesentlich breiteren Bevölkerungsschicht zugewiesen werden. So fanden sich Becherkacheln bzw. Spitzkacheln auch in Bauernhäusern, welche darüber hinaus auch über eine nicht zu unterschätzende Anzahl von doppelhenkeligen Tüllenkannen verfügten.[2]

Bei Grabungsbeginn waren von der Burg Wahlmich lediglich jene Fundstücke bekannt, die bei den Begehungen des Bodendenkmals am 29. März 2008 geborgen wurden.[3] Das bei den Grabungen 2016 und 2018 zu Tage geförderte Fundgut wurde im Nachgang noch durch zwei restaurierte eiserne Pfeilspitzen ergänzt, die der Verein für Heimatpflege Waldaschaff aus einem Nachlass erwarb.

Die Funde der Grabungen 2016 und 2018 waren auf der Burg Wahlmich primär im Nutzungshorizont der Perioden 2 sowie im Zerstörungshorizont der Periode 3 anzutreffen. Ein zeitlicher Abgleich gelingt über Vergleiche mit den durch das Archäologische Spessartprojekt ergrabenen Bodendenkmalen in Hösbach-Rottenberg (Gräfenberg und Klosterberg), Kleinwallstadt (Altes Schloss und Templerhaus), sowie Eschau (Wildenstein).


Anmerkungen

[1] Vgl. Christof Krauskopf, Tric-Trac, Trense, Treichel. Untersuchungen zur Sachkultur des Adels im 13. und 14. Jahrhundert. Univ., Diss.–Basel, 2003, Bd. 11, (Reihe A, Forschungen) Braubach 2005.

[2] Stefanie Müller, Harald Rosmanitz, Neue Erkenntnisse zu mittelalterlicher ländlicher Siedlung am Übergang vom Spessart zum Vogelsberg. Die Wüstung Stubach bei Ulmbach, Stadt Steinau an der Straße, im Main-Kinzig-Kreis, in: hessenArchäologie 2015 (2016), S. 154–156.

[3] Christine Engler, Keine Burg weit und breit? Die Burgenlandschaft des westlichen Spessart vom 12. bis 14. Jahrhundert. Masch. Magisterarbeit, Bamberg 2009., Bd. 1, S. 69-70


© Harald Rosmanitz, Partenstein 2018