Die bei den Grabungen auf dem Kloster Elisabethenzell gefundenen Fragmente von mindestens drei Aquamanilen sind derzeit die jüngsten Keramiken ihrer Art, die bei Bodenuntersuchungen durch das Archäologische Spessartprojekt auf untermainischen Burgen und Klöstern zu Tage gefördert werden konnten. Sämtliche Aquamanilen von der Ratsstation bei Rieneck sind in Pferdeform gearbeitet. Das Fragment östlich des Mönchschores steht mit seiner braunen Glasur noch ganz in der Tradition der um 1250 gefertigten Aquamanilen vom Alten Schloss in Kleinwallstadt und von der Burg Wahlmich bei Waldaschaff. Aufgrund seiner Machart und des verwendeten Tons kann der Kopf eines Aquamaniles nördlich des Gesindehauses eindeutig der Zeit um 1300 zugewiesen werden. Wie alle anderen Aquamanilenfragmente lag auch dieses im Brandschutt der Klosterzerstörung von 1333. Aus der Hand desselben Töpfers dürfte auch ein grün glasiertes Spielzeugpferdchen stammen, das im Friedhof nördlich der Klosterkirche ergraben werden konnte.
Die drei Aquamanilen vom Kloster Elisabethenzell waren wahrscheinlich gleichzeitig in Benutzung. Je nach Status des Besuchers dürfte ein hochwertiges Handwaschgefäß aus Metall oder glasierter Keramik oder lediglich eines aus unglasierter Keramik zum Einsatz gekommen sein. In ihrer Funktion versinnbildlicht die Keramik in einzigartiger Weise die Rolle von Elisabethenzell als Kloster und als Raststation. Daher kommt das Gefäß im Besucherleitsystem des Archäologischen Parks in Abwandlungen als Leitbild für kindgerechte Texte zum Einsatz.
Das Aquamanile vom Kloster Elisabethezell im Gebrauch
© Funktionszeichnung von Christian Meyer zu Ermgassen, Kellinghusen 2018