Einleitung und Methoden

Bodenradarmessung auf dem späteren Grabungsareal, ein halbes Jahr vor Grabungsbeginn. Um flächenhaft und zerstörungsfrei Prospektionsdaten über den oberflächennahen Untergrund bei den Dörsthöfen zu generieren wurden Messungen mit dem Bodenradar (GPR) durchgeführt. Mit Hilfe dieser Daten können Verdachtsflächen für eine spätere Ausgrabung ausgewiesen werden und neuzeitliche Infrastruktur identifiziert werden.

Das Bodenradar gehört zu den elektromagnetischen Mess- und Wellenverfahren, das eine Frequenz zwischen 10 MHz und 3 GHz besitzt und mit Hilfe des Aussendens eines elektromagnetischen sowie zeitlich begrenzten Impulses arbeitet. Der Impuls der dabei von der Erdoberfläche aus in den Untergrund gesendet wird, breitet sich dort in etwa mit 1/3 Lichtgeschwindigkeit aus. Sobald es im Untergrund zu einer Änderung in der Dielektrizitätskonstante kommt, wird die elektromagnetische Welle refraktiert und ein Teil wird zurückgeworfen und mit der Empfängerantenne empfangen. Die empfangenden Daten werden auf die Zeit seit Aussendeimplus geplottet, welche somit bei bekannter Ausbreitungsgeschwindigkeit die Tiefeninformation enthält. Das Messgerät erzeugt ein bereits im Feld einsehbares Bild welche sich aus einer Abfolge von Reflektoren (Schichten mit Dielektrizitätsänderung) im Untergrund zusammensetzen. Aus den Verläufen dieser Linien kann auf Unterschiede in der Bodenschichtung und Schichtungsänderungen geschlossen werden. Aus mehreren linearen Aufnahmen, welche parallel aufgenommen werden, können somit dreidimensionale Modelle (Grid) des oberflächennahen Untergrundes generiert werden. Allerdings ist hierfür eine entsprechende Größe in der Änderung dieser Konstante im jeweiligen Substrat notwendig, was unter Anderem bei Gebäude- und Infrastrukturen gegeben ist. In den Ergebnissen (Abb. 1) sind einzelne Tiefenschnitte dieser dreidimensionalen Modelle sichtbar. Es handelt sich um den Tiefenschnitt 0,5-0,75 m im Falle der beiden westlichen Grids und um den Tiefenschnitt 0,75-1,0 m bei dem Östlichen Grid.

Eine besondere Schwierigkeit bei den Messungen an den Dörsthöfen stellt die neuzeitliche Nutzung dar: Reflektoren im Untergrund können zwar oft einem natürlichen oder anthropogenen Ursprung zugewiesen werden, eine Datierung der anthropogenen Nutzung ist nicht möglich und resultiert lediglich aus der Erfahrung des Autors. Aus diesem Grund muss die anschließende Interpretation der Prospektionsdaten als vorläufig angesehen werden. Für die dargestellte Interpretation der Ergebnisse wurden zusätzlich zu den dargestellten Daten auch die Informationen der weiteren Tiefenschnitte und weitere Radardaten hinzugezogen. Diese sind allerdings weniger repräsentativ und wurden deshalb nicht dargestellt.

Ergebnisse

Die Ergebnisse der Radarprospektion zeigen verschiedene Strukturen, die eine anthropogene Nutzung vermuten lassen.

Abb. 1: Ergebnisse der Bodenradarmessung (Dr. Julian Trappe)

Möglicherweise mittelalterlich

In allen drei dargestellten Grids sind einige Strukturen ersichtlich, die vermutlich losgelöst von der rezenten oder neuzeitlichen Nutzung sind. Im südwestlichen Grid (Abb. 2) befindet sich im westlichen Teil eine rechteckige Anomalie (a). Lage und Form lassen anthropogene Strukturen vermuten, ohne dass diese in Verbindung mit der neuzeitlichen Nutzung stehen. Weniger auffällig, aber trotzdem möglicherweise von Bedeutung könnte Anomalie b in der Mitte des Grids sein. Hier deutet zwar nicht die Form auf eine mögliche mittelalterliche Bebauung hin, es handelt sich aber trotzdem um einen sehr auffälligen Reflektor.

Abb. 2: Das südwestliche Grid (Dr. Julian Trappe)

Abb. 2: Das südwestliche Grid (Dr. Julian Trappe)

Im östlichen Grid befindet sich Anomalie c. Aufgrund des auffälligen Winkels innerhalb dieser Anomalie scheint auch hier eine anthropogene Herkunft sehr wahrscheinlich. Analog zu Anomalie a deutet nichts auf eine neuzeitliche Nutzung der Struktur hin.

Parallel zu einem vermuteten Kanal befindet sich Anomalie d im nördlichen Grid. Die Anomalie hat eine längliche Form und kann keiner Nutzungsphase eindeutig zugewiesen werden.

Neuzeitlich

Aufgrund der neuzeitlichen Bebauung und Nutzung des Gebietes können einige der Reflektoren relativ bestimmt dieser Nutzung zugeordnet werden. In der Abbildung ist ein Kanal eingezeichnet, dieser ist in den gezeigten Tiefenschnitten zu erahnen, kann aber insbesondere in tieferen Lagen zweifelsfrei identifiziert werden. Die innere Struktur der Radarwellen zeigt an dieser Stelle eine Ein- und Austrittsparabel, was auf eine Art Rohr schließen lässt. Zwar ist es physikalisch auch möglich, dass mittelalterliche Strukturen derart aussehen, aber der Austritt des Baches und die Nutzung als Kläranlage lassen vermuten, dass es sich hierbei um neuzeitliche Strukturen handelt.

Im Zuge des Anlegens dieser Strukturen sind möglicherweise weitere Reflektoren entstanden in Form von Schutt oder anderen Baumaßnahmen bedingten Anomalien. Somit könnten Anomalie d und Anomalie b in unmittelbarer Nähe zu diesen Strukturen durch die Baumaßnahmen entstanden sein.

Schilder und die Beleuchtung können ebenfalls einen Einfluss auf die Radarwellen haben. Zum Einem weisen diese üblicherweise ein Fundament auf, was als starker Reflektor hervorgehen kann. Zum anderen haben auch Stromkabel einen Einfluss auf das Radargramm

Fazit

Insbesondere bei den Anomalien a und c kann es sich um mittelalterliche Gebäudestrukturen handeln. Allerdings deutet die Zusammensetzung der Radarwellen in keiner der Anomalien massives Mauerwerk an (vgl. Mömbris). Es kann sich aber durchaus um irgendeine Art Fundament oder Ähnliches halten. Die deutlichsten Anomalien hingegen, sind vermutlich neuzeitlich.

 

Dr. Julian Trappe, Würzburg 2022