Die Schelle aus dünnem Blech ist durch die Erdlagerung bis zur Unkenntlichkeit verbogen. Sie setzt sich aus zwei Halbkugeln zusammen, wofür das dünne Blech in entsprechende Formen geschlagen werden musste. Der Klingeleffekt entsteht, indem im Kugelinneren eine kleine Bleikugel platziert wird. Diese muss so dimensioniert sein, dass sie nicht durch den Klangschlitz auf der Vorderseite, der in zwei runden Aussparungen mündet, hindurchfallen kann. Zum Annähen an Kleidungsstücken brachte man auf der Rückseite der Schelle einen Drahtbügel an.

Schelle, Fd.-Nr. 131, um 1400, H. 3,01 cm, Br. 2,02 cm

In Nürnberg war eine eigene Zunft, die Schellenmacher, mit der Herstellung solcher Schellen beschäftigt. In Spanschachteln wurden ganze Sets solcher Schellen europaweit verhandelt. Es muss zumindest über einen längeren Zeitraum hinweg modisch gewesen sein, solche Schellen an der Kleidung zu befestigen. Geblieben ist bis heute der schellenbesetzte Hut der Fastnachter, der wiederum auf die renaissancezeitliche Narrenkappe zurückgeht.

Halbbild eines Narren am Rathaus von Nördlingen


Weiterführende Literatur:

Thomas Eser, Unter Tage, unter Wasser. Nürnberger Artefakte als archäologische Funde, in: Hermann Maué, Thomas Eser, Sven Hauschke, Jana Stolzenberger (Hg.), Quasi Centrum Europae. Europa kauft in Nürnberg 1400-1800, Nürnberg 2002, S. 96–115, bes. S. 103-104


© Harald Rosmanitz, Partenstein, 2020