Im Bereich des Schwemmfächers neben der Mole in Heimbuchenthal wurde im Sommer 2008 ein tiefer Graben gezogen. Er sollte uns Auskunft darüber geben, wie sich seit dem 13. Jahrhundert das Elsavatal verändert hat.

Die Leitfragen, die hinter Untersuchungen an Ablagerungen (Sedimenten) in Bezug zu archäologischen Grabungen stehen, sind:

Wie beeinflusste der Mensch die Entwicklung an und unter der Erdoberfläche?
Welche Spuren haben Menschen in den Landschaften hinterlassen?

Unsere Untersuchung ergänzt die archäologische Grabung durch ihren Fokus auf den Einfluss des Menschen auf die Landschaft außerhalb der Siedlungen, während die Archäologen sich mit den Siedlungen an sich beschäftigen – auf diese Weise kann die Landschaft als Ganzes betrachtet werden.

Um die oben genannten Fragen zu beantworten, werden „Geoarchive“ gesucht und erforscht. Diese sind im Falle der Untersuchung im Heimbuchenthal: Kolluvien (Ablagerung auf Unterhängen und in kleinen Trockentälern), Schwemmfächer (in Schluchten erodiertes und unmittelbar abgelagertes Material), Auensedimente (Ablagerung in den Auen von Bächen und Flüssen). Verwitterungs- und Verwesungsprozesse an Ort und Stelle ließen Böden an den Abtragungs- und Ablagerungsstandorten entstehen.

Die Verbreitung von Kolluvien, Auen- und Seesedimenten in der Landschaft (aus: Bork 2006, 136) . Verwitterungs- und Verwesungsprozesse an Ort und Stelle ließen Böden an den Abtragungs- und Ablagerungsstandorten entstehen.

Um Geoarchive analysieren zu können, ist eine umfangreiche Untersuchung notwendig. Diese erfolgt ein mehreren Schritten: Nachdem ein geeignetes Gebiet mit Geoarchiven und eine entsprechende Fragestellung entstanden sind – in diesem Fall die Umgebung der Burg zur Mole mit den Fragen der Archäologen – werden ausgedehnte Aufschlüsse (Gräben, Schürfe) in den Ablagerungen angelegt. Die Feldbefunde werden vor Ort vorausgewertet. Die Eigenschaften der Ablagerungen werden im Labor analysiert. Das Alter der gefundenen Artefakte wird mit physikalischen und archäologischen Methoden bestimmt. Sämtliche Befunde werden zeitlich und räumlich in eine Liste geordnet, die als Stratigraphie bezeichnet wird. Das Volumina der Ablagerungen und die Größe der Einzugsgebiete, aus denen sie stammen, werden berechnet. Schrift- und Bilddaten ergänzen die Feld- und Labordaten. In einer Synthese werden sämtliche Befunde zusammengeführt, interpretiert und bewertet.

Die Untersuchung wird im Rahmen eines Dissertationsprojekts am Ökologiezentrum der Universität Kiel im Rahmen der Graduiertenschule „Human Development In Landscapes“ von Annegret Kranz durchgeführt. Die Betreuung erfolgt durch die Professoren Hans-Rudolf Bork und Ulrich Müller (beide Kiel).

Weiterführende Literatur:
Hans-Rudolf Bork, Landschaften der Erde unter dem Einfluss des Menschen (ISBN: 978-3-534-17514-7).

 


Ein Profil nördlich der Büchnitz bei Möglin (Ostbrandenburg). Man erkennt verschiedene Ablagerungsgenerationen (aus: Bork 2006, 136)

Schematische Darstellung der Landschaftsentwicklung der Büchnitz bei Möglin (Ostbrandenburg) (aus: Bork 2006, 136)