Die Ketzelburg und die Burgenforschung im Spessart*
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von Gerhard Ermischer und Helmut Flachenecker

Das Archäologische Spessartprojekt beschäftigt sich seit nunmehr zehn Jahren mit der Kulturlandschaft Spessart. Es entwickelte sich aus bescheidenen Anfängen, getragen von einer Handvoll Archäologen und Denkmalpflegern. Heute ist es ein vielbeachtetes Kulturlandschaftsprojekt, in dem Geologie, Biologie, Archäologie, Geschichte, Volkskunde, Sprachwissenschaften, Realienkunde, Geographie, Landeskunde, Kunstgeschichte, Paläozoologie, Geophysik, Paläobotanik und Dendrochronologie in Partnerschaft mit zahlreichen Universitäts- und Forschungsinstituten im Deutschland und mehreren Staaten der EU zusammenwirken. Dabei entwickeln wir ein möglichst lebendiges und detailreiches Bild von der Entwicklung des Spessarts durch zehn Jahrtausende. In den letzten Jahren hat sich mit der Burgenforschung im Spessart ein besonderer Schwerpunkt gebildet, der eingebettet in Forschungen zu Glashütten, Wüstungen, Bergbau und Wirtschaftsgeschichte der Landschaftsgeschichte dieser Mittelgebirgsregion im Mittelalter gewidmet ist.

So konnten wir in den vergangen Jahren eine ganze Reihe von archäologischen Untersuchungen in Burgen und Burgställen in Angriff nehmen. Am Anfang stand eine baubegleitende Maßnahme im Schloss Wiesen im Herzen des Spessarts. Diese Anlage wurde und wird aufwendig und liebevoll von einem privaten Bauherren restauriert. Begleitende archäologische Forschungen gaben interessante Einblicke in die Baugeschichte des Schlosses. Es konnte ein spätmittelalterlicher Vorgängerbau nachgewiesen werden. Kleinfunde wie aufwendig verzierte Ofenkacheln vermittelten einen Eindruck von der Ausstattung eines steinernen Hauses, von dem sich noch der ursprünglich gewölbte Keller erhalten hat. Die Besiedelungsspuren auf dem Anwesen reichen jedoch noch weiter, bis ins 13. Jahrhundert zurück. Die Ergebnisse brachten einen wichtigen Nachweis für die hochmittelalterliche Erschließung des Spessarts an einer auch später wichtigen Verkehrsverbindung, der Wiesener Straße, die von Frammersbach auf die Birkenhainer Straße, einem wichtigen Fernhandelsweg, führte.

Anlässlich einer Untersuchung des Vorplatzes des Fuhrmann- und Schneidereimusems in Frammersbach im April 2003 konnte mit Hilfe von zahlreichen Fundstücken ein spätmittelalterliches Wirtschaftszentrum im Spessart nachgewiesen werden.Keine Burg sondern ein spätmittelalterliches Wirtschaftszentrum konnte bei einer Sondage vor dem Fuhrmann- und Schneidermuseum in Frammersbach erschlossen werden. Auf engstem Raum waren hier ein Schmied, ein Glasbläser, eine Schindelmacher und ein Schuster am Werke. Da die Talaue dort bis heute mit einen hohen Grundwasserspiegel zu kämpfen hat, haben sich die organischen Überreste besagter Handwerksbetriebe bis auf den heutigen Tag erhalten. Importe wie Siegburger Steinzeug sprechen dafür, dass die Frammersbacher Handwerker um 1400 einen Wirtschaftsboom erlebten und sehr wohlhabend waren. Dies überrascht in einer Kulturlandschaft, der man noch vor kurzem Rückständigkeit und strukturelle Armut nachsagte. Die Wirtschaft wurde im Mittelalter streng kontrolliert. Sie musste verwaltet werden. Sie bedurfte des Schutzes des Landesherren. Es bedufte einer hoheitlichen Instanz – und hier wären wir dann schon wieder bei den Spessartburgen.

Besonders umfangreich gestalten sich die Grabungen auf der Burg Bartenstein in Partenstein, einer repräsentativen Gründung der Grafen von Rieneck, die ein überaus bewegtes Schicksal erlebte. Nicht nur konnten auch hier einige, wenn auch nur schwache, Hinweise auf eine bisher unbe kannte Vorgängeranlage gefunden werden. Stellvertretend für das Woher und Wohin, also für die Errichtung und den Abriss einer Burg sei auf zwei Mischgruben zum Anrühren des Mörtels aus dem 13. Jahrhundert und auf den Versturz der Ecksteine der Ringmauer verwiesen, die im 18. Jahrhundert zum Bau der Häuser im Partenstein verwendet werden sollten, sich dann aber als für den Abtransport als zu schwer erwiesen. Die Grabungen im Bereich der Toranlage brachten einen faszinierenden Einblick in die Entwicklung einer mittelalterlichen Burg, mit verschiedenen Bauphasen in denen der Zugang über eine Zugbrücke, eine feste Holzbrücke und schließlich eine Torrampe erfolgte. Zahlreiche Details, wie etwa die aufwendige Fundamentierung der Tortürme, zeigten eine genaue Kenntnis der Bauherren von den besonderen geologischen Bedingungen vor Ort, die ausgeklügelte Maßnahmen zur Verhinderung von Erosion und zur Sicherung der Statik des Bauwerks verlangten. Zehntausende von Kleinfunden ermöglichen uns Einblicke in das Alltagsleben auf der Burg und in das Repräsentationsbedürfnis der Burgherren. Sie geben, zusammen mit den Veränderungen am Torbau, wichtige Hinweise zur Veränderung der Nutzung und der Funktion der Burg im Laufe der Zeit. Auch zeigte sich, dass entgegen früherer Vermutungen, in der Spätphase der Anlage die Burg um 1550 noch einmal eine Blütezeit erlebte, nicht als militärische Anlage, sonder als Verwaltungssitz.

Nach umfangreichen Vorarbeiten konnte im Frühsommer 2006 mit den Grabungen auf dem „Alten Schloss“ in Kleinwallstadt begonnen werden, einer Anlage, die möglicherweise von den Kurfürsten von Mainz im Konflikt mit den Grafen von Rieneck erbaut wurde. Hier zeigen sich erstmals an einer Burganlage auch Spuren von Kampfhandlungen. Die Anlage ist um ein Mehrfaches größer als die Ketzelburg bei Haibach. Alleine die 1,6 m breite und etwa 10 m hohe Ringmauer, die nach oben in einem ziegelgedeckten Wehrgang abschloss und der ein fünf Meter tiefer Graben vorgelagert war, zeigt, dass die Burg in Kleinwallstadt vorwiegend aus militärischen Überlegungen erbaut wurde. Wohl in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts errichtet, war ihr ebenfalls nur eine kurze Lebenszeit beschieden, wahrscheinlich, weil sie mit dem Friedensschluss zwischen den Erzbischöfen von Mainz und den Grafen von Rieneck ihre Bedeutung verlor. Es rührt an, als in dem Burggraben eingekeilt zwischen Dachziegeln und massigen Mauerquadern ein kleines keramischen Pferdchen zum Vorschein kam, mit dem die Kinder Ritterturniere nachspielen konnten.

Die Burg Mole bei Heimbuchenthal ist vollständig abgegangen. Es handelt sich um eine hochmittelalterliche Turmhügelburg die später in den Besitz des Mainzer Erzbischofs gelangte und von ihm wiederum als Lehen vergeben wurde. So gelangte sie schließlich in den Besitz der Echter und deren Erben, der Grafen von Ingelheim. Die Anlage wurde in dieser Zeit wohl zu einem Wasserschloss umgebaut, verfiel später und ist heute im Gelände nicht mehr sichtbar1. Eine erste geophysikalische Prospektion konnte im Jahre 2004 die Lage der Burg und ihre Struktur klären. Archäologische Untersuchungen sind ab 2007 angedacht, um gezielt Fragen nach der Entwicklung dieser Anlage, ihrer Funktion und ihrem Ende zu klären.

In einer Lehrveranstaltung der Universität Würzburg, Lehrstuhl für fränkische Landesgeschichte erfolgte ebenfalls im Jahre 2004 eine erste Annäherung an eine Reihe ausgewählter Burganlagen im Spessart: der Burgen Alzenau, Beilstein/Lettgenbrunn, Burgsinn, Gräfenberg, Hüttengesäß, dem Wasserschloss Mespelbrunn, der Mole bei Heimbuchenthal, Oberaulenbach, der Randenburg, der Alte Burg Stolzenberg bei Soden, der Burg Sommerau, Vivarium (Weyberhöfe bei Sailauf) und der Burg Wildenstein bei Eschau.

Die Burg Barteinstein teilt ihr Schicksal als Steinbruch mit dem meisten Spessartburgen. Die Burgsteine waren für Jahrhunderte begehrtes Baumaterial für Häuser und Kichern in den benachbarten Siedlungen. Als man auf der Bartenstein die großen Eckquader der Ringmauer für den Abtransport ins Tal vorbereitete, verkeilten diese sich so unglücklich ineinander, dass sie vor Ort liegen blieben.

Bei verschiedenen Burgen waren in der Vergangenheit auch „archäologische“ Grabungen erfolgt, die meist zwar gut gemeint waren und dem Bedürfnis der lokalen Heimatforscher nach vermehrten Wissen um „ihre“ Burgen entsprangen, die aber ebenso meist überhaupt nicht dokumentiert wurden und daher zur Zerstörung von Befunden und Zusammenhängen führten. Als Glücksfall ist es zu bezeichnen, wenn heute beispielsweise im Heimatmuseum von Hösbach-Rottenberg einige wenige Funde von den Burgstellen Klosterberg und Gräfenberg aufbewahrt werden.

In den seltensten Fällen wurde das gefundene Material fachgerecht konserviert oder restauriert. Hier konnte das Archäologische Spessartprojekt in Zusammenarbeit mit den Wissenschaftlern und der Restaurierungswerkstatt der Museen der Stadt Aschaffenburg, dem Spessartmuseum Lohr und den zuständigen Denkmalämtern durch Aufnahme von Altfunden, Beratung bei der Konservierung der Funde und teilweise auch der Durchführung erster, besonders dringender Konservierungsmaßnahmen, nicht nur neue Erkenntnisse zu den betroffenen Burgen gewinnen, sondern auch einen Beitrag zum Erhalt unseres kulturellen Erbes leisten. Die umfangreichen Altfunde von der Burg Wildenstein bei Eschau oder – wie bereits erwähnt – von den beiden Burganlagen Gräfenberg und Klosterberg bei Rottenberg konnten gesichtet werden. Auch hier ließen sich wichtige Erkenntnisse zur Ausstattung der Burgen, der Dauer ihres Bestandes und ihrer Funktion gewinnen.

Weitere wichtige Informationen wurden im Zusammenhang mit der Erstellung von Kulturwegen gesammelt, in denen Burgen eine wichtige Rolle spielen. So etwa beim Kurfürstenweg, der die Weyberhöfe mit dem Schloss Rothenbuch verbindet. Hier zeigt sich die wichtige politische Funktion, die Burgen sowohl bei der Sicherung des eigenen Territoriums und der Ausdehnung und Festigung des eigenen Machtanspruchs hatten, als auch der Wandel des Charakters der Burgen hin zu Verwaltungszentren und zur Kontrolle wichtiger Verkehrswege, die immer stärker eine wirtschaftliche, und weniger eine militärische Zielsetzung hatte.

Die Burgenforschung im Spessart verfolgt wissenschaftliche Ziele. Sie soll unser Verständnis von der Entwicklung dieser Kulturlandschaft, vor allem im Mittelalter, verbessern. Dazu muss die Arbeit an den Burgen mit anderen Forschungsbereichen vernetzt und sinnvoll kombiniert werden. Dies trifft auch auf die Ergebnisse anderer archäologischer Untersuchungen zu. So erbrachte eine Sondage auf dem Vorplatz des neu errichteten Fuhrmann- und Schneidermuseum in Frammersbach nicht nur die bereits erwähnten Hinweise auf die wirtschaftliche Struktur und den Wohlstand dieses Ortes im späten Mittelalter. Zugleich gaben die geologischen Untersuchungen deutliche Hinweise auf die Kehrseite des spätmittelalterlichen Wirtschaftsbooms im Spessart in Form massiver Erosionsprozesse.

Vergleichbares ist inzwischen auch für das Areal um das Schlösschen Michelbach bei Alzenau und im Bereich eines mittelalterlichen Bauernhofes bei Unterbessenbach nachgewiesen. In dieser Zeit sind besonders heftige Starkregenereignisse urkundlich bestens belegt. Die meterhohen Ablagerungen von angeschwemmten Sedimenten an den erwähnten Aufschlüssen am Spessartrand belegen eindeutig, dass der Spessart damals nicht eine geschlossene, dicht bewaldete Landschaft gewesen sein kann. Eine so massive Erosion ist nur möglich, wenn es sich um eine weitgehend offene, waldarme Landschaft handelte, bei der die Böden nicht von Baumwurzeln gefestigt waren und die starken Regenmassen direkt auf die Böden einwirken und zu gewaltigen Muren und Abschwemmungen führen konnten.

Zur besseren Erfassung solcher Prozesse bedarf es einer möglichst umfassenden, fächerübergreifenden Zusammenarbeit, um die unterschiedlichen Informationen zusammenzuführen. Die gilt bei weitem nicht nur für die Ergebnisse archäologischer Forschung. Ein Beispiel dafür ist die Aufarbeitung historischer Quellen wie etwa des Sechserbuchs in Frammersbach2, einem einzigartigen Dokument ländlicher Rechtskultur aus der frühen Neuzeit, oder der Viehkontraktenbücher, in denen in zahlreichen Spessartgemeinden vor allem im 18. und 19. Jahrhundert sämtliche Verkäufe von Vieh dokumentiert wurden. Plattform dafür ist das Spessart-GIS, dem in diesem Buch ein eigenes Kapitel gewidmet ist.

Doch ist es nicht nur wissenschaftliche Neugier, die die Forschungsarbeit an den Burgen im Spessart beflügelt. Burgen stellen immer ein Objekt besonderer Bedeutung für die örtliche Bevölkerung dar, einen Ort der regionalen Identifikation und der Faszination, ein geheimnisvoller Ort, mit dem zahlreiche persönliche Erinnerungen verknüpft sind. Schließlich sind wir alle mit Ritterromanen und Märchen aufgewachsen, in denen Burgen, Schlösser, Prinzen und Prinzessinnen eine wichtige Rolle spielen – und wer hat als Kind nicht davon geträumt, ein stolzer Ritter oder eine holde Prinzessin auf einer mächtigen Burg zu sein. So nimmt es kaum Wunder, das gerade die Burgen schon immer im Mittelpunkt des Interesses der Heimatforschung standen. Dies führt aber auch dazu, dass die Neugier so manchen wohlmeinenden Heimatforscher auch schon mal zum Spaten oder zu noch größerem Gerät greifen lässt, um die Burg vor der eigenen Haustür wieder sichtbar werden zu lassen. Auch ohne Raubgräber und Minensucher, die aus reiner Abenteuerlust oder Profitgier auf die Suche nach „Schätzen“ gehen, sind so vielen Burgen schwere Wunden geschlagen worden. Denn die meist gar nicht dokumentierten Grabungen haben den Befundzusammenhang zerstört, viele informative, aber weniger auffällige Funde wurden übersehen oder gingen verloren. Die geborgenen Funde wurden nur in den seltensten Fällen sorgfältig konserviert und restauriert.

Im Vorfeld der archäologischen Grabungen auf der Burg in Kleinwallstadt fand deshalb eine spezielle Prospektion statt, die sich mit den bisherigen „Grabungen“ im Bereich dieser hochinteressanten Anlage befasste. Dabei wurden alle Spuren von Bodeneingriffen kartiert. Das Ergebnis war eine geradezu erschreckende Karte voller roter Flächen, die bereits gestört oder vollständig zerstört sind. Daher dienen die systematischen Grabungen an den Spessartburgen auch der Bewusstseinsbildung. Die intensive Zusammenarbeit mit den örtlichen Geschichts- und Heimatvereinen und die Arbeit mit möglichst vielen freiwilligen Helfern bei den Grabungen selbst können helfen, Verständnis für die komplexe Arbeit des Archäologen und die Empfindlichkeit archäologischer Bodendenkmäler zu wecken.

Die ehrenamtlichen Helfer erweisen sich in jedem Fall als unschätzbare Multiplikatoren. Sie tragen wesentlich dazu bei, das Bodendenkmal „Burg“ mit mehr Respekt und Zurückhaltung zu behandeln und sich für seinen Schutz und Erhalt einzusetzen. Die Grabungen dienen damit auch einem wichtigen Anliegen der Denkmalpflege: dem nachhaltigen Schutz dieses einzigartigen Kulturgutes.

Bei den kleinen Burgställen, von denen obertägig nur wenig zu sehen ist und keine eindrucksvollen Mauerreste deutlich von der Vergangenheit künden, ist diese Bewusstseinsbildung von besonderer Bedeutung. Für viele Betrachter erscheint ein Gebilde aus Wall, Graben und natürlich wirkendem Burghügel, das – wie im Spessart heute üblich – auch noch von Bäumen und Gebüsch dicht überwuchert ist, gar nicht als Bodendenkmal oder als schützenswertes Relikt der eigenen Geschichte. Erst durch die Grabungen, die Beteiligung zahlreicher Helfer und wo nötig und möglich durch substanzschonende Rekonstruktionen, wie in Haibach oder Partenstein, wird aus einem unscheinbaren Erdhaufen wieder eine Burg(ruine), die unschwer als erhaltenswertes Denkmal zu erkennen ist. Durch diese Maßnahmen können einem wenig beachteten Burgstall seine Geschichte, sein Stellenwert für die Region und seine Bedeutung für die Ortsgeschichte zurückgegeben werden. Dies ist besonders für die Anwohner von großer Bedeutung. Im Englischen gibt es den schönen Begriff „sense of ownership“, ein Gefühl dafür, dass einem das Denkmal oder auch die ganze Landschaft gehört und man sich dafür verantwortlich fühlt. Es ist dieses Gefühl des Stolzes und des Verantwortungsbewusstseins für unsere Kulturlandschaft und ihre historischen Zeugnisse, das wir wecken wollen.

Dazu trägt auch die umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit bei. Ein wichtiges Element ist die Verbindung der Grabungen mit den Kulturwegen. So wird ein nachhaltiges Interesse an den Denkmälern geweckt und auch Besucher von außerhalb erhalten Informationen zu den Anlagen und ihrer Bedeutung. Geführte Wanderungen auf den Kulturwegen tragen zu einem besseren Verständnis der Denkmäler bei. Die spannenden Ergebnisse von Grabungen und Forschungsarbeiten rund um die Spessartburgen sollen in Zukunft auch durch Informationspunkte an den Denkmälern und eigene Faltblätter zu herausragenden Objekten noch stärker vermittelt werden. Dieses Konzept wird an der Ketzelburg in Haibach erstmals umgesetzt, die mit zusätzlichen Informationstafeln und dem ersten Faltblatt in der neuen Reihe „Blickpunkte“ erschlossen wird. Eine intensive Pressearbeit gehört ebenso zu dieser Vermittlungsstrategie, wie die Veranstaltung von „Events“. Besonderes Interesse finden dabei natürlich Veranstaltungen mit Reanactmentgruppen, bei denen zahlreiche Akteure in mittelalterlichen Kostümen Handwerk, Kochkunst und Kampfübungen wieder aufleben lassen. Durch kleine Ausstellungen, vor allem aber durch Vorführungen und Aktionen zum Mitmachen und selber Ausprobieren wird vor Ort möglichst vielen Menschen ein leicht verständlicher Zugang zum Leben im Mittelalter ohne Schwellenängste ermöglicht. Im Zeitalter der virtuellen Realität kommt natürlich kein Projekt mehr ohne einen guten Internetauftritt aus. Für alle, die ihre Kenntnisse über den Spessart und seiner Erforschung vertiefen möchten, bietet die Site www.spessartprojekt.de auf inzwischen mehreren tausend Seiten Informationen, Literatur, literarische Spaziergänge durch den Spessart, Impressionen und natürlich alle Kulturwege sowie ausführliche Informationen zu den Grabungen in den Burgen im Spessart. Virtuell kann man täglich Neues von den aktuellen Grabungen erfahren, bekommt Hintergrundinformationen zur den vorläufigen Untersuchungsergebnissen oder zu einzelnen besonders herausragenden Fundstücken.

Gelungene Projekte wie die Arbeiten an der Ketzelburg in Haibach tragen wesentlich dazu bei, den Spessart von seinem Image von Armut, Wald und Räubern zu befreien und ihn als lebendige, vielgestaltige Kulturlandschaft zu begreifen. Dies ist auf lange Sicht weitaus wichtiger als der „rein“ wissenschaftliche Gewinn, der durch die archäologischen Untersuchungen erzielt wurde.

* Überarbeitete Fassung eines Artikels, veröffentlicht in Harald Rosmanitz, Die Ketzelburg in Haibach. Eine archäologisch-historische Spurensuche (Neustadt a. d. Aisch 2006), S. 145-154

  1. Claus Cramer, Landeshoheit und Wildbann im Spessart. In: Aschaffenburger Jahrbuch, Bd. 1, 1952, 51–123; Mangold, Kurze topographische Beschreibung des Hellhammers und dessen nächster Umgebung. Archiv des historischen Vereins von Unterfranken und Aschaffenburg, Bd.1, Heft 3, 1833, 139–144; Johann Schober, Der Höllhammer. Aschaffenburger Geschichtsblätter 4, 1912, 25–28.
  2. Das Sechserbuch wurde von Rainer Leng im Rahmen eines Forschungsprojekts des Archäologischen Spessartprojekts in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Frammersbach vollständig transkribiert und kommentiert (Rainer Leng, Das Frammersbacher Sechserbuch. Eine Untersuchung zum Rechtswesen einer frühneuzeitlichen Spessartgemeinde. Masch. Manuskript (Würzburg 2004)).