Von der Bayerischen Vermessungsverwaltung wird landesweit ein Digitales Geländemodell (DGM) als regelmäßiges 1-m-Punktraster mit den Lagekoordinaten und den Geländehöhen der Rasterpunkte bereitgestellt. Dessen Grundlage sind die Ergebnisse von Laserscannerbefliegungen. Wie zu anderen Bodendenkmälern im Wald mit erhaltenen Spuren im Geländerelief ermöglicht dieses hochauflösende DGM auch für die Ketzelburg einen Blick durch die Baumkronen des bewaldeten Burghügels hindurch auf das Gelände. Die topographische Gesamtsituation sowie die Kleinformen und -strukturen des Geländereliefs werden so gut erkennbar, was aus der Perspektive eines Betrachters vor Ort in dieser Gesamtheit nicht möglich ist.

Deutlich auszumachen sind der ovale Grundriss der ehemaligen Burganlage und die erhaltenen Wälle und Gräben. Am Fuß des Burghügels sind im Norden und im Osten ehemalige Abbaustellen zu erkennen:  ein früherer Steinbruch und linienhafte Schürfstellen (?). Die Geländeoberfläche der unmittelbaren Umgebung der Ketzelburg ist von anthropogenen Veränderungen geprägt. Im Westen ist das Gelände durch die Bebauung und die dazwischen verlaufenden Stichstraßen leicht terrassiert. Im Süden führt der Gegenhang hinauf zum heute bebauten Plateau des anderen ehemaligen mittelalterlichen Burgstalls von Haibach. Östlich des Burghügels zeichnet sich im Wald am gegenüberliegenden Hang besonders markant die Modellierung des Geländereliefs durch nach Südwesten ausgerichtete Kleinterrassen ab, bei denen es sich um Überbleibsel ehemaliger Weinberge handeln dürfte.

Ein besonders anschauliches Bild der räumlichen Situation vermittelt eine 3D-Schrägansicht  auf das DGM mit dem Burghügel in der Mitte. In dieser Abbildung ist bereits zu erkennen, dass die höchste Stelle des Burghügels tiefer liegt als die ihn umgebenden Höhen im Westen, Süden und vor allem im Osten. Diese topographische Besonderheit der Ketzelburg wird mit der Schummerungsdarstellung des DGM mit ergänzenden Höhenlinien objektiv bestätigt. Die Schummerung zeigt eine stark geglättete Geländeoberfläche, nur für die Ketzelburg selbst ist das detaillierte DGM beibehalten worden. Auf diese Weise sind die genannten Terrassierungen mit mathematischen Mitteln wieder „zurückgebildet“ worden. Die geglätteten Geländeformen entsprechen damit weitgehend ihrem ursprünglichen Zustand vor ihrer Veränderung durch den Menschen. Besonders anschaulich sind diese „historischen“ Landschaftsformen in einer Visualisierung des geglätteten DGM mit farbigen Höhenschichten, wie man sie aus Atlanten kennt. Die für den Bau der Ketzelburg einst mit ausschlaggebenden topographischen Standort-Faktoren werden so deutlich: eine gut zu sichernde Lage auf einem nach drei Seiten steil abfallenden Bergsporn mit Einblick in drei Täler. In der aktuellen Topographischen Karte des Bayerischen Denkmal-Atlasses ist dies wegen der farblichen Dominanz der bebauten Gebiete, des Straßennetzes und der sonstigen Flächennutzung weniger gut zu erkennen.


© Karl-Heinz Gertloff, Egelsbach 2016