Vierzehn Schülerinnen und Schüler des Friedrich-List-Gymnasiums aus Gemünden/Main betätigten sich eine ganze Schulwoche lang zwischen dem 18. und 22. September 2023 an der Grabung „Wüstung Seehausen“ südlich von Zellingen-Duttenbrunn.

Die Teilnehmer des P-Seminars „Archäologie“ konnten mit ihrem Seminarleiter Andreas Raps am eigenen Körper erfahren, was auf einer Grabung alles geleistet werden muss: Abstecken, Vermessen, Zeichnen, Baustelle sichern, Schicht für Schicht abgraben, Abraum beseitigen, Skelette und Profile „putzen“, Keramikscherben sowie Tierknochen sammeln, ordnen, waschen und vieles mehr. All dies stand fünf Tage lang jeweils von 9.00 bis 16.30 Uhr auf dem Programm.

Hierbei wurde auch ein Webgewicht auf dem Friedhof – einem karolingischen Reihengräberfeld mit fast 60 freigelegten Individuen – gefunden. Ferner wurde das Kellerfundament eines Gebäudes gesäubert, bei welchem es sich wahrscheinlich um eine karolingische Darre zum Dörren und Trocknen von Getreide und anderen landwirtschaftlichen Erzeugnissen handeln könnte, was aus archäologischer Sicht ein Sensationsfund wäre. Als besonders schlammig stellte sich das Waschen der zahlreichen Funde aus dem freigelegten Brunnen dar.

Zu Beginn der Woche war zudem ein Archäologe der Klosterbaustelle Campus Galli bei Meßkirch vor Ort, um live zu zeigen, mit welchen Werkzeugen im 9. Jahrhundert getöpfert wurde. Die Elftklässler erfuhren aber nicht nur praktisch, was es heißt, auf einer archäologischen Grabung bei Wind und Wetter tätig zu sein und mit anzupacken. Auch theoretische Einheiten wurden durch die Mitarbeitenden des Archäologischen Spessartprojekts vermittelt. So erläuterten diese auch Grundlagen anderer wissenschaftlicher Disziplinen sowie verschiedene Datierungsmethoden und geophysikalische Prospektionsmethoden.

Ebenso wurde über die Arbeit nach der Grabung informiert, in welcher der Grabungsbericht verfasst, die Funde gezeichnet oder 3D-Modelle erstellt werden. Die Inhalte eines archäologischen Studiums wurden ebenfalls aufgezeigt. Die Schülerinnen und Schüler profitierten auch von den Erfahrungen der Ehrenamtlichen vor Ort, welche – wie beim Spessartprojekt üblich – von Beginn an in die Grabung miteingebunden wurden. Ganz nebenbei sorgten sie auch für reichlich Kuchennachschub.

Text: Andreas Raps (Franz-List-Gymnasium Gemünden/Main)

 

Impressionen

Tag 1: Wie fertigte man in der Karolingerzeit einen Topf …

Tag 1: … und wie brannte man diesen?

Tag 1: Einweisung in den Schnitt auf der Hügelkuppe

Tag 1: Der Erdabtrag erfordert Teambuilding …

Tag 1: … und Geduld

Tag 1: Auf dem Gräberfeld werden Skeletteile vertütet.

Tag 1: Feingefühl gefragt

Tag 1: Schwerarbeit rund um den Brunnenschacht

Tag 2: Die Arbeiten konzentrierten sich am zweiten Projekttag in der Fläche mit dem karolingerzeitlichen Fundamenten auf der Hügelkuppe.

Tag 2: Sorgfältig wird das Erdreich nach Funden durchsucht.

Tag 2: Der Abraumberg wächst und wächst.

Tag 2: Im Gräberfeld wird freigelegt …

Tag 2: … und entnommen.

Tag 2: Im Inneren der Darre ist das zweite Planum anzulegen.

Tag 2: Einweisung in die Vermessung …

Tag 2: … und schon kann auch mit diesen Arbeiten losgelegt werden.

Tag 3: Es geht nun weniger um Erdmassen …

Tag 3: ... als um den Dreck zwischen den Fugen.

Tag 3: Die Steinstückung innerhalb des karolingerzeitlichen Hauses ergibt keine Struktur.

Tag 3: Der Bereich südlich davon ist befund- und fundfrei.

Tag 3: Auf der Suche nach weiteren Grabgruben

Tag 3: Zur Archäologie gehört auch das Zeichnen der Befunde.

Tag 3: Auch hier kann nach kurzer Einweisung losgelegt werden.

Tag 4: Die Säuberungsarbeiten im Bereich des Brunnens wurden aufgenommen.

Tag 4: Fast geschafft!

Tag 4: Auch das Putzen von Planum 2 innerhalb der Darre nähert sich seinem Ende.

Tag 4: Lediglich im Hausbereich bleibt noch viel wegzuräumen.

Tag 4: Im Gräberfeld werden die letzten Bestattungen dokumentiert.

Tag 5: Am letzten Projekttag konzentrieren sich die Arbeiten auf das Tiefergehen im Brunnenschacht.

Tag 5: Die Zeichnerinnen nehmen die Dokumentation eines Skeletts in Angriff.

Tag 5: Beim Putzen einer Gube in der Nähe des Gräberfeldes kann ein Webgewicht freigelegt werden

Tag 5: Am Ende des Projektes steht, wie immer, das Gruppenfoto.