Feiner Zwirn

Die kleinen Spinnwirtel aus Stubach stellen eine Besonderheit dar. Ähnlich weiteren Spinnwirteln aus Spessartburgen sind sie klein im Durchmesser. Dies lässt sich nur damit erklären, dass sie zur Verarbeitung von Flachs zum Einsatz kamen. Der, verglichen mit einem Wollfaden, sehr dünne Leinenfaden ist aufwändig zu weben. Sowohl der Wollfaden, als auch der Leinenfaden müssen mit einer Spindel erzeugt werden. Die technische Weiterentwicklung ist das Spinnrad. Die an der hölzernen Spindel befestigten Spinnwirtel verlängern das Drehmoment und tragen zu einer schnelleren Verzwirbelung der Fasern zu einem Faden bei.

Der leichte Leinenstoff heizt in der Sonne nicht so auf wie Wolle. Er eignet sich damit besonders für die Herstellung von Kopfbedeckungen, aber auch von Unterkleidern. Das Spinnen war in der mittelalterlichen Gesellschaft eine Aufgabe von Frauen. Während im Sommer neben den alltäglichen Aufgaben der Flachs versponnen wurde, war das zeitaufwändige Weben von Textilien der kalten Jahreszeit vorbehalten. Flachs musste bei seiner Verarbeitung immer feucht gelagert und verarbeitet werden. Daher ist davon auszugehen, dass sich in der Nähe des untersuchten Areals Grubenhäuser befunden haben dürften. In ihnen wurde der Flachs gelagert und verarbeitet. Die Leinenherstellung ist sehr zeitaufwändig.

Der kleine unscheinbare Spinnwirtel geben uns einen Hinweis darauf, dass neben der Milchviehhaltung auf Weideflächen auf ertragreicheren Böden in unmittelbarer Umgebung des Dorfes auch Flachs angebaut worden sein dürfte. Darüber hinaus können die Spinnwirtel indirekt als Indizien dafür angeführt werden, dass  in der Ansiedlung auch Grubenhäuser standen.

Weitere Spinnwirtel stammen von der Burg Bartenstein, vom Kloster Elisabethenzell, von der Ketzelburg in Haibach sowie vom Alten Schloss bei Kleinwaldstadt.


© Irina Galina und Harald Rosmanitz, Partenstein, 2020