Burgen oder ihre Baubefunde lassen sich oft nur über das Fundgut datieren, so auch auf der Burg Mömbris in Mömbris. Dies trifft dort auf alle Perioden zu. Erst die Analyse hunderter Keramikfragmente erlaubte die zeitliche Einordnung der Nutzung der Burg im späten 13. und 14. Jahrhundert.

Der nachburgzeitlichen Nutzung der Anlage sind in erster Linie die ergrabenen Trockenmauern, die den rechteckigen Hügel umfassen, zuzuweisen.

Bei den Grabungen auf der Burg Mömbris erwiesen sich die Aufschüttungen als sehr fundreich. Im Gegensatz zur Burg Hauenstein bei Krombach AB handelt es sich dabei jedoch zumeist um verlagerte Straten, deren Material klein geschlagen und nicht mehr zusammenfügbar war. Lediglich die Grube/Zisterne in Schnitt 2a und der Brandhorizont im Keller in Schnitt 1 erbrachte Fundstücke in situ.

Die Funde von der Burg in Mömbris sind zum Großteil den Besiedelungsphasen des 14. Jahrhunderts (Periode 2-4) zuzuweisen. Die ältesten Siedlungshorizonte (Periode 1) sind in Form von Keramikfragmenten der glimmerhaltigen Vorspessartware als Fundschleier fassbar, die in ähnlicher Ausprägung von den Zerstörungshorizonten der 1270er Jahre von der Burg Wahlmich bei Waldaschaff, der Burg auf dem Gräfenberg bei Rottenberg, sowie dem „Alten Schloss“ bei Kleinwallstadt dem Ausgräber nicht ganz unbekannt ist. Das Gros der Fundstücke stammt aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Als terminus ante quem ist die schriftlich bezeugte Zerstörung der Anlage im Jahre 1405 zu benennen. Das Fundgut stammt aus Laufhorizonten sowie aus der darüber liegenden Brandschicht. Die zeitliche Einordnung der einzelnen Fundstücke gelingt über die an den Straten ablesbare relative Chronologie im Befund selbst. Die Schichten in Mömbris waren ungewöhnlich gut in ihrer Abfolge zu erschließen.

Über die Fundstücke aus Mömbris ist eine vergleichsweise präzise Datierung der einzelnen Besiedlungs- und Bauabfolgen möglich. Gemeinsam mit den bislang im Spessart erschlossenen, über historische Ereignisse zeitlich klar datierte Fundkontexte lässt sich über die Funde eine wesentlich deutlichere zeitliche Abfolge generieren, als dies über die ergrabenen Mauerstrukturen möglich wäre. Es bleibt noch zu vermerken, dass ohne die Grabung auf der Burg Mömbris alleine auf die ebenfalls dort zur Anwendung kommenden zerstörungsfreien Untersuchungsmethoden, einschließlich der archivalischen Recherche, das sich uns bietende Bild von der Positionierung, Bauabfolge und ökosoziologisches Gefüge der Burgbewohner auch heute noch völlig falsch gezeichnet worden wäre. Dies gilt sowohl für die Dimensionierung der Anlage, als auch über die Besiedlungsabfolge, zeichnet sich die eigentliche Blütezeit in der Periode 2 erst über den archäologischen Eingriff ab. Der durch die Spatenforschung erfolgte irreversible Eingriff wurde bewusst so klein gehalten, dass er in Relation zu den dadurch gewonnenen Erkenntnissen aus Sicht des archäologischen Spessartprojektes mehr als nur zu verkraften ist.


© Harald Rosmanitz, Partenstein 2020