In den Brandschichten der verschiedenen Besiedlungsphasen der Burg Mömbris lag ein größeres Sortiment unterschiedlicher Keramiken. Dabei besteht ein Verhältnis von unglasierter Keramik zu glasierter Keramik von etwa zwei zu eins. Als Sonderformen sind ein Signalhorn und Spinnwirtel, ein glasiertes Miniaturgefäß sowie ein Schreibgeschirr anzusprechen.

Die früheste für die Burg Mömbris nachgewiesene Keramik kann der sogenannten „Vorspessartware“ aus hell brennendem Ton zugeordnet werden.1 Wie einige andere Warenarten, enthält die Bezeichnung „Vorspessartware“ bereits einen Hinweis auf die Herkunft beziehungsweise das Verbreitungsgebiet: der Bereich westlich des Spessarts und an dessen westlichem Rand. Die Vorspessartware zeichnet sich besonders durch ihren Glimmergehalt aus. Dieser variiert in den Gefäßfragmenten von kaum sichtbar bis hin zu vielen, deutlich erkennbaren Partikeln. Der verwendete Ton selbst ist eisenarm und daher hell brennend. Aufgrund der geringen natürlichen Magerung wird der Rohstoff, meist mit groben Materialien, wie zum Beispiel Quarzkörnen oder Granitgruß gemagert. Die vorwiegend dickwandigen Gefäße erhielten, vermutlich auf einer langsam drehenden Drehscheibe, größtenteils durch ein Formholz modellierte Ränder. Ab und zu können auch Gefäße beobachtet werden, die offensichtlich frei aufgebaut und nachgedreht wurden. Verzierungen der Gefäße sind eher selten. Wenn vorhanden, handelt es sich meist um ein einfaches, flaches Wellenband oder, in Einzelfällen, um Rollrädchen-Dekor. Die Oberfläche der Gefäße ist meist unregelmäßig und eher selten glatt. Durch die groben Magerungspartikel, welche ab und zu ausgefallen sind oder aus der Wandung hervortreten, wirkt die Gefäßoberfläche rau und stumpf. Besonders bei den Bodenfragmenten lassen sich häufig Poren feststellen. Die in der Literatur genannten glatt abgestrichenen Böden können mehrheitlich als leicht ausgeprägte Linsenböden identifiziert werden. Auch das Zuschneiden der Böden durch ein Messer kann an dem jeweiligen Objekt nachgewiesen werden. Das Farbspektrum der Scherben reicht von überwiegend Grau- und Brauntönen bis hin zu beige und orange. Daraus lässt sich ableiten, dass meist reduzierend, aber teilweise auch oxidierend gebrannt wurde. Einige Fragmente weisen jedoch eine fleckige Färbung auf, was darauf hindeutet, dass die Brennatmosphäre schwer zu kontrollieren war.

Ansonsten entspricht das keramische Inventar mit den vielgestaltigen Funktionskeramiken wie Fettfängern oder Dreibeinen dem Tafel- und Küchengeschirr des ausgehenden 14. Jahrhunderts, wie wir es in vergleichbarer Form von der Burg Mole in Heimbuchenthal2 oder aus der Latrine in den Museen der Stadt Miltenberg3 kennen. Im Gegensatz zu dem keramischen Inventar dieser Zeitstufe aus der Burg Bartenstein bei Partenstein (Periode 4)4 stehen die Keramiken nicht in der Tradition der reduzierend gebrannten Kugeltöpfe des östlichen Spessarts. Formal hat sich das für die Burg Mömbris belegte keramische Inventar aus den Formen des Rhein-Main Gebietes entwickelt. Als Vergleichsformen sei auf die keramische Tradition von Frankfurt am Main5, auf den Hof Goldstein bei Frankfurt am Main6 sowie auf die Keramiken bei Worms7 verwiesen. Unglasierte Kochtöpfe und Becher sowie Flaschen mit Siebeinsatz weisen durchweg glatt abgestrichene Böden bzw. Standfüße auf. Der hohe Anteil an Deckeln weist auf deren regelmäßigen Einsatz hin. Der Anteil reduzierend gebrannter Gefäße entspricht dem, der oxidierend gebrannten. Die meist mittelhart bei etwa 800° C gebrannten Töpfe sind in der Mehrzahl unglasiert und grob quarzgemagert. Sie vermischen sich im Fundgut mit gelb- und grünglasierter Ware, die vornehmlich im damals kurmainzischen Dieburg gefertigt worden sein dürfte. Als weiterer Produktionsort für härter gebrannte und damit nicht mehr so wasserdurchlässige Keramiken kommt der südliche Vogelsberg als Produktionszentrum in Frage.

Die Flasche mit Siebeinsatz steht am Übergang zu dem ebenfalls regional gefertigten Protosteinzeug. Diesem sind beutelförmige Kreusen mit Wackelboden und trichterförmiger Mündung in der Art Aulendiebacher Fertigung8 zuzuweisen. Als Schank- und Trinkgefäße gehören der Gruppe weiterhin getauchte Kannen und Becher Dieburger Fertigung an. Vergleichsweise selten und auf die Siegburger Produktion beschränkt sind Importe aus Steinzeug. Hier dominiert der Trichterbecher mit Wellenfuß und charakteristischer trichterförmiger Mündung. Ebenfalls dem Steinzeug zuzurechnen sind zwei Murmeln sowie ein Signalhorn.


© Harald Rosmanitz, Partenstein 2020

  1. Grünewald und Bakker 2012; Rosmanitz 2006; Rosmanitz 2009b; Rosmanitz 2010b; Wintergerst 2002; Zürner 2018
  2. Rosmanitz 2010a; Rosmanitz 2012
  3. Büttner et al. 2009
  4. Rosmanitz et al. 2016, S. 73-74; Rosmanitz et al. 2019b, S. 47-48 sowie 58-61.
  5. Wintergerst 2002
  6. Kluge-Pinsker 1986
  7. Grünewald und Bakker 2012
  8. Krauskopf 1995/1996