Im Vergleich zu anderen im Spessart ergrabenen Burganlagen sind Ziegelfragmente verschiedener Form und Funktion auf der Burg Mömbris recht häufig. Diese Ziegel lassen sich grob in drei Kategorien unterteilen:

Backsteine sind als Baumaterial zu bezeichnen, dürften aufgrund ihrer begrenzten Zahl im Fundgut jedoch lediglich für Zwischenwände in den im Burginneren befindlichen Gebäuden gedient haben. Auch bei internen Um- oder Ausbaumaßnahmen dürften Backsteine eine wichtige Rolle gespielt haben. Vergleichbare Stücke, sowohl in Ausführung als auch in Zeitstellung finden sich im Spessart auf der Burg Bartenstein bei Partenstein1 und der Burg Mole bei Heimbuchenthal.2

Besondere Erwähnung finden müssen weiterhin die zahlreichen Fragmente von Hohlziegeln. Diese Fundgattung tritt in derartigen Massen auf, dass beim derzeitigen Stand der Grabungsergebnisse davon ausgegangen werden muss, dass sowohl die repräsentativen Gebäude innerhalb der Burg, als auch der östlich der Burg vorgelagerte Wirtschaftsbereich mit festen Dächern aus Hohlziegeln ausgestattet waren. Bringt man diesen Umstand in Zusammenhang mit den zeitlich ähnlich einzuordnenden Burgen Partenstein bei Partenstein, Mole bei Heimbuchenthal und dem Klosterberg bei Hösbach-Rottenberg sowie dem Kloster Elisabethenzell bei Rieneck, fällt auf, dass die genannten Anlagen zur gleichen Zeit bereits mit Dächern aus Biberschwanzziegeln gedeckt waren, nicht etwa mit den auf der Burg Mömbris entdeckten Hohlziegeln. Weiterhin muss erwähnt werden, dass differenziertere Bereiche, wie etwa Türmchen, mit Schiefer eingedeckt gewesen sein dürften. Dies hätte eine bichrome Dachlandschaft auf der Burg Mömbris zur Folge gehabt, die die Anlage von den umliegenden Burgen im Spessart abhebt.

Die aufgefundenen Fragmente von Bodenfliesen3 sind ausnahmslos unverziert und unglasiert. Glatte Bodenfliesen sind für den Spessart seit dem Ende des 12. Jahrhunderts belegt. Als bislang ältester Fundort solcher glatten Fliesen ist die Ketzelburg bei Haibach zu benennen.4 Ein weiterer Nachweis glatter Bodenfliesen gelingt für die Rannenburg bei Alzenau (Mitte 13. Jh.) in Form von Lesefunden.5 In ihrer Form und ihren Abmessungen entsprechen die Fliesen von der Burg Mömbris denjenigen aus der Infirmerie auf dem Gotthardsberg bei Amorbach (Ende 14. Jh.). Chronologisch können die Bodenfliesen von der Burg Mömbris über die Vergesellschaftung mit Halbzylinderkacheln des Typs Tannenberg ebenfalls in das Ende des 14. Jahrhunderts datiert werden. Die Bodenfliesen von der Burg Mömbris fanden sich ausschließlich im Bereich des östlich vorgelagerten Wirtschaftsbereichs, was bedeutet, dass die entsprechenden Böden bei den Zerstörungen von 1405 nach Osten hin verstürzt sein müssen.


© Harald Rosmanitz, Partenstein 2020


Weiterführende Literatur:

Engler, Christine (2009): Keine Burg weit und breit? Die Burgenlandschaft des westlichen Spessart vom 12. bis 14. Jahrhundert. (masch. Magisterarbeit). 2 Bände. Bamberg.

Landgraf, Eleonore (1993): Ornamentierte Bodenfliesen des Mittelalters in Süd- und Westdeutschland 1150 – 1550. Stuttgart (Forschungen und Berichte der Archäologie des Mittelalters in Baden-Württemberg, 14).

Rosmanitz, Harald (Hg.) (2006): Die Ketzelburg in Haibach. Eine archäologisch-historische Spurensuche. Neustadt a. d. Aisch.

Rosmanitz, Harald (2010): Die Niederungsburg „Mole“ bei Heimbuchenthal im Spessart. In: Georg Ulrich Großmann (Hg.): Die Burg zur Zeit der Renaissance. Berlin, München (Forschungen zu Burgen und Schlössern, 13), S. 227–240.

Rosmanitz, Harald (2012): Heimbuchenthal, Lkr. Aschaffenburg, Burgstall Mole. Maßnahmen-Nr. M-2008-168-1 und -2. Archäologische Untersuchungen, Mai bis Juli 2008 und Mai bis Juli 2009. (masch. Manuskript). Partenstein.

Rosmanitz, Harald; Bachmann, Sabrina; Geißlinger, Michael (2019): Goldbach, Lkr. Aschaffenburg, Burg Kugelberg, Maßnahmen-Nr. M-2018-1491-1_0. Archäologische Untersuchung, Juli bis Dezember 2018. (masch. Manuskript). Partenstein.

Schallmayer, Egon; Weber, Gesine (2000): Mittelalterliche Bodenfliesen aus dem Kreis Offenbach. Offenbach (Studien und Forschungen, NF 17).

  1. Rosmanitz et al. 2019
  2. Rosmanitz 2010; Rosmanitz 2012
  3. Zu regionalen Bodenfliesen: Landgraf 1993; Schallmayer und Weber 2000
  4. Rosmanitz 2006
  5. Engler 2009, Taf. 98