Die Glasproduktion im Spessart ist archivalisch erst für das beginnende 15. Jahrhundert nachgewiesen.1 Zu den frühesten Glasfunden zählen die geborgenen Fragmente von der Kugelburg bei Goldbach.2 Dem letzten Drittel des 12. Jahrhunderts sind drei Hohlglasfragmente zuzuweisen, die im Jahre 2015 auf der Ketzelburg bei Haibach geborgen werden konnten.3 Der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts sind neben den Gläsern von der Burg Wahlmich4 die Glasfragmente vom Alten Schloss in Kleinwallstadt zugehörig.5

Die Glasfragmente von der Burg Mömbris lassen sich in Reste von Flachgläsern sowie Hohlgläsern einteilen.

Fragment eines Bechers vomTyp Schaffhauser aus Glas von der Burg Mömbris, Anfang 14. Jh., Fd.-Nr. 465, H. 2,2 cm, Br. 4,7 cm

Besondere Beachtung verdient ein Glasfragment aus Schnitt 1. Es stammt aus der Lehmschicht oberhalb des Kellers. Im Gegensatz zu den restlichen Glasfragmenten ist dieses Objekt nicht als für den Spessart typisches Waldglas gearbeitet. Nur so konnte sich in der Lagerung in kalkhaltigem Lößlehm die Oberfläche noch vollständig transparent erhalten.  Von dem Fragment eines Bechers hat sich lediglich der Boden bewahrt. Auffallend ist der kleinteilig gezahnte, leicht auskragende Fußring und die ebenfalls mit kleinen Nuppen besetzte Wandung. Hinzukommt, eine Auflage mit einem blau eingefärbtem Faden. Eine Analyse des Glases durch Röntgenspektralanalyse6 ergab, dass das Stück weder im Schwarzwald7 noch in Frankreich, noch in den Niederlanden gefertigt wurde. In den genannten Produktionsorten enthält blau eingefärbtes Glas einen Zuschlag von Arsen. Dieser fehlte auf dem Mömbriser Stück. Die einzigen Werkstätten, die nach bisherigem Kenntnisstand ohne diesen Beischlag blau gefärbtes Glas fertigen konnten, sind in Murano zu verorten. Wir haben es hier aller Wahrscheinlichkeit nach, mit einem weit gereisten Luxusartikel zu tun.


© Harald Rosmanitz, Partenstein 2020


Weiterführende Literatur:

Anders, Miriam (2015): Spiel mit Machart und Farbe. Verzierungen auf und aus Glas. In: Ralph Röber (Hg.): GlasKlar. Archäologie eines kostbaren Werkstoffes in Süddeutschland. Friedberg, S. 92–97.

Ermischer, Gerhard (2008): Der Spessart als Wirtschaftslandschaft. In: Helmut Flachenecker, Gerrit Himmelsbach und Peter Steppuhn (Hg.): Glashüttenlandschaft Europa. Beiträge zum 3. Internationalen Glassymposium in Heigenbrücken, Spessart. 1. Aufl. Regensburg (Historische Studien der Universität Würzburg, 8), S. 20–27.

Kampfmann, Gerhard; Krimm, Stefan (1988): Verkehrsgeographie und Standorttypologie der Glashütten im Spessart. Aschaffenburg (Veröffentlichungen des Geschichts- und Kulturvereins Aschaffenburg, 18,2).

Krimm, Stefan (1982): Die mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Glashütten im Spessart. Aschaffenburg (Veröffentlichungen des Geschichts- und Kulturvereins Aschaffenburg, 18,1).

Rosmanitz, Harald (2008): Auf den Spuren des Spessartglases. Archäologische Untersuchungen auf der Burg Bartenstein bei Partenstein. In: Helmut Flachenecker, Gerrit Himmelsbach und Peter Steppuhn (Hg.): Glashüttenlandschaft Europa. Beiträge zum 3. Internationalen Glassymposium in Heigenbrücken, Spessart. 1. Aufl. Regensburg (Historische Studien der Universität Würzburg, 8), S. 84–94.

Rosmanitz, Harald (2009): Burgenforschung im Spessart. Das „Alte Schloss“ in Kleinwallstadt. In: Beiträge zur Archäologie in Unterfranken, S. 243–286.

Rosmanitz, Harald; Bachmann, Sabrina (2017): Waldaschaff, Lkr. Aschaffenburg, Burg Wahlmich, Maßnahmen-Nr. M-2016-799-1_0. Archäologische Untersuchung, Mai – August 2016. Partenstein.

Rosmanitz, Harald; Bachmann, Sabrina; Geißlinger, Michael (2019): Goldbach, Lkr. Aschaffenburg, Burg Kugelberg, Maßnahmen-Nr. M-2018-1491-1_0. Archäologische Untersuchung, Juli bis Dezember 2018. (masch. Manuskript). Partenstein.

Rosmanitz, Harald; Enders, David (2016): Haibach, Lkr. Aschaffenburg, „Ketzelburg“. Maßnahmen-Nr. M-2014-1184-1_0. Archäologische Untersuchungen, August bis Oktober 2014. Partenstein.

 

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  1. Ermischer 2008; Kampfmann und Krimm 1988; Krimm 1982; Rosmanitz 2008
  2. Rosmanitz et al. 2019, S. 43-44.
  3. Rosmanitz und Enders 2016, S. 33.
  4. Rosmanitz und Bachmann 2017, S. 53-54.
  5. Rosmanitz 2009, S. 272-273.
  6. Detlef Wilke, Hannover.
  7. Anders 2015