Projekte mit Schulen und Kindergärten auf dem Gotthardsberg 2010 bis 2012
Bei allen Ausgrabungsprojekten des Archäologischen Spessartprojekts (ASP) ist die Vermittlung eine tragende Säule unserer Arbeit. Ein besonderes Anliegen stellt für uns die Ansprache der Forschergeneration von Morgen, also unserer Kinder, dar. Die interessierten Nachwuchsforscher erreichen wir am einfachsten über Führungen im Klassenverband. Diese gilt es, kind- bzw. altersgerecht zu betreuen. Unser Angebot bezieht sich auf die gesamte Breite der Schularten: Angefangen bei Gruppen aus Vorschulkindern, über sämtliche Jahrgänge der Grund-, Mittel- und Realschulen bis hin zu Projektgruppen oder Abiturklassen von Gymnasien freuen wir uns über jeden Führungsteilnehmer.
Wie wichtig dieser Teil unserer Arbeit ist, kann man am Gotthardsberg-Projekt sehr eindrücklich abbilden: In den Grabungsjahren 2010 bis 2012 haben wir Dutzende von Schulgruppen-Führungen, oft mehrere an einem Tag, durchführen dürfen. In der Regel dauerte eine Führung bis zu einer Stunde und sollte neben allgemeinen historischen Informationen die archäologische Arbeit und unseren Umgang mit Befunden und Funden vor Ort erlebbar machen. Die Kinder und Jugendlichen wurden zielgruppengerecht betreut und erhielten so einen einmaligen Einblick in ein bisher unbekanntes Stück Heimat- und Kulturgeschichte.
Bei allen seinen Grabungen bietet das Archäologische Spessartprojekt ausgewählten Schulklassen die Möglichkeit, sich im Rahmen von Projektwochen intensiver mit dem Thema Archäologie auseinanderzusetzten. In erster Linie geht es dabei um die Vermittlung eines sorgsamen Umgangs mit den Zeugnissen unserer Vergangenheit. Die Art der Schulzugehörigkeit spielt dabei keine Rolle.
Auf dem Gotthardsberg konnte in jedem Jahr der insgesamt drei Grabungskampagnen eine Schulklasse jeweils eine Woche beim ASP Archäologie hautnah erleben. Betreut von den ehrenamtlichen Helfern und unter tatkräftiger Mitarbeit der jeweiligen Lehrkräfte waren so im Jahr 2010 eine Klasse der Parzival-Mittelschule Amorbach, im Jahr 2011 eine Klasse derselben Schule und im Jahr 2012 eine Klasse des Karl-Ernst-Gymnasiums Amorbach für eine Woche auf den Ausgrabungen zu Besuch.
Den Schülerinnen und Schülern wird die gesamte Bandbreite der archäologischen Arbeitsbereiche nähergebracht. Angefangen bei den Erdarbeiten, über das Reinigen der Funde bis hin zu der akribischen Dokumentation der Befunde durch das Beschreiben, Fotografieren, Vermessen und Zeichnen: In Kleingruppen von etwa fünf Personen lassen sich im Dialog Einblicke in alle Teilbereiche gewinnen, und das immer in enger Zusammenarbeit mit dem gesamten Grabungsteam. Nicht zu vergessen ist auch die Vermittlung und Diskussion über den Sinn, Wert und Zweck eines Bodendenkmals und dessen archäologischer Erschließung. Was machen Archäologen den ganzen Tag? Warum finden sie nicht nur Schätze? Warum gibt es hier keine Dinosaurier und wenige Skelette? Stand hier eine Burg und wer lebte hier? Welche Geschichten können uns Mauern und Scherben erzählen? Warum ähnelt die Arbeit des Archäologen so sehr derjenigen des Kriminaltechnikers? … Nach einer Woche intensiver Mitarbeit können unsere Nachwuchsarchäologen diese und viele weitere Fragen souverän beantworten.
© Christine Reichert, Irina Galina und Harald Rosmanitz, Partenstein 2020.