Mit einem hochauflösenden Digitalen Geländemodell (DGM) können archäologisch und kulturhistorisch relevante Strukturen, die im Geländerelief erhalten geblieben sind, erkannt und visualisiert werden. Vor Ort sind solche Strukturen aus der Fußgängerperspektive oft nicht mehr zu erkennen, weil sie sich aus der umgebenden Geländeoberfläche nur noch minimal herausheben, weil ihre räumliche Ausdehnung nicht im Zusammenhang eingesehen werden kann oder weil sie von Vegetation bedeckt sind. Darüber hinaus können mit dem DGM auch Großformen des Geländes anschaulich wiedergegeben werden.

Das Digitale Geländemodell DGM1 der Bayerischen Vermessungsverwaltung, ein regelmäßiges Punktraster über die gesamte Landesfläche mit 1 m Rasterweite und den Lagekoordinaten sowie der Geländehöhe zu jedem Rasterpunkt, erfüllt all diese Anforderungen. Eine Standard-Visualisierung des DGM1 ist im BayernAtlas – nach Hineinzoomen in das interessierende Gebiet – als „Geländerelief“ für jedermann zugänglich (https://geoportal.bayern.de/bayernatlas  > Überlagerungen  > Geländerelief).  Allgemeine Ausführungen zum DGM1, zu dessen Grundlagen und Herstellung und zu dessen Bedeutung für die Erfassung und den Nachweis archäologischer und kulturhistorischer Objekte finden sich im Beitrag „Digitales Geländemodell“ zur Altenburg.

Für den Gotthardsberg können mit dem DGM1 unterschiedliche Aspekte verdeutlicht werden. Details der Geländeoberfläche, die in der Topographischen Karte nicht abgebildet sind oder sich nicht abbilden lassen und außerdem im Luftbild von Bäumen verdeckt sind, werden in einer 2D-Grundrissdarstellung des DGM1 sichtbar: ehemalige Wege, die vom Sattel zwischen dem Gotthardsberg und dem Sommerberg auf letzteren hinaufführen, signifikante (anthropogene?) Einschnitte in die Geländeoberfläche in die vom Sattel nach beiden Seiten abfallenden Berghänge, ehemalige Steinbrüche und Abraumhalden am Westhang des Sommerberges, zahlreiche Erosionsformen in deren Umgebung sowie nicht zuletzt die Klein-Terrassierung des gesamten Südhangs vom Gotthardsberg bis zum Sommerberg seien als Beispiele genannt. Weiterhin werden Gelände-Großformen mit dem Gotthardsberg als markante, von weitem sichtbare Landmarke im Tal der Mud, die sich dem geübten Kartenleser in der Topographischen Karte im Höhenlinienbild erschließen, sich aus dem Luftbild wegen des Fehlens von Höheninformationen aber nicht ablesen lassen, mit entsprechend aufbereiteten Visualisierungen des DGM1 deutlich. 3D-Schrägansichten aus verschiedenen Richtungen vermitteln dazu einen besonders anschaulichen plastischen Eindruck.

Für den Gotthardberg selbst kann die topographische, historische und denkmalpflegerische Gesamtsituation mit einer im BayernAtlas möglichen Kombination von Luftbild, Geländerelief, historischer Flurkarte und Bau- und Bodendenkmälern zusammengefasst werden. Sie zeigt mit der Fläche des Bodendenkmals die mutmaßliche Grundfläche der mittelalterlichen Burg und später des mittelalterlichen Klosters, mit den Flächennutzungs-Signaturen in der Historischen Flurkarte die Ausdehnung der seinerzeitigen Weinberge, deren Kleinterrassen sich bis heute im Geländerelief erhalten haben, und darüber hinaus ebenfalls in der Historischen Flurkarte südöstlich des Bodendenkmals am Südhang des Gotthardsbergs die weiträumige Terrassierung einer ehemaligen Park-Anlage. Ob diese dem ehemaligen Klosterareal oder dem sich talseitig anschließenden Baudenkmal „Prinzenbau mit Terrassengarten“  zuzuordnen ist, ist mit Hilfe anderer Quellen zu beantworten.

In den Abbildungen zum Ausschnitt 1 finden sich weitere Details zur Bergkuppe des Gotthardsbergs. Besonders hinzuweisen ist auf die 2D- und 3D-Darstellungen des Geländereliefs: ausgehend vom Ostende der Bergkuppe des Gotthardsbergs, entlang dessen Nordseite und dann in einen Wegesrand übergehend ist dort eine linienhafte Struktur zu erkennen, die sich wulstartig geringfügig aus der Geländeoberfläche heraushebt (in der 2D-Schräglichtschummerung rot und gelb markiert). Dabei kann es sich um einen Teil eines heute weitgehend verschliffenen ehemaligen Walls um die Kuppe des Gotthardsbergs handeln, aber auch „nur“ um eine geologisch bedingte Geländestruktur. Welche der beiden Interpretationsmöglichkeiten zutrifft, dürfte sich bei entsprechenden örtlichen Untersuchungen schnell herausstellen.

Die Abbildungen zu den Ausschnitten 2 und 3 zeigen bemerkenswerte topographische Details in der unmittelbaren Umgebung des Gotthardsbergs. Das heutige Geländerelief spiegelt dort weitgehend die in der historischen Flurkarte erfasste Grundstücksstruktur und Flächennutzung einer mehr als 150 Jahre zurückliegenden Zeit wider. Die aufwändige Terrassierung des Berghangs für den Weinbau und die nicht minder aufwändige Anlage von Wässerwiesen im Tal der Mud sind Zeugnisse einer historischen Kulturlandschaft, die ihren Ursprung wohl schon im Mittelalter hat. Sie verweisen zugleich auf die ökonomische Basis des ehemaligen Klosters auf dem Gotthardsberg.


© Karl-Heinz Gertloff, Egelsbach 2018