Spinnwirtel wurden im Mittelalter und in der frühen Neuzeit dazu benutzt, Wolle oder Flachs zu verspinnen. Als Schwungräder einfacher, freihängender Handspindeln waren sie an deren unterem Ende befestigt. Mit ihrer Hilfe ließ sich eine gleichmäßige Rotation der Spindel erzeugen, um die zu verspinnende Faser zu einem ebenso gleichmäßig dünnen Faden zusammenzudrehen.

Das Verspinnen von Wolle und Flachs gehörte, wie zahlreiche zeitgenössische Abbildungen zeigen, zur üblichen Tätigkeit der Burgbewohnerinnen, da Kleidung für den Eigenbedarf größtenteils selbst hergestellt wurde.

Dass es sich bei den Spinnwirteln um einen Gegenstand des alltäglichen Bedarfs handelte, ist durch die vergleichsweise hohe Anzahl der Spinnwirtel bezeugt, die bei archäologischen Untersuchungen im „Alten Schloss“ (Kleinwallstadt MSP), auf der Burg Bartenstein (Partenstein MSP), der Ketzelburg (Haibach AB), auf der Ruine auf dem Gotthardsberg (Amorbach MIL) sowie auf dem Kloster Elisabethenzell (Rieneck MSP) geborgen wurden.

Der Umgang mit der Handspindel will gelernt sein. Es bedarf einer ruhigen Hand und einer gleichmäßigen Drehbewegung. Sobald ein etwa meterlanger Faden gesponnen wurde, wird dieser auf der hölzernen Spindel aufgewickelt.


Weiterführende Literatur:

Theresa Roth, Vom Spinnen und Weben, in: Harald Rosmanitz (Hg.), Die Ketzelburg in Haibach. Eine archäologisch-historische Spurensuche, Neustadt a. d. Aisch 2006, S. 95–98.


© Harald Rosmanitz, Partenstein, 2020