In allen Burgen und Klöstern im Spessart und dessen Randlandschaften wurden bei Grabungen des Archäologischen Spessartprojekts Fragmente von Hörnern gefunden. Gerade oder gebogen zeugen die ursprünglich bis zu 50 cm langen keramischen Hörner davon, dass dem Signalgeben im spätmittelalterlichen Alltag ein hoher Stellenwert zugemessen worden sein dürfte. Hörner kamen als Signalgeber auch bei der Jagd zum Einsatz.

Eine Sonderform sind die Aachenhörner. Mit ihnen wurde das Vorzeigen der im Aachener Dom aufbewahrten Reliquien lautstark vom anwesenden Publikum begrüßt. Diesen aus Steinzeug gefertigten Hörnern, wie sie beispielsweise in Fragmenten auch von der Burg Bartenstein bekannt sind, können über ihre Funktion als Signalgeber hinausgehend als Pilgerzeichen angesprochen werden.

Unter den Signalhörnern aus dem Spessart hebt sich das Fragment von der Burg Mole aufgrund seiner gebogenen Form hervor.

Fragment eines Signalhorns aus Keramik, Fd.-Nr. 072, um 1400, H. 2,6 cm, Br. 5,5 cm


Weiterführende Literatur:

Alfred Falk, Mit Hörnern und Fanfaren, in: Doris Mührenberg, Alfred Falk (Hg.), Mit Gugel, Pritschholz und Trippe. Alltag im mittelalterlichen Lübeck (Jahresschrift. Archäologische Gesellschaft der Hansestadt Lübeck 2/3), Lübeck 2001, S. 156–157.

Pavel Fojtík, Keramický cášský roh ze zaniklé středověké vsi na k. ú. Kralice na Hané, okr. Prostějov, střední Morava. [Ceramic Aachenhorn from a deserted medieval village in the cadastre of Kralice na Hané, Prostějov], in: Archeologické výzkumy v jižních Čechách 67 (2015), S. 287–298.

Andreas Haasis-Berner, Hörner aus Keramik. Wallfahrtesdevotionalien oder Signalhörner?, in: Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters 22 (1994), S. 15–38.

Claude Jigan, Les instruments à vent en terre cuite du XVIII siècle trouvés au Mont Saint-Michel (Manche), in: Revue archéologique de l’Ouest 7 (1990), S. 131–136.

Ralf Kluttig-Altmann, Andacht oder Fasnacht? Eine frühneuzeitliche Keramikfanfare aus der Lutherstadt Wittenberg im überregionalen Fundkontext, in: Harald Siebenmorgen (Hg.), Blick nach Westen. Keramik in Baden und im Elsass, Karlsruhe 2013, S. 163–171.

Ralf Kluttig-Altmann, Eine frühneuzeitliche Keramikfanfare aus Wittenberg im Kontext der Funde gweundener Hörner aus Deutschland, in: Harald Meller (Hg.), Fokus Wittenberg. Die Stadt und ihr Lutherhaus. Multidisziplinäre Forschungen über und unter Tage (Projekt „Lutherarchäologie“ Bd. 7), Halle an der Saale 2015, S. 93–131.

Jean Le Patourel, Ceramic Horns, in: David R. M. Gaimster, Mark Redknap (Hg.), Everyday an exotic pottery from Europe c. 650-1900. Studies in honour of John G. Hurst, Oxford 1992, S. 157–166.

Günter Mangelsdorf, Das Aachhorn von Greifswald. Ein Beitrag zur mittelalterlichen Devotionalienkunde, in: Jahrbuch der Bodendenkmalpflege in Mecklenburg-Vorpommern 39 (1991), S. 219–225.

Natascha Mehler, Steinunn Kristjánsdóttir, Ralf Kluttig-Altmann, The sound of silence. A ceramic horn and its role in monasticism in late medieval Iceland, in: Early Music 46 (2018), S. 1–11.

Rainer Schreg, Träumende Wächter – Lärmende Pilger (2017). https://archaeologik.blogspot.com/2017/02/traumende-wachter-larmende-pilger.html.

Magnus Wintergerst, Das Signalhorn aus Staffelstein, in: Das archäologische Jahr in Bayern 2000 (2001), S. 135–136.


© Harald Rosmanitz, Partenstein 2020