Das verbogene Artefakt von der Burg Mole gibt sein Geheimnis erst bei genauerem Hinsehen frei. Es besteht aus weichem, heute noch formbarem Blei. Der mehrfach in sich verdrehte Stab hat einen H-förmigen Querschnitt. Die vier Enden laufen dünn aus.

Das Blei diente ursprünglich zur Einfassung von rechteckigen Glasscheiben. Die bleigefassten Fensterscheiben dürften im Spessart gefertigt worden sein.

Wie viele andere Dinge des täglichen Lebens ist die Bleieinfassung von Fensterscheiben rein funktional gearbeitet. Eine Datierung ist über die Stücke nicht möglich. Fensterbleie dieser Ausprägungen waren im Spessart zwischen der Mitte des 13. Jahrhundert bis ins 17. Jahrhundert in Gebrauch. Als wertvoller Rohstoff, der sich beispielsweise dazu eignete, Musketen- und Gewehrkugeln daraus zu gießen, wurden die Fensterbleie fast vollständig wiederverwertet. Nach Ausbau oder Zerschlagen der Fensterscheiben bog man sie zu Klumpen zusammen. Dies erleichterte das Einschmelzen des Rohmaterials in einfachen Henkeltöpfen.

Bei der Zerstörung der Burg Mole 1437/38 dürfte man mit den dort in den Wohnturm eingebauten Fenstern ähnlich brachial vorgegangen sein. Ein kleines Stück des Fensterbleis brach ab und trat sich im Boden fest. Ohne dieses Stück wüssten wir nicht, dass die Fenster auf der Burg bei Heimbuchenthal mit gläsernen Scheiben besetzt waren. Von den Glasfenstern selbst hat sich nämlich nichts erhalten. Diese dürften, ähnlich wie die Fensterbleie, recycelt worden sein.


© Harald Rosmanitz, Partenstein, 2020