Töpfe massenhaft*

von Harald Rosmanitz

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Unter den in den Boden gelangten und dort erhaltenen Gegenständen stellt die Keramik erwartungsgemäß die am häufigsten vertretene Materialgruppe dar. Sie ist für den Archäologen nicht nur als Gegenstand des täglichen Lebens von besonderer Bedeutung. In unserem Fall bildet die Analyse der Keramik den einzig gangbaren Weg, die archäologischen Befunde zumindest grob zeitlich einzuordnen.

Die meisten Keramikteile stammen von gebrauchtem Haushaltsgeschirr. Weniger oft sind Spinnwirtel1, Webgewichte2 und Ofenkeramiken3 überliefert. Demgegenüber sind nichtkeramische Materialien wie Eisen oder zugerichtete Sandsteine4 in einem erheblich geringeren Umfang belegt. Glas aus der ersten bis dritten Phase der Burgbesiedelung fehlt vollständig. Viele organische Objekte dürften in dem trockenen, lehmigen Boden schnell verrottet sein. Mit vermindertem Auftreten nichtkeramischer Materialien ist aber auch aus anderen Gründen zu rechnen, wurden doch Glas und Metall zur Wiederverwendung eingeschmolzen und Holz als Feuerungsmaterial verwendet5.

Da der größte Teil der Scherben kleinteilig zerbrochen war, ließ sich die ursprüngliche Gefäßform in der Regel nicht sicher ermitteln. Zudem hatte das umgebende Erdreich die Oberfläche der Keramik aufgeweicht. Eine gründliche Säuberung war nur in Ausnahmefällen möglich. Erschwerend kam eine bräunliche Sinterauflage hinzu, die, wenn überhaupt, nur durch den Restaurator abgenommen werden konnte.

Es war im vorgegebenen Rahmen nicht möglich, die gesamte Keramik adäquat auszuwerten. Wir mussten eine Auswahl treffen. Da die Keramik vorrangig als chronologisches Hilfsmittel dienen sollte, wurde die Bearbeitung stratigraphisch relevanter Keramikbruchstücke zum primären Auswahlkriterium. Um schon an dieser Stelle der Analyse vorzugreifen: Bei der Auswertung der Scherben ergab sich keine Möglichkeit der Untergliederung der 122 aufgenommenen Fragmente in die Phasen 1 und 26. Lediglich fünf Ränder aus der Phase 3 ließen sich deutlich von dem „typischen“ keramischen Fundinventar der Burgstelle absetzen7. Sozialtopographisch bedingte Unterschiede in der Keramik konnten in der Gegenüberstellung der im Bereich des Wohnturms gefundenen Keramik mit den Scherben aus dem Wirtschaftsbereich nicht festgestellt werden. Die einzige Ausnahme bildet die Massierung der Überreste eines Becherkachelofens im Bereich des erwähnten Wohnturms.

Aus diesen Gründen stützten wir uns bei der typologischen und chronologischen Ansprache des Materials vorwiegend auf Rand- und Bodenformen, sowie auf Dekore. Neben der formalen Klassifikation wurden auch technologische Kriterien wie etwa Materialbeschaffenheit oder Herstellungstechniken berücksichtigt.

Da das Fundgut von der Ketzelburg aufgrund seiner Homogenität – wie bereits erwähnt – nicht stratigraphisch ausgewertet werden kann, hat die typologische und chronologische Einordnung auf dem Wege von Analogschlüssen zu vergleichbaren Fundstellen zu erfolgen8, von denen die wenigsten bislang mit publiziertem Material aufwarten können:

1) Die Keramikfunde aus den gut stratifizierten Fundkomplexen im Bereich des Theaterplatzes in Aschaffenburg9 ermöglichten eine Einordnung in die 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts.

2) Aus einem Töpferofen und aus weiteren Fundstellen in der Innenstadt von Seligenstadt10 stammen an ihrer Oberfläche mit Engobe bemalte Kugeltöpfe und Tüllenkannen.

3) Die Analyse der Keramiken aus Frankfurt am Main in der Dissertation von Magnus Wintergerst erbrachte zahlreiche formal übereinstimmende Stücke11.

4) Die etwas später entstandenen Keramiken aus dem Töpferabwurf einer Töpferei aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts von den Dörsthöfen bei Alzenau12 weisen auffällige Übereinstimmungen in Form und Proportion auf.

5) Keramiken aus den Bauuntersuchungen durch den Heimatforscher Werner Kempf in der Innenstadt von Alzenau13 entsprechen formal, in ihren Randformen, sowie in ihren Dekoren den Fragmenten von der Ketzelburg.

6) Aus den Grabungen im Schloss Steinheim in Hanau-Steinheim14 stammen mehrere Fragmente in der Art der Keramik von der Ketzelburg.

7) In der Burgruine Schnellerts bei Bernsbach15 im nördlichen Odenwald fand man vergleichbare Keramik, die Christof Krauskopf als „rot bemalte Keramik“ anspricht. Er verweist in seinen Ausführungen auf Parallelen zum keramischen Fundgut des Templerhauses in Amorbach.

8) Die Keramik aus einem Grubenhaus, das bei archäologischen Untersuchungen im Sommer 2005 auf dem Areal des Bachgau Museums in Großostheim16 gefunden wurde, besitzt ebenfalls deutliche Übereinstimmungen in Magerung und Randformen. Trotz klarer Befundzusammenhänge fehlt hier eine schlüssige zeitliche Einbindung.

9) Altfunde vom Klosterberg bei Hösbach-Rottenberg17 zeigen, dass die beiden Burgstellen zeitgleich mit der Ketzelburg bestanden haben müssen.

10) Georg Hauser führt bei seinen Untersuchungen zur hochmittelalterlichen Irdenware in Franken zwei Gefäßfragmente aus Bürgstadt18 an, ohne auf den Zusammenhang mit vergleichbarer Ware im Frankfurter und Aschaffenburger Raum zu verweisen.

Innerhalb der Keramik von der Ketzelburg sind augenscheinlich zwei große Gruppen voneinander zu unterscheiden: die grob und die fein gemagerte Keramik19. Die erstgenannte Gruppe (Warengruppe 1) ist gegenüber den fein ausgebildeten Keramiken (Warengruppe 2) eindeutig in der Überzahl. Die uneinheitlich gebrannte Irdenware aus hell brennendem Ton findet sich im gesamten westlichen Spessartvorland und ist der Fachwelt unter dem Begriff „Vorspessartware“ bekannt. Fragmente aus einer Töpferei bei Alzenau sprechen dafür, dass die Vorspessartware als lokale Produktion in erster Linie für den Eigenbedarf hergestellt wurde20.

Ihre Machart ist in der Regel recht grob. Sowohl bei der Zerkleinerung des Magerungsmaterials, bei der Aufbereitung des Tones als auch bei dessen Weiterverarbeitung wurde wenig Sorgfalt verwandt. Die Randpartien der dickwandigen Gefäße wurden zum Teil zur besseren Formgebung unter Verwendung eines Formholzes nachgedreht. Die mäßig bis stark ausladenden, abknickenden Ränder mit rundlichem Randabschluss weisen nur in wenigen Fällen Verzierungen mit einem einfachen, flachen Wellenband auf21. Die Gefäßoberfläche hat, bedingt durch hervortretende und ausgefallene Magerungsbestandteile, einen rauen und körnigen Charakter. Sie wird von Magnus Wintergerst als extrem stumpf, leicht unregelmäßig rau angesprochen und weist gehäuft in Bodennähe außen Poren auf. Da der Ton der Vorspessartware nur wenig natürliche Magerungsbestandteile enthält, wurden ihm künstlich Magerungszuschläge in Form von Grantigruß und Quarzkörnchen zugesetzt22. Charakteristisch ist der silbrig glänzende oder farblose Glimmer. In Bodennähe finden sich Verstreichungen und Glättungen. Schnittspuren am Boden sprechen für eine Umarbeitung kräftiger Standböden in dünne Linsen- und Wackelböden23. Die bisweilen recht dickwandigen Gefäße wurden aller Wahrscheinlichkeit nach auf der langsam drehenden Töpferscheibe gefertigt oder zumindest nachgedreht. Aufgrund der schlecht kontrollierten Brandatmosphäre haben sie eine uneinheitliche, fleckige Färbung.

Spätestens in der Mitte des 13. Jahrhunderts änderten sich im westlichen Spessart die Gefäßformen grundlegend24. Augenfällig ist dieser Wandel in den nun umgeschlagenen, scharf profilierten Rändern. Die bis dahin gebräuchlichen linsenförmigen Böden tragen nun häufig Bodenmarken oder werden durch glatt abgestrichene Böden ersetzt. Der weiß brennende Scherben erhält im reduzierenden Brand eine grau schimmernde Oberfläche.

Die grobe Ware (Warengruppe 1) repräsentiert die im gesamten Deutschland25 in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts übliche, denkbar einfache keramische Ausstattung des Hausrats. Es dominieren Kugeltöpfe26 neben wenigen anderen, ebenfalls schlichten Gefäßformen. Dazu zählen einhenkelige Tüllenkannen. Bei den Rändern der Kugeltopfkeramik überwiegen mäßig bis stark ausladende, abknickende Randformen mit rundlichem oder kantig abgestrichenem Randabschluss. Daneben treten steil gestellte bis mäßig ausladende, rundlich umbiegende Ränder mit rundlichem oder abgestrichenem Randabschluss sowie schlichte hohl gekehlte Ränder auf. Handhaben sind durch unterrandständige Ösenhenkel vertreten27. Ausgießvorrichtungen in Form von Tüllen28 belegen, dass durchaus auch Kugelkannen aus grob gemagertem Ton gefertigt wurden. Nur in den seltensten Fällen kam ein keramischer Deckel29 zum Einsatz.

Brandspuren auf der Gefäßaußenseite der meisten Gefäße der groben Ware belegen die Verwendung beim oder im Feuer. Im Inneren einzelner Scherben hafteten sogar noch verkohlte Lebensmittelrückstände an. Die poröse, wasserdurchlässige, aber sehr hitzebeständige Irdenware diente als Kochgeschirr. Kugeltöpfe, die unmittelbar in die Glut oder ans Feuer gesetzt wurden, eignen sich besonders zum Kochen von Eintöpfen und Brei30. Die rundlich geschlossene Form speichert die Hitze sehr gut und führt zu erstaunlich kurzen Garzeiten. Hier hat das Märchen vom Topf, der immerzu Hirsebrei kocht, seinen Ursprung. Nimmt man den Kugeltopf mit Hirsebrei nicht rechtzeitig vor Erreichen der Kochtemperatur vom Feuer, so kocht der Topf so lange über, bis die in der Wandung gespeicherte Wärmeenergie verbraucht ist. Meist landet dabei mehr als die Hälfte des Topfinhalts im Feuer.

In drei Fällen wurde die Gefäßwandung nachträgliche durchbohrt31. Dies spräche für sich gesehen für eine nachträgliche Flickung von Rissen. Um das Auseinanderbrechen eines angeschlagenen Topfes zu verhindern, verklammerte man den Riss mit einem darum herum gewickelten Draht. Dafür war es nötig, mit einem Drillbohrer zwei Löcher in das Gefäß zu bohren. Hans Losert beobachtete bei seiner Analyse der hochmittelalterlichen Keramik aus Franken ähnliche Durchbohrungen, die gegenständig unter dem Rand angebracht waren. Er interpretierte die Löcher als nachträgliche Durchbohrung zur Anbringung einer Handhabe aus organischem Material32.

Die fein ausgebildeten Keramiken (Warengruppe 2)33 werden von Magnus Wintergerst als weiche glimmerhaltige, imitierte Pingsdorfer Keramik angesprochen. Die poröse Irdenware aus hell brennendem Ton besitzt meist innen und außen feine Drehriefen. Die Magerung besteht aus feinem Quarzsand mit einer Beimischung von Glimmerplättchen. Die Randausformungen der kaum untergliederten Gefäße variieren nur wenig. Wirkt die Keramik im Vergleich mit der groben Ware fast perfekt gearbeitet, so finden sich bei genauerem Hinsehen eindeutige Hinweise, die für einen frei aufgebauten Gefäßkörper typisch sind: überformte Druckstellen und innen leicht unregelmäßigen Nachdrehriefen. Besonders deutlich wird dies an einem vergleichsweise dickwandigen Scherben34. Im Gegensatz zum nachgedrehten Rand scheint die Gefäßwandung dort aus grob zusammengedrückten Tonbatzen zu bestehen.

Am Übergang vom Standring zur Wandung erkennt man an anderen Fragmenten die Spuren eines Formholzes35. Neben der geringen Wandungsstärke fällt die Bemalung der Gefäßwandung mit einer oft nur schwer zu deutenden, wellen- und gitterförmigen Struktur auf36. Die Bemalung wurde mit stark eisenhaltiger Engobe auf das noch lederharte Gefäß aufgebracht. Sie ist nur unmerklich erhaben.

An Gefäßen lassen sich der Warengruppe 2 Kugeltöpfe, Becher mit Rollrädchendekor auf den Gefäßschultern37 und Tüllenkannen zuweisen. Schmauchspuren, die auf eine Nutzung im Bereich der Herdstelle schließen lassen, sind die Ausnahme. Eher ist man geneigt, bei diesen Keramiken eine Nutzung als besseres Tischgeschirr, als Trink- und Schankgefäße anzunehmen. Dann ergeben auch die Standringe einen Sinn, die an einem Großteil der Böden angebracht wurden38. Waren die Wackelböden für das Eindrücken des Kochtopfes in die Asche auf dem Herd ideal, so verliehen die glatten oder gekniffenen Standringe dem Gefäß auf dem Tisch den nötigen Halt.

Die Übernahmen von Formen und Dekoren aus dem rheinländischen Pingsdorf, dessen Keramik in jener Zeit überaus erfolgreich entlang des Rheins und des Mains verhandelt wurde, spricht dafür, dass man sich – wenn man sich schon nicht das teuere Original – so zumindest eine auf den ersten Blick identische „Fälschung“ auf die heimische Anrichte stellen wollte. Der schon erwähnte Töpferofen in Seligenstadt39 zeigt mit seiner Lage in der Stadtmitte, nicht weit von der am Main gelegenen staufischen Kaiserpfalz, dass die Herstellung in der Nähe großer Flusssysteme durchaus ein gewinnbringendes Unternehmen gewesen sein dürfte. Ob die Keramiken der Warengruppe 2 aus der Ketzelburg ebenfalls dort gefertigt wurden, kann nicht ausgeschlossen werden. Andererseits weichen die Dekore und Randformen von dem dort vorgegebenen Produktionsspektrum ab. Auch ließ sich für Seligenstadt und Frankfurt in keinen Fall bislang der Einsatz eines Rollrädchendekors belegen. Hell brennende Tone gab es auch in der Nähe von Aschaffenburg40. Eine entsprechende Keramikproduktion ließ sich allerdings für das 12. Jahrhundert noch nicht archäologisch nachweisen. Sicher jedoch wurden die Keramiken auf dem Aschaffenburger Markt an den Mann oder an die Frau gebracht.

Obwohl eine umfassende Aufarbeitung der pingsdorfartigen Keramik am Untermain noch aussteht, kann man schon jetzt aufgrund der Referenzpunkte in Alzenau, Amorbach, Aschaffenburg, Bernsbach, Bürgstadt, Frankfurt am Main, Haibach, Hösbach-Rottenberg, Seligenstadt und Steinheim erkennen, dass einer schlüssigen Datierung der Ware eine Schlüsselposition bei der Interpretation zahlreicher mittelalterlicher Anlagen zukommt. Magnus Wintergerst setzte die Keramik auf der Grundlage der numismatisch gesicherten Datierung des Münzschatzgefäßes von Langenselbold in die Zeit um 112041. Egon Schallmayer datierte die Pingsdorfimitate aus Seligenstadt in das ausgehende 12. Und beginnende 13. Jahrhundert42. Extrem wichtig ist in diesem Zusammenhang die Datierung der Bauphasen der Seligenstädter Kaiserpfalz. Die dort gefundene Keramik in der Art der Warengruppe 2 wird in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts datiert43. Noch decken wir mit der Datierung der pingsdorfähnlichen Ware einen Zeitraum von über einem Jahrhundert ab. Aus historischer Sicht spricht inzwischen einiges dafür, diesen Zeitraum in das zweite Drittel des 12. Jahrhunderts einzugrenzen.

Zusammenfassend blieb nach der umfassenden Aufarbeitung des 2004/ 2005 erschlossenen, keramischen Inventars festzuhalten, dass die Ketzelburg im 12. Jahrhundert besiedelt war. Das Auftreten deckungsgleicher Keramik in der ersten und zweiten Burgphase bestätigt darüber hinaus die Vermutung, dass die beiden Bauabschnitte kurz hintereinander erfolgt sein müssen. Neben ihrer datierenden Funktion besitzt die Keramik aber auch eine kulturgeschichtliche Relevanz. Obwohl nur ein kleiner Teil der ursprünglichen Ausstattung mit Koch- und Trinkgeschirr auf uns gekommen ist, spiegeln die erhaltenen Gegenstände verschiedene Aspekte des Alltags auf der Niederadelsburg wider. Zu nennen ist die Demontage des durch die höfischen Romane allgemein verbreiteten Bildes des Adeligen als Ritter. Die damals sicher teueren Pingsdorfimitate fanden sich eben nicht nur in seinem unmittelbaren Lebensumfeld, sondern waren über die ganze Burg verstreut. Zwischen Adeligem, Handwerker und Bauern gab es große Standesunterschiede. Auf einer so kleinen Burg wie der Ketzelburg in Haibach macht sich das jedoch kaum im Fundspektrum bemerk- bar. Alle tranken aus ähnlich verzierten Bechern und kochten ihr Essen in ähnlich dimensionierten Töpfen. Nur der aufwendige Kachelofen im Wohnturm verweist auf die herausgehobene Stellung des Burgherren. Allerdings fehlen Objekte aus Glas oder Metall fast vollständig, da ihr Materialwert zu groß war, um sie einfach weg zu werfen und weil die Ketzelburg systematisch aufgelassen und abgebaut wurde und man dabei alle verwertbaren Dinge mitgenommen hat. So kann der Burgherr sehr wohl über aufwendigeres und repräsentatives Geschirr verfügt haben, das sich im archäologischen Fundspektrum einfach nicht widerspiegelt.


Die Mehrzahl der auf der Ketzelburg gefundenen Scherben stammt von kugeligen Kochtöpfen.
Diesen Topf konnte der Restaurator wieder fast vollständig zusammensetzen. Nur schwer zu erkennen ist ein dünnes Welleband auf der Gefäßschulter.
Die meisten Gefäße sind – wie hier der Griff einer Tüllenkanne – aus grob gemagertem Ton gefertigt.
Die Rußablagerungen an der Außenseite des Topfes bildeten sich, als man in unmittelbarer Nähe eines offenen Feuers seine Nahrung zubereitete.
Die Wandung dieses Gefäßes wurde nachträglich durchbohrt.
Die Wandung dieses Topfes wurde mit Sicherheit nicht auf der schnell drehenden Töpferscheibe gefertigt.
Die roten Bemalungen auf der Keramik gehören zu einem Schankgefäß, das im westlichen Vorspessart in der Art der rheinländischen Pingsdorfkeramik gefertigt wurde.
Die Kanne mit dreifachem Rollrädchendekor zählt sicher zu den schönsten auf der Ketzelburg ausgegrabenen Keramiken.
Nachahmungen von Pingsdorfer Ware fanden sich auch bei den Ausgrabungen auf dem Theaterplatz in Aschaffenburg.
Den ersten Hinweis auf die hochmittelalterliche Töpferei bei den Dörsthöfen bei Alzenau gaben diese Gefäßhenkel.
Der Analyse der Keramik zufolge war die Töpferei bei den Dörsthöfen bei Alzenau in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts tätig. Das Geschirrrepertoire unterscheidet sich kaum von den Gefäßen von der Ketzelburg.
Die bemalte Tüllenkanne aus Alzenau gibt uns eine Vorstellung davon, wie die Keramik auf der Ketzelburg ausgesehen haben könnte.
Die Scherbe vom Klosterberg bei Hösbach-Rottenberg stimmt mit der Keramik von der Ketzelburg in Form und Machart überein. Sie gibt uns den entscheidenden Hinweis, dass beide Anlagen zeitgleich besiedelt waren.

* Überarbeitete Fassung eines Artikels, veröffentlicht in Harald Rosmanitz, Die Ketzelburg in Haibach. Eine archäologisch-historische Spurensuche (Neustadt a. d. Aisch 2006), S. 75-83.

  1. Harald Rosmanitz (Hg.), Die Ketzelburg in Haibach. Eine archäologisch-historische Spurensuche, Neustadt a. d. Aisch 2006, Taf. 42.7.
  2. Rosmanitz, Ketzelburg 2006, Taf. 43.1–2.
  3. Rosmanitz, Ketzelburg 2006, Taf. 41.1–12 u. Taf. 42.1–4.
  4. Rosmanitz, Ketzelburg 2006, Taf. 45–48.
  5. Hans – Werner Peine, Das Haushaltsgeschirr im Mittelalter – Eine Darstellung anhand Mindener Bodenfunde. In: Bendix Trier (Hg.), Ausgrabungen in Minden. Bürgerliche Sachkultur des Mittelalters und der Neuzeit (Münster 1987) , 109.
  6. Insgesamt wurden 127 Fragmente aufgenommen (Taf. 24–40; Taf. 44.1-5). Die Gefäßkeramik beinhaltet 2 vollständig ergänzbare Gefäße, 70 Ränder, 35 Böden, 16 Wandungsteile, 2 Henkel, 1 Tülle sowie 1 Deckel.
  7. Rosmanitz, Ketzelburg 2006, Taf. 44.1–5.
  8. Die Vergleiche wurden nach ihrer Aussagekraft für die Keramiken in Haibach geordnet. Die wenigsten der aufgelisteten Fundstellen können bislang mit publiziertem Material aufwarten.
  9. Unveröffentlicht.
  10. Rainer Atzbach, Das Palatium in Seligenstadt. Ein Schloßbau Friedrichs I. Barbarossa (Münsterschwarzach 1997) , 18; Karl Nahrgang, Ein Töpferofen mit Pingsdorfer Keramik in Seligenstadt. Stadt- und Landkreis Offenbach am Main. Studien und Forschungen 3, 1957 , 73–77; Egon Schallmayer, Ausgrabungen in Seligenstadt. Zur römischen und mittelalterlichen Topographie. Saalburg-Jahrbuch 43, 1987 , 38–48; Gesine Weber, Archäologische Ausgrabungen in der Steinheimer Straße 4 in Seligenstadt, Kreis Offenbach. Bereichte des Offenbacher Vereins für Naturkunde 100, 200 0, 49–62.
  11. Magnus Wintergerst, Hoch- und spätmittelalterliche Keramik aus der Altstadt Frankfurt am Main. Schriften des Archäologischen Museums Frankfurt Bd. 18 (Frankfurt a. Main 2002) , 77f.; Taf. 20,1–29.3. Im Gegensatz zu Egon Schallmayer (Schallmayer 1987, 38–48) legt sich Magnus Wintergerst bei seiner umfassenden Materialanalyse nicht auf eine Datierung der Warenart fest (Wintergerst 2002, 79).
  12. Unveröffentlicht.
  13. Unveröffentlicht.
  14. Alexandra Dapper, Grabungsfunde aus der Burg Steinheim am Main (Stadt Hanau). Masch. Magisterarbeit (Bamberg 1996) , 18ff.
  15. Christof Krauskopf, …davon nur noch wenige rutera zu sehen seyn sollen … Archäologische Ausgrabungen in der Burgruine Schnellerts. Kultur und Lebensformen in Mittelalter und Neuzeit 1 (Bamberg 1995) , 39f., Taf. 13.
  16. Unveröffentlicht.
  17. Siehe dazu Hösbach-Rottenberg
  18. Georg Hauser, Beiträge zur Erforschung hoch- und spätmittelalterlicher Irdenware aus Franken. Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters, Beiheft 3 (Köln 1984), 160f, Kat. Nr. 13, Abb. 73.E.
  19. Weiterhin der Phase 1 und 2 zuzuordnen ist ein Wandungsteil aus Protosteinzeug (Rosmanitz, Ketzelburg 2006, Taf. 42.6).
  20. Töpferei aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts bei den Dörsthöfen bei Alzenau (unveröffentlicht).
  21. Rosmanitz, Ketzelburg 2006, Taf. 32.1, Taf. 33.2 u. Taf. 24.1.
  22. Eine noch ausstehende Analyse dieser Zuschlagstoffe könnte dazu beitragen, das Herstellungsgebiet der Vorspessartware genauer einzugrenzen.
  23. Wintergerst 2002, 63–66. Zur Herstellung eines solchen Bodens: S. E. van der Leeuw, Medieval pottery from Haarlem: a model. Rotterman Papers 2, 1975 , Fig. 20.
  24. Der formale Wandel lässt sich besonders deutlich an den Funden vom Theaterplatz in Aschaffenburg und am Fundgut vom „Alten Schloss“ in Kleinwallstadt ablesen.
  25. Vgl. Heege 2002, 249–253; Peine 1987,109f.
  26. Der Anteil der Kugeltopfwaren an der Geschirrkeramik liegt in Haibach bei etwa 90 Prozent.
  27. Rosmanitz, Ketzelburg 2006, Taf. 32.1–5.
  28. Rosmanitz, Ketzelburg 2006, Taf. 33.1.
  29. Rosmanitz, Ketzelburg 2006, Taf. 33.6.
  30. Andreas Heege, Trink- und Essgeschirr aus Keramik vom 13. bis 15. Jh. In: Andreas Heege, Einbeck im Mittelalter. Eine archäologisch-historische Spurensuche. Studien zur Einbecker Geschichte Bd. 17 (Oldenburg 2002) , 254.
  31. Rosmanitz, Ketzelburg 2006, Taf. 22.3–5.
  32. Hans Losert, Die früh- bis hochmittelalterliche Keramik in Oberfranken. Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters Beiheft 8 (Köln 1993) , 54, Taf. 15 u. Taf. 65.
  33. Rosmanitz, Ketzelburg 2006, Taf. 34–40.
  34. Rosmanitz, Ketzelburg 2006, Taf. 34.7.
  35. Rosmanitz, Ketzelburg 2006, Taf. 38.5–10.
  36. Rosmanitz, Ketzelburg 2006, Taf.37.1, Taf. 39.1–6, Taf. 40.1–4.
  37. Rosmanitz, Ketzelburg 2006, Taf. 36.7, Taf. 37.1 u. Taf. 40.6.
  38. Rosmanitz, Ketzelburg 2006, Taf. 38.5–10.
  39. Nahrgang 1957, 73–77; Schallmayer 1987, 38–48.
  40. Gerhard Ermischer, Die Aschaffenburger Hettinger. Die Spätblüte einer Hafnerdynastie am Ende des traditionellen Töpferhandwerks. in: Bärbel Kerkhoff-Hader u. Werner Endres (Hg.), Keramische Produktion zwischen Handwerk und Industrie. Alltag – Souvenir – Technik. Bamberger Beiträge zur Volkskunde 7 (Hildburghausen 1999) , 61–78.
  41. Wintergerst 2002, 79.
  42. Schallmayer 1987, 47f.
  43. Eine Schlüsselposition nimmt die Datierung der Bauphasen der Seligenstädter Kaiserpfalz ein. Die Ausgrabungen durch den Lehrstuhl für Archäologie des Mittelalters und den Neuzeit an der Universität Bamberg im Jahre 1996 erbrachten für den inzwischen gut in seiner Bauabfolge gesicherten Palast Keramik in der Pingsdorfer Art. Sie stammt aus der Baugrube des älteren Palatium, das nach Rainer Atzbach in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts fällt (Atzbach 1997, 14f).