Im Denkmal-Atlas des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege sind in der unmittelbaren Umgebung des Ortsteils Wildenstein der Marktgemeinde Eschau zwei Bodendenkmäler ausgewiesen: die Burgruine Wildenstein als „spätmittelalterliche/frühneuzeitliche Burgruine“ und südöstlich davon ein „mittelalterlicher ebenerdiger Ansitz“ (Stand März 2016). Die Karte der Katasterurvermessung aus der Mitte des 19. Jahrhunderts zeigt zur Burgruine noch einen geschlossenen, teilweise doppelten Mauerring und den Grundriss eines kleinen Gebäudes; in der aktuellen Katasterkarte findet sich keine Grundriss-Darstellung mehr, weder zu Mauern noch zu Gebäuden. Im Luftbild sind die nicht von Baumkronen überragten Mauern der Burgruine gut zu sehen. Zum „mittelalterlichen ebenerdigen Ansitz“ finden sich dagegen in allen drei graphischen Nachweisen keine Hinweise auf dessen Existenz und somit auch keine Angaben zu dessen Lage und Grundriss.
Von beiden Bodendenkmälern sind unübersehbare Spuren im Geländerelief erhalten: von der Burgruine Wildenstein die markanten Halsgräben westlich und östlich der Burganlage, die diesen vorgelagerten Gräben quer über den Bergrücken, Wälle und Gräben an den Bergflanken nördlich und südlich der Burg, die Abgrenzung des bebauten Burghügels sowie Wege und Brücken zu und vor der Burganlage und vom „mittelalterlichen ebenerdigen Ansitz“ ein nahezu quadratisches Wall-Graben-System von ca. 35 m x 40 m Grundfläche. Bei letzterem handelt es sich tatsächlich um die Reste des befestigten Belagerungswerks, von dem aus die Eroberung und Zerstörung der Burg Wildenstein in den Jahren um 1260 betrieben worden ist (siehe auch Kapitel „Baugeschichte“). In dem von der Bayerischen Vermessungsverwaltung bereitgestellten Digitalen Geländemodell DGM1, einem regelmäßigen 1-m-Punktraster mit den Lagekoordinaten und der Geländehöhe jedes einzelnen Rasterpunktes, sind diese Spuren modelliert. Sie können in verschiedenen Varianten anschaulich visualisiert werden. Mit einer 3D-Schrägansicht auf die auf dem Bergrücken gelegene Burganlage und das ca. 400 m entfernte und 50 m höher im Gelände angelegte Belagerungswerk lässt sich so zum Beispiel die Situation bei der Belagerung der Burg nachempfinden.
Das aktuelle Digitale Geländemodell ist aus den Messdaten einer im Auftrag der Bayerischen Vermessungsverwaltung im Frühjahr 2014 durchgeführten Laserscanner-Befliegung abgeleitet worden. Gegenüber früheren ist bei dieser Befliegung die topographische Situation erstmals mit einer hohen Messdichte von rund 10 Messpunkten pro m² erfasst worden. Dies ermöglicht jetzt eine Datenaufbereitung in einer neuen Form, die bisher zwar theoretisch auch schon möglich, bezüglich des visuellen Ergebnisses jedoch nicht aussagekräftig war.
Bei der Laserscanner-Befliegung wird die Landschaftsoberfläche dreidimensional erfasst. Aufgezeichnet werden die erste Reflexion („first-echo“) und die letzte Reflexion („last-echo“) jedes einzelnen vom Messflugzeug ausgesandten Laserpulses. Wo es nur eine Reflexion des Laserpulses gibt – i. d. R. an freien Gebäudedächern, offenem Gelände und Objekten auf bzw. über der Geländeoberfläche (Mauern, Masten, Brückenbögen, Fahrzeuge, …) – sind die in separaten Datensätzen registrierten „first-echo“- und „last-echo“-Daten identisch. Bei lichten Baumkronen wird der Laserpuls mehrmals reflektiert: zuerst am Kronendach, dann am Astwerk in der Baumkrone und zuletzt an der Geländeoberfläche oder an Objekten unter dem Baum, bei entsprechend dichtem Astwerk auch in der Baumkrone. Laserscanner-Befliegungen erfolgen deshalb i.d.R. zur belaubungsfreien Zeit im Winter oder im Frühjahr, um auch die topographische Situation unter dem Baumbestand erfassen zu können. Die Punkte der „last-echo“-Reflexionen werden mit mathematischen Filtermethoden und mit Hilfe der Gebäudegrundrisse aus der Katasterkarte in die Kategorien „Geländepunkt“, „Gebäudepunkt“ und „sonstiger Punkt (Objektpunkt)“ getrennt; eine automatische weitergehende Differenzierung der „sonstigen Punkte“ entsprechend den o. g. Objekten ist nicht möglich. Die „sonstigen Punkte“ können allerdings in der Weise nachbearbeitet werden, dass die offenkundig im Astwerk von Baumkronen gelegenen „last-echo“-Punkte manuell eliminiert werden.
Für einen Gebietsausschnitt rund um die Burg Wildenstein sind so die „last-echo“-Daten mit vertretbarem Aufwand auf die Geländeoberfläche mit den darauf stehenden Mauern der Burgruine reduziert werden. Die Senkrecht-Ansicht auf diesen Gebietsausschnitt zeigt den maßstäblichen und exakt georeferenzierten Grundriss der Burgruine, die Schrägansicht ist als Grundlage für eine virtuelle 3D-Rekonstruktion der gesamten ehemaligen Burganlage gut geeignet.
© Karl-Heinz Gertloff, Egelsbach 2016