Südostansicht von Partenstein, um 1900. Der Burgberg (links) weist einen dichten Baumbestand auf.

Foto: Geschichts- und Burgverein Partenstein
Blick auf den Mauerstumpf in der Südwestecke der Burg Bartenstein, 1930er Jahre

Foto: Geschichts- und Burgverein Partenstein
Blick auf den Mauerstumpf der Burg Bartenstein vor dessen Sanierung im Jahre 1980

Foto: Geschichts- und Burgverein Partenstein

Darstellung der Burg Bartenstein auf einer Karte um 1550 (StA Würzburg, Mainzer Risse und Pläne, XI/54)

Darstellung der Burg Bartenstein auf einer Karte um 1550

Von der Burg Bartenstein wurden zwischen 1550 und 1625 zahlreiche Ansichten gefertigt. Diese sind in der Regel auf Streitereien zwischen den Erben Rienecks, zwischen Würzburg und Mainz oder Mainz mit Hanau zurückzuführen.1 Als historisch aussagekräftig ist der Ausschnitt aus einer kolorierten Karte über den zwischen Mainz und Würzburg strittigen „Haderwald“2. Da die Karte um 1550 datiert werden kann, ist dies die derzeit älteste Partensteiner Ansicht. Der überhohe und steile Burgberg der Burg Bartenstein stützt eine Anlage, bei der Ringmauer und zwei Türme ein Wohngebäude schützen. Bauten einer Vorburg sind angedeutet, der Berg ist einseitig bewaldet.

Partenstein auf der Karte der Jagdbezirke Prozelten und Rieneck, um1600 (StA Würzburg, Mainzer Risse und Pläne, XI/69)

Partenstein auf der Karte der Jagdgerechtigkeiten im östlichen Spessart, um 1600

Bedeutend genauer sind die Ortsansichten auf einer Karte über die Waldungen im Bereich Rieneck-Partenstein wiedergegeben. Die Karte enthält die Wappen von Hanau und Mainz zur Kennzeichnung der jeweiligen Jagdrechte und dürfte in die Zeit um 1600 zu datieren sein. Obwohl die einzelnen Bauten nur angedeutet wurden, ergibt sich insgesamt ein wirklichkeitsnahes Bild. Demnach trennt die Lohr das deutlich ausgeführte Dorf „Partenstein“ vom Burgberg. Aubach und Lohr werden durch Brücken überspannt. Am Fuße des Burgberges stehen zwei Gebäude, wovon eines als Mühle gekennzeichnet ist. Die Burg wird wie in Rieneck durch einen Punkt im Kreis betont und durch einen Weg auf der Höhe mit dem Hinterland verbunden. Als Gebäude sind ein mit einem Treppengiebel gekrönter turmartiger Wohnbau, ein niederer Turm und ein Zwischentrakt auszumachen. Die Ansicht könnte dem Blick auf die Südseite entsprechen.

Ansicht der Burg Bartenstein auf einem Kupferstich in Daniel Meißners „Sciographia cosmica“ von 1623

Ansicht der Burg Bartenstein auf einem Kupferstich in Daniel Meißners „Sciographia cosmica“ von 1623

Die Analyse der Darstellungen aus dem 16. und 17. Jahrhundert durch Werner Loibl ergab, dass für das genauere Verständnis der 1623 entstanden Kupferstich in Daniel Meißners „Sciographia cosmica“ von grundlegender Bedeutung ist.3 Der Meißnerschen Ansicht entspricht der Grundriss aus dem Jahre 1621 im Staatsarchiv Würzburg.4 Seine Proportionen der Gebäude stimmen mit dem Aufriss überein, die mitgegebene Legende ist zweifelsfrei. Lediglich die Zuordnung nach Himmelsrichtungen machte in der Vergangenheit Probleme, obwohl der Grundriss die Vedute bestätigt: unten ist Norden, oben Süden, links Osten, rechts Westen.

Grundriß der Burg Bartenstein von 1621 (StA Würzburg, G 7051). Legende: 1. Thor. 2. Vorhoff. 3. Thor. 4. Hoff. 5. Capellenthür unden im Hoff. 6. Gemaine Capellen. 7. Thurm. 8. Maintzischer Baw. 9. Hanawischer Baw. 10. Maintzischer Baw. 11. Maintzischer Viehestall.

Grundriß der Burg Bartenstein von 1621

Eine Bestätigung für die gewählte Ausrichtung liefert die erst 1984 von Theodor Ruf im Staatsarchiv Würzburg gefundene Planskizze aus der Zeit um 1600.5 Sie dürfte im Zusammenhang mit dem um die gemeinsame Benutzung des Turmes anhängenden Kammer-gerichtsprozesses entstanden sein. Die Ansicht ist deshalb verwirrend, weil der Zeichner der besseren Darstellung wegen, die Gebäude etwas verschoben hat. So lässt er den Nord- und Südflügel trapezförmig zueinanderstehen und klappt den Mainzer Bau an der Westseite nach unten. Der dafür ungebührlich ver-größerte Torbereich wird zu einer Art Hof, der jedoch mit den tatsächlichen Pro-portionen nichts zu tun hat. Trotzdem liefert der Plan gemeinsam mit der ausführlichen Legende einige wesentliche Ergänzungen zur Rekonstruktion der Burg. Dazu gehört die deutliche Ausformung des Turmes und die Zuordnung des Hanauer Baues über die Kapelle hinweg. Aber auch die Existenz eines großen Vorhofes ist darauf verbürgt, was sowohl nach dem Grundriss als auch nach der Vedute nicht möglich war.

Planskizze der Burg Bartenstein, um 1600 (StA Würzburg, MRA Hessen-Kassel, 583 II/K 343)

Planskizze der Burg Bartenstein, um 1600

Diesen Vorhof bestätigt auch eine kolorierte Ansicht, die sich auf einer Karte des Lohrgebietes zwischen Partenstein und Lohr um 1600 findet.6 Darauf erkennt man neben der Vorhofmauer die schematischen Gebäude von Turm und Hanauer Bau, auch den Mainzer Bau mit Kamin.

Ansicht der Ruine der Burg Bartenstein auf dem Prospekt von 1790

Ansicht der Ruine der Burg Bartenstein auf dem Prospekt von 1790

Die Zerstörung dokumentiert der mit 1790 datierte Prospekt, dessen Original sich ursprünglich im Pfarrarchiv befunden haben soll.7 Halsgraben, Stufengiebel am Mainzer Bau und Turmreste erlauben eine Zuordnung und künden von verschwundener Pracht. Im Nachgang der Grabungen 2004 bis 2009 und 2016/17 konnte für eine Vielzahl archäologischer Befunde eine Entsprechung im Meißner-Stich gefunden werden.
Im Einzelnen sind hier zu benennen:

  • Lage und Gliederung des äußeren Tores in der Nordostecke der Zwingermauer (Schnitt 5)
  • Lage und Dimensionierung des dem Tor in der Ringmauer vorgelagerten Bastionstürmchens (Schnitt 6)
  • Lage und Dimensionierung des Tores durch die Ringmauer (Schnitt 10)
  • Lage und Dimensionierung des Bergfrieds einschließlich seiner Ein-bindung in die Ringmauer (Schnitt 2)
  • Lage und Dimensionierung des Mainzer Baus (ursprünglicher Wohnturm) (Schnitt 9)
  • Lage und Dimensionierung des Hanauer Baus (Schnitte 11 und 12)

In Summe lässt sich mit Hilfe der Baubefunde die Zuweisung des Kupferstichs in Daniel Meißners „Sciographia cosmica“ als Darstellung der Burg Bartenstein bei Partenstein vornehmen.


© Harald Rosmanitz 2014, überarbeitet 2021, unter Einbeziehung Werner Loibls, Burg Bartenstein, in: Gemeinde Partenstein (Hg.), 750 Jahre Partenstein. Ein Dorf im Wandel der Zeiten, Gemünden/Main 1985, S. 29-36.


Weiterführende Literatur:

Werner Loibl, Burg Bartenstein, in: Gemeinde Partenstein (Hg.), 750 Jahre Partenstein. Ein Dorf im Wandel der Zeiten, Gemünden/Main 1985, S. 29-36.


  1. Werner Loibl, Burg Bartenstein, in: Gemeinde Partenstein (Hg.), 750 Jahre Partenstein. Ein Dorf im Wandel der Zeiten, Gemünden/Main 1985, S. 29-36.
  2. Staatsarchiv Würzburg, Mainzer Risse und Pläne, XI/54.
  3. Die Burg wird zwar bis zum Dreißigjährigen Krieg archivalisch mehrfach als bewohnt erwähnt, die Ansicht dürfte jedoch als Zeichnung (?) bereits um 1550 entstanden sein. Zu dieser Zeit erlebte die Anlage ihre archäologisch nachgewiesene letzte Blüte (Red.).
  4. Staatsarchiv Würzburg, G 7051.
  5. Staatsarchiv Würzburg, MRA Hessen-Kassel, 583 II/K 343.
  6. Staatsarchiv Würzburg, MRA Hessen-Kassel, 580/K 342.
  7. Spessart 1951, Nr. 6, S. 11.