Auf dem Gräfenberg wurden zwei unterschiedliche Arten von Becherkacheln gefunden. Beide bestehen aus unglasierter, grob gemagerter hellgrauer Irdenware.
Die Ofenkacheln entsprechen vom Scherben und auch der Machart her der Gefäßkeramik. Die Fragmente von Rand- und Bodenpartien lassen dabei eine schlanke, leicht geschweift-konische Form mit gekniffener bzw. teilweise eingezogener Fußzone und kleinerem Standboden erkennen.
Als regionale Besonderheit kann gelten, dass die auf dem Gräfenberg gefundenen, tütenförmigen Becherkacheln mit gekniffenem Fuß (Tafel 11.1-4) der grob glimmerhaltigen Ware zugerechnet werden können. Sie lassen sich zusammen mit den vergleichbaren Becherkacheln von der Ketzelburg in Haibach und weiteren Fundstellen aus dem Vorspessart und dem Rhein-Main-Raum als kleinräumig verbreitete Warenart ansprechen. Die tütenförmigen Becherkacheln mit gekniffenem Fuß (Tafel 12, Tafel 13, Tafel 14 und Tafel 15) sind im Fundmaterial des Gräfenbergs vergleichsweise selten anzutreffen und konzentrieren sich in erster Linie auf Schnitt 2. Sie dürften als die ältere der beiden Kachelformen anzusehen sein.
Jünger dagegen sind annähernd zylindrische, nach oben leicht auskragende Kacheln mit stark gerippter Wandung und gefalzter Mündung. Auffallendes Merkmal dieser zweiten Gruppe ist der im Becherinneren schneckenförmig aufgedrehte Boden. Sicher ist, dass diese Kacheln ebenfalls in Öfen eingebaut waren. Signifikante Verrußungsspuren finden sich nicht nur außen am Boden sondern bei manchen Kacheln stattdessen im Inneren. Demnach können wir davon ausgehen, dass diese Kacheln ursprünglich mit dem Boden nach außen weisend in die Wandung eines Kachelofens eingebaut waren. Innen verrußte Becherkacheln des zweiten Typs sind wesentlich seltener als entsprechende Ausprägungen mit außen verrußtem Boden. Dies legt eine Ofenform nahe, wie sie im schweizerischen Landesmuseum in Zürich als Rekonstruktionsversuch für einen Becherkachelofen des 13. Jh. gewählt wurde: Der Großteil des Ofens ist mit Becherkacheln bestückt, deren Mündungen nach außen weisen. Lediglich in der Kuppel des Ofens sind die Kacheln verkehrt herum eingebaut. Es sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass beide auf dem Gräfenberg gefundenen Becherkacheltypen durchaus auch in einem Ofen hätten vergesellschaftet sein können. Zusammenfassend ist festzustellen, dass auch auf dem Gräfenberg bei Hösbach-Rottenberg – wie auf allen vom Archäologischen Spessartprojekt ergrabenen Burgställen – dem Burgherren an einer ganzjährige Nutzung gelegen war. Ansonsten hätte sich der Einbau dieser zu jenem Zeitpunkt sehr teuren und aufwendigen Heizanlagen kaum gelohnt.