Die Befunde aus den Grabungen der Burg Kugelberg können nach der Befundanalyse und der ersten Begutachtung des Fundmaterials grob in acht Perioden unterteilt werden:

  • Periode 0 – Geologie (undatiert)
  • Periode 1 – Errichtung der Burg (1120-1140, ca.)
  • Periode 2 – Erste Nutzungsphase bis Zerstörung (1140-1180, ca.)
  • Periode 3 – Wiedererrichtung und zweite Nutzungsphase (1180-1220, ca.)
  • Periode 4 – Endgültige Niederlegung (1220, ca.)
  • Periode 5 – Nachburgzeitliche Begehung (14.-20. Jh.)
  • Periode 6 – Grabung 1932
  • Periode 7 – Kampfhandlungen Winter 1944/45

Periode 0 – Geologie (undatiert)

Der anstehende Gneis bildet das Grundgestein des gesamten Burghügels und ist teilweise stark anthropogen überformt. Unmittelbar oberhalb davon, im gesamten Bereich des Burghügels, befindet sich eine geologische Grusschicht, die die oberflächliche Verwitterungsschicht des anstehenden Gneises darstellt.

Insbesondere im Bereich der westlichen Ringmauer zeichnen sich deutliche menschliche Eingriffe ab. Dort ist der anstehende Fels abgearbeitet, um einerseits Platz für das Fundament der Ringmauer zu schaffen, andererseits um Steinmaterial für den Bau entnehmen zu können. Auffällig ist, dass lediglich dort, wo eine anschließende bauliche Tätigkeit erfolgte, der Fels abgearbeitet wurde. Ansonsten steht der Fels auch im Innenbereich der Burganlage recht hoch an, was die Vermutung nahelegt, dass dort ein künstlich aufgeschütteter Laufhorizont angelegt worden sein muss.

Periode 1 – Errichtung der Burg (1120-1140, ca.)

Der größte Teil der bei den Grabungen 2018 festgestellten Bebauung des Burgstalls ist der ersten Burgphase zuzuordnen. Hierzu zählen die Umfassungsmauer, die turmartige Steinkonstruktion im westlichen, inneren Bereich der Burg, sowie möglicherweise die rechtwinklige Steinsetzung in Schnitt 3. Der Grabungsbefund zeigt deutlich, dass die Gründung der Burganlage in den untersuchten Hangabschnitten im Westen und im Norden auf dem hoch anstehenden, gewachsenen Felsen fußt und dort mit qualitativ hochwertigem Mörtel fundamentiert wurde. Das verwendete Steinmaterial ist ausnahmslos von lokaler Provenienz und entspricht dem anstehenden Muskovit-Biotit-Gneis. Dieser wurde offenbar bei der Anlegung der Ringmauer vor Ort entnommen oder stammt aus der Anlegung des archäologisch nicht untersuchten Burggrabens.

Die Wehranlage war von vorneherein als in Stein aufgeführte Anlage auf einem natürlichen, den Anforderungen angepassten Geländesporn konzipiert. Das Bauensemble dominierten die massive, möglicherweise weiß getünchte Umfassungsmauer sowie das turmähnliche Steingebäude, das wohl, nicht zuletzt aufgrund zahlreicher Fragmente von Ofenkeramik in der Peripherie des Befunds, als Wohnturm der Anlage anzusprechen sein dürfte. Weitere, zumindest in Teilen in Stein aufgeführte Bebauung dürfte sich im nordöstlichen Teil der Anlage befunden haben (Schnitt 3).

Der Wohnturm dürfte hierbei zuerst errichtet worden sein, was das stratigraphische Profil belegt. In einer zeitnah folgenden Bauphase, die ebenfalls der Periode 1 zuzuordnen ist, folgte die Errichtung der Ringmauer. Gleichzeitig dürfte die Anlegung des westlichen Plateaus außerhalb der Ringmauer erfolgt sein. Die Aufführung der Ringmauer erfolgte in zwei Bauphasen, wie das Vorhandensein der beiden Rüstlöcher in der Außenschale der westlichen Ringmauer sowie ein feststellbarer Wechsel des verwendeten Mörtels nahelegen. Möglicherweise ist die zweite Bauphase der Ringmauer dem Wiederaufbau der Anlage (Periode 3) zuzuordnen.

Aufgrund zahlreicher Münzfunde aus den 1120er Jahren (siehe 9. Funde), darf davon ausgegangen werden, dass die früheste Bauphase der Burganlage auf dem Kugelberg in diese Zeit zu datieren ist. In dieser Form nicht zu erwartende Parallelen im baulichen Befund der Ringmauer und der Stadtmauer von Aschaffenburg lassen die Vermutung zu, dass die Entstehungszeit und/oder der Bauherr beider Bauwerke in engem zeitlichen Zusammenhang stehen.

Periode 2 – Erste Nutzungsphase bis Zerstörung (1140-1180, ca.)

Als Vorburg und möglicher Wirtschaftsbereich der Anlage auf dem Kugelberg dürfte der – archäologisch nicht untersuchte – Unter- bzw. Obergartenhof gedient haben. Da auf dem Burgberg keinerlei Quellhorizonte entdeckt wurden, musste die Wasserversorgung vermutlich ebenfalls von dort erfolgen. Die Annahme einiger Historiker[1], dass es sich bei der Burg auf dem Kugelberg um eine nicht durchgehend bewohnte, in erster Linie als Fliehburg genutzte Anlage handelte, kann allein durch den evidenten mangelhaften Zugang zu frischem Wasser widerlegt werden.

Zerstörungshorizonte der ersten Phase um 1180 lassen sich an mehreren Stellen der Anlage nachweisen. Eine Datierung in die 1180er Jahre ist durch Parallelen des Fundmaterials mit der letzten Nutzungsphase der Ketzelburg bei Haibach möglich. Insbesondere Tüllenkannen mit Standfüßen und Kannenfragmente aus Pseudo-Pingsdorf-Ware erlauben eine entsprechende zeitliche Zuweisung. Der Laufhorizont, der am westlichen Hang der Ringmauer vorgelagert war, wird von einem schmalen, stark kohle- und hüttenlehmhaltigen Band überlagert, welches als Ergebnis einer zumindest teilweisen Brandzerstörung angesprochen werden muss. In Schnitt 3 ist eine ähnliche Zerstörungsschicht evident, deren Aussagekraft allerdings im Hinblick auf spätere Perturbationen relativiert werden muss. Außerhalb der westlichen Ringmauer aufgelagertes, und durch die zweite Nutzungsphase überlagertes, Versturzmaterial inklusive ausgebrochener Schalsteine legen beredtes Zeugnis dieses Zerstörungsereignisses ab.

Periode 3 – Wiedererrichtung und zweite Nutzungsphase (1180-1220, ca.)

Die Wiederaufbauphase der Burg nach der ersten Zerstörung das überlagerte Versturzmaterial der ersten Zerstörungsphase in die relative Chronologie eingebettet.

Nach 1180 erfolgte wahrscheinlich eine Wiedererrichtung im Nachgang der Zerstörung von 1180. Die Rüstlöcher – integriert in der westlichen Ringmauer – und der Wechsel der Mörtelauflage in der westlichen Ringmauer (Schnitt 1 West) könnten in diese Phase des Wiederaufbaus datieren. In Schnitt 3 wird dieses Phänomen in der Stratigraphie aufgrund rezenter Perturbation nicht deutlich und nur schwer greifbar.

Diese Phase korreliert möglicherweise mit einem Übergang der Eigentumsverhältnisse, denn in diese Zeit datiert die erste urkundliche Erwähnung des Kugelberger Burgherren, der 1218 die Anlage an das Kloster Schmerlenbach verschenkt.[2] Danach verliert die Burg auf dem Kugelberg zunehmend an Bedeutung. Nach dem archäologischen Befund ist davon auszugehen, dass mit der Übertragung der Liegenschaften auf dem Kugelberg und jenen Nutzflächen, die hierfür abgabepflichtig zeichneten, die Wehranlage vergleichsweise schnell aufgelassen wurde. Möglicherweise kam es bereits zu diesem Zeitpunkt zur Niederlegung der Mauern, deren Steine beim Bau des Vorgängerklosters des Klosters Schmerlenbach zu Füßen des Kugelbergs zweitverwendet worden sein könnten.

Periode 4 – Endgültige Niederlegung (1220, ca.)

Spätestens um die Mitte des 13. Jahrhunderts wurde die Burg auf dem Kugelberg vollständig niedergelegt. Zerstörungshorizonte in allen untersuchten Bereichen des Burgbergs lassen auf eine systematische Vorgehensweise schließen. Der massive, ausgebrochene, noch im Mörtelverbund befindliche Mauerblock in Schnitt 1 Süd dürfte Ergebnis dieser frühen Steinentnahmen sein.

Nach Niederlegung der Burg ist keine weitere Nutzung der Anlage, kein Nachleben, mehr feststellbar. Die vorhandenen Zerstörungshorizonte sind entweder durch rezente Bodeneingriffe stark gestört oder von einer humosen Mischschicht, entstanden durch die allmählich erfolgende frühe Humusbedeckung überlagert. Ausnahme bildeten einige wenige Eingriffe, die wohl zur Steinentnahme gedient haben dürften. Die Reste der Ringmauer blieben teilweise bis zu Beginn der Grabungen 2018 obertägig sichtbar.

Periode 5 – Nachburgzeitliche Begehung (14.-20. Jh.)

Die überwiegend intakten Befunde der westlichen und nördlichen Umfassungsmauer weisen nur an wenigen Stellen archäologisch fassbare Eingriffe zur Steinentnahme auf. Lediglich an einer Stelle in Schnitt 1 Nord sowie in Schnitt 3 lassen sich gezielte Steinentnahmen nachweisen. Diese Aussagen müssen allerdings dahingehend relativiert werden, dass der massive, ausgebrochene Mauerblock wohl das Ergebnis eines Eingriffs zur Entnahme der Schalsteine darstellen dürfte.

Nach der Niederlegung der Burg um 1220 erfüllte die Anlage auf dem Kugelberg keine archäologisch oder historisch belegbare Funktion mehr. Durch eine Bleikugel und einer an einer Kette getragenen Silbermünze sind Begehungen der Örtlichkeit beispielsweise für das ausgehende 16. Jahrhundert und für den Dreißigjährigen Krieg belegt.

Die Kuppe des Burghügels, und damit der Kernbereich der Burg, wurde wohl im Zuge von Baumaßnahmen zur Errichtung eines trigonometrischen Vermessungspunktes im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts abgegraben und planiert. Das Fundmaterial aus dem Inneren der Burg darf somit bestenfalls als sekundär verlagert, schlimmstenfalls jedoch als zerstört angesprochen werden.

Periode 6 – Grabung 1932

Die Bodeneingriffe der Grabungsarbeiten von 1932 konnten insbesondere in Schnitt 1, genauer in Schnitt 1 Ost, Schnitt 1 West und Schnitt 1 Nord umfänglich dokumentiert werden. Die Auflagerung einer grus- und schotterhaltigen, lockeren Sandschicht, die in fast allen Abschnitten des Schnittes 1 in einer Mächtigkeit von bis zu 150 cm nachweisbar war, diente als Verfüllung und Überdeckung der Grabungsschnitte von 1932, die sich entlang der gesamten Länge der westlichen Ringmauer erstreckten. Aufgrund der fehlenden Dokumentation dieser Arbeiten wurde erst bei den Grabungen 2018 ersichtlich, wie tiefgreifend die Bodeneingriffe 1932 gewesen waren. Insbesondere im Bereich der Ringmauer wurde dadurch viel der archäologischen Substanz des Bodendenkmals zerstört, oder zumindest in einer Weise perturbiert, die es notwendig machten, die Befunde bis auf den gewachsenen Felsen abzutiefen, um die Aussagekraft der stratigraphischen Verhältnisse nicht in höchstem Maße zu vermindern.

Überlagert wurde diese Schicht lediglich von einer Humusbedeckung sowie einer humosen Mischschicht, die sich nach Abschluss der Freilegungsarbeiten 1932 durch Bildung des rezenten Baumbestands und Eindringen von Wurzelwerk bildeten.

Die nicht durchmischten Straten im Bereich der nördlichen Ringmauer (Schnitt 3) belegen, dass dort, am nordöstlichen Hang des Burgbergs, im Zuge der Freilegungsarbeiten 1932 keine Bodeneingriffe stattgefunden haben.

Periode 7 – Kampfhandlungen Winter 1944/45

Munitionsreste aus den Kampfhandlungen bei der Bombardierung Aschaffenburg gegen Ende 1945 fanden sich vorwiegend in Form von Fragmenten von flugzeuggestützten Stabbrandbomben. Weiterhin fanden sich in erster Linie obertägig Lesefunde von großkalibrigen Patronenhülsen (MG-Munition), Stifte von Handgranaten und Reste von Stacheldraht. Diese deuten auf die Verschanzung von Bodentruppen auf dem Kugelberg gegen Ende des Krieges hin. Bei mehreren Begehungen des Hangfußes konnte eine recht gleichmäßige Streuung solcher Objekte festgestellt werden. Dies könnte auch das Ergebnis der über nunmehr über 70 Jahre andauernden Erosion sein.

Weitere Objekte, wie etwa ein Dosenöffner und Heringe zur Befestigung von Zelten zeigen, dass der Kugelberg auch nach dem Ende des Krieges als Freizeitziel oder zu militärischen Übungen aufgesucht wurde.

Vor Beginn der Grabung auf dem Kugelberg wurde das Grabungsareal intensiv von nicht autorisierten Sondengängern nach Metallresten durchsucht. Dabei entstanden an mehreren Stellen kleinere Bodeneingriffe. Die große Masse an Fundmaterial aus dem zweiten Weltkrieg erwies sich hierbei als Glücksfall für die Archäologie, da dadurch die Sondengänger von zahlreichen Edelmetallfunden abgelenkt wurden.

Fazit

Wenige Fragmente aufgebauter, sehr niedrig gebrannter Keramik und eine kleine Bronzefibel deuten an, dass die Kuppe des Kugelbergs bereits vor der Errichtung einer steinernen Burg in frühmittelalterlicher Zeit funktional genutzt wurde. Der Berg dürfte mit einer Art Fliehburg ausgestattet gewesen sein, wie sie zeitgleich auch auf dem Gräfenberg bei Hösbach-Rottenberg bestand. Beide Spessarthöhen stehen in Sichtverbindung zueinander.

Um 1120 wurde auf einem Hügel, der aus oberflächennah stark verwittertem Muskovit-Biotit-Gneis besteht, eine Wehranlage mit steinernen Mauern errichtet (Periode 1). Als Baumaterial dienten sowohl im Fundamentbereich als auch im Aufgehenden in Mörtel gesetzte, grob zugerichtete Gneissteine. Das gesamte Baumaterial wurde vor Ort entnommen, so dass lediglich der Kalk für die Mörtelzubereitung herbeigeschafft werden musste.

Aus den Grabungsbefunden kann der Bauvorgang zumindest in Teilen erschlossen werden. Zunächst wurde ein zumindest im Fundamentbereich in Stein aufgeführter Turm auf dem Burghügel geschaffen. Kurz darauf dürfte die den Burghügel umschließende Ringmauer errichtet worden sein. Das Zeitfenster zwischen Errichtung des Turms und der Ringmauer lässt sich dabei bisher archäologisch nicht näher bestimmen. Die Ringmauer wurde in mehreren Bauabschnitten errichtet. Die Fundamente sind auf einen Baukörper mit einer Höhe von bis zu acht Metern ausgelegt. Gleichzeitig erfolgte die Anlage eines Plateaus, das der westlichen Ringmauer vorgelagert war. Dieses dürfte dabei zunächst als Wirtschaftsbereich gedient haben. Das vorgelagerte Plateau war nach außen nicht durch eine Zwingermauer geschützt.

Über die weitere Innenbebauung der Burg lassen sich aufgrund massiver Bodeneingriffe, insbesondere während der undokumentierten Grabungen 1932, bisher keine weiteren Aussagen treffen. Insbesondere die Maßnahme von 1932 grub sämtliche noch existierenden, burgzeitlichen Laufhorizonte undokumentiert ab. Lediglich die Analyse der Versturzschichten aus Schnitt 3 erlaubt die Annahme, dass es im Inneren der Burg noch mindestens ein weiteres, zumindest im Fundament in Stein aufgeführtes Gebäude gegeben haben muss. Die Burginnenbebauung mit Fachwerkhäusern dürfte stroh- oder mit schindelgedeckten Dächer aufgewiesen haben. Dies ist am Fundgut ablesbar, in dem zwar entsprechende Hüttenlehmfragmente, jedoch kein einziger den Baubefunden zuweisbarer Ziegel zutage gefördert werden konnten.

Die Datierung beruht auf fünf, zum Teil fehlgeprägten Silbermünzen, die das Konterfei des Mainzer Erzbischofs, Adalberts I von Saarbrücken (1118-1137) zeigen, der auch die Stadtmauer Aschaffenburgs errichten ließ. Die Häufung der auftretenden Münzen sowie die Ausführung sind dabei signifikant, so dass man vermuten könnte, dass es sich bei der geschützten Anlage auf dem Kugelberg um eine frühe Münzprägestätte des Erzbischofs handelte, bevor die Stadtmauer Aschaffenburgs fertiggestellt wurde. Erst danach wird der Münzschläger zum ersten Mal als in Aschaffenburg ansässig erwähnt.[3] Ohne weitere Belege muss diese Annahme jedoch spekulativ bleiben.

Ausgehend von dieser Datierung der ersten Bautätigkeiten um 1120 hätten wir mit der Anlage auf dem Kugelberg eine der ältesten, in dieser Massivität in Stein ausgeführten Burganlagen im gesamten Spessart vor uns.

Um 1180 fiel die Anlage zumindest teilweise einer Brandzerstörung zum Opfer, die sich in erster Linie in Schnitt 1 West greifen lässt. Dabei wird das als Laufhorizont genutzte, westliche, der Ringmauer vorgelagerte Plateau von Brandschutt und Steinmaterial aus der Ringmauer überlagert.

Für die darauffolgende Phase des Wiederaufbaus ist ein Wechsel des Mörtels im Bereich der westlichen Ringmauer belegt. Es darf angenommen werden, dass die Anlage zumindest bis zum Ende des ersten Drittels des 13. Jahrhunderts bestand hatte, bevor die endgültige Niederlegung erfolgte. Der letzte Vertreter des Geschlechts der Kugelberger übergibt die Anlage auf dem Kugelberg 1218 an das Kloster Schmerlenbach.[4]

Im Nachgang wird die Burg auf dem Kugelberg spätestens um die Mitte des 13. Jahrhunderts niedergelegt. Nach ihrer vollständigen Niederlegung wurde in den nachfolgenden Jahrhunderten kein Versuch mehr unternommen, die Anlage zu reaktivieren. Im Konflikt zwischen den Grafen von Rieneck und den Erzbischöfen von Mainz in den 1260er/70er Jahren spielte die Anlage keine Rolle mehr.

Im Fundmaterial lassen sich einige Ansätze der Datierung der Baubefunde bestätigen. Die bereits erwähnten Münzfunde sind ein signifikanter Indikator für eine Datierung in die 20er Jahre des 12. Jahrhunderts. Zahlreiche vergoldete Zierbeschläge und Schildbuckelnägel müssen im Hinblick auf die Datierung noch näher untersucht werden, zeugen aber von der Opulenz, mit der der Herr des Kugelbergs sich seinerzeit umgab. Die Ausübung herrschaftlichen Jagdrechts zeigen eindrucksvoll die ungewöhnlich hohe Zahl von Geweihfragmenten und Tierknochen, wobei Knochenreste von domestizierten Tieren überwiegen.

Die Keramik lässt sich nahtlos in die bekannte Keramik des Vorspessarts einreihen. Die Ofenkeramik datiert ins ausgehende 12. und bis in die Mitte des 13. Jahrhunderts. Sie belegt, dass der Wohnturm bis zur Niederlegung der Anlage genutzt wurde.

Mit der Auflassung der Burg Kugelberg verzichtete der Erzbischof von Mainz in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts ganz bewusst auf einen Kontrollposten an einer wichtigen Zuwegung zu den Fernstraßen auf den Höhenrücken des Spessarts. Der kontrollierte Warenzugang zum bewaldeten Hinterland war für Stadt Aschaffenburg überlebensnotwendig.

Anmerkungen:

[1] Angelika Röhrs-Müller (1998): Markt Goldbach. Geschichte und Gegenwart. Goldbach., S. 27.

[2] Angelika Röhrs-Müller (1998): Markt Goldbach. Geschichte und Gegenwart. Goldbach., S. 25-27.

[3] Roman Fischer, Aschaffenburg im Mittelalter. Studien zur Geschichte der Stadt von den Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit, Bd. 32, (Veröffentlichungen des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg e.V) Aschaffenburg 1989, S. 58.

[4] Angelika Röhrs-Müller (1998): Markt Goldbach. Geschichte und Gegenwart. Goldbach., S. 25-27.


© Harald Rosmanitz, Partenstein, 2019