Mit seiner Höhe von nur 239 m ist der Kugelberg in der Darstellung des Aschaff-Tals von Waldaschaff bis zur Mündung in den Main zusammen mit den umgebenden Spessart-Höhen in der Topographischen Karte erst auf den zweiten Blick auszumachen. Beiderseits des Talgrundes dominieren die höheren Berge mit entsprechend größeren Grundflächen.

Reduziert man die Darstellung auf einen kleineren Gebietsausschnitt und auf das Geländerelief, ändert sich das Bild. In der Visualisierung des Digitalen Geländemodells wird der Kugelberg jetzt als eigenständiger Berg am Rande des von Verkehrswegen und der Bebauung geprägten Reliefs des Talgrunds erkennbar. Doch erst eine „unscharfe“ Abbildung derselben Darstellung, die sich auf die wesentlichen Geländeformen beschränkt, offenbart die besondere topographische Situation des Kugelbergs: von Aschaffenburg aus talaufwärts gesehen ist er der erste markante Berg am südlichen Rand des Aschaff-Tales.

 

Diese besondere topographische Situation des Kugelbergs zeigt sich in den von dort aus möglichen Sichtbeziehungen. Mit dem Digitalen Geländemodell der Bayerischen Vermessungsverwaltung und den entsprechenden Funktionen im Bayern-Atlas und mit entsprechenden 3D-Darstellungen können sie auf einfache Weise veranschaulicht werden. Vom (ehemals unbewaldeten) Kugelberg aus konnten so nicht nur das gesamte untere Aschaff-Tal bis nach Aschaffenburg und der anschließende Mainbogen eingesehen werden, es gab auch direkte Sichtverbindungen zum Klosterberg und zum Gräfenberg und zur Eselshöhe mit dem Eselsweg auf dem Kamm des Spessarts. Die Wahlmich bei Waldaschaff und die Ketzelburg bei Haibach waren dagegen vom Kugelberg aus nicht zu sehen.

 

Großmaßstäbige Visualisierungen des Digitalen Geländemodells zeigen im Gipfelbereich des Kugelbergs das seit den Grabungen um 1930 weitgehend unveränderte Gelände im Detail. Gut zu erkennen sind die von Mauern, Wällen und Gräben im Gelände erhaltenen Strukturen. Zusätzlich werden die vielen „Wunden“ in den ehemals glatten Bergflanken sichtbar, die auf einen früheren Gesteins-Abbau und wohl auch auf eine zeitweise militärische Nutzung der Flächen nach 1945 zurückzuführen sind. Visualisierungen des Digitalen Geländemodells als perspektivische 3D-Schrägansichten sind dazu besonders anschaulich.

 

Zur Vorbereitung der Grabungen auf dem Kugelberg sind vom Archäologischen Spessartprojekt Geländemodell-Daten für ein Gebiet von insgesamt 2 km x 2 km erworben und aufbereitet worden. Dieses Gebiet schließt u. a. das gesamte Areal des Gartenbergs mit ein, in den der Kugelberg nach Südosten übergeht. Als Nebeneffekt der Aufbereitung und Visualisierung des Digitalen Geländemodells für den Kugelberg konnte so ein bisher unbekannter, heute weitgehend verschliffener ehemaliger Ringwall von ca. 1 km Länge auf dem Gartenberg entdeckt werden, der eine Fläche von mehr als 6 ha umschließt. In der Standard-Visualisierung des Digitalen Geländemodells im BayernAtlas ist dieser Ringwall kaum zu erkennen, erst eine objektbezogen optimierte Visualisierung mit den Originaldaten des Digitalen Geländemodells macht die im Geländerelief erhaltenen Strukturen gut sichtbar. Bezüglich der genannten Grundriss-Dimensionen steht dieser ehemalige Ringwall auf dem Gartenberg dem erhaltenen mächtigen Ringwall auf der 8 km südlich gelegenen Altenburg und dem weitgehend verschliffenen ehemaligen Ringwall auf dem 8 km östlich gelegenen Borberg, die beide als Bodendenkmäler erfasst sind, kaum nach.


© Karl-Heinz Gertloff, Egelsbach 2019