Die im Geländerelief erhaltenen, unter dem Kronendach des Buchenwaldes gelegenen Reste der hochmittelalterlichen Burganlage auf dem Klosterberg können mit dem Messverfahren „Airborne Laserscanning“ (ALS) sichtbar gemacht werden. Grundsätzliche Ausführungen zu diesem Messverfahren, zur Aufbereitung der ALS-Daten zu einem Digitalen Geländemodell (DGM), zu dessen Visualisierung und zur Bedeutung dieser Methodik für die Erfassung und den Nachweis archäologischer und kulturgeschichtlicher Objekte im Spessart finden sich im entsprechenden Beitrag zur Altenburg.
So sind in der Schräglichtschummerung nicht nur die Burgruine auf dem Klosterberg gut zu erkennen, sondern auch Hohlwege bzw. Fahrspuren einer von Süden auf den Sattel zwischen dem Klosterberg und dem Rehkopf hinaufführenden Altstraße sowie am Nordrand des Bildausschnitts Schürfgräben und Trichtergruben (Pingen), die vom ehemaligen Bergbau an dieser Stelle übrig geblieben sind. Eine Detailausschnitt dokumentiert auf den ersten Blick zwar nur die heutige Geländeoberfläche mit ihren bei den verschiedenen früheren Grabungen entstandenen Veränderungen, für den geschulten Blick des Fachmanns enthält er darüber hinaus auch noch genügend Informationen zum Grundriss der ehemaligen Burganlage.
Bei der Visualisierung des Digitalen Geländemodells als Böschungsschummerung wird dieses immer senkrecht von oben beleuchtet. Das visuelle Ergebnis einer Schräglichtschummerung ist dagegen stets von der Position der Lichtquelle abhängig – d. h. der Richtung und der Höhe, aus der die „virtuelle Sonne“ scheint – und kann deshalb sehr unterschiedlich ausfallen. Durch die Böschungsschummerung entsteht ein objektives Bild der Geländesituation: gleiche topographische Gegebenheiten werden gleich wiedergegeben. So lassen sich insbesondere die Neigungs- bzw. Gefälleverhältnisse des Geländes und deren lokale Unterschiede aufzeigen, sei es mit einer Grauwert-Schummerung nach dem Prinzip „je steiler desto dunkler“ oder mit einer farbigen Version, in der die Geländeneigung im Detail besser zu differenzieren ist: von gelb (ebene Flächen) über grün und blau bis rot (Steilhang). Die horizontalen Flächen einiger ehemaliger Meilerplätze am Nordhang und am Westhang des Klosterbergs sind in beiden Abbildungen deshalb als kleine helle bzw. gelbe Flecken besonders gut zu erkennen. Beide Varianten zeigen zudem deutlich, dass der Klosterberg auf Grund seiner besonderen geologischen Situation nicht mit gleichmäßig geneigten Hängen, sondern stufenförmig ansteigt.
Auch das Spannungsverhältnis zwischen der ehemaligen Burg auf dem Klosterberg und der auf dem gegenüberliegenden Gräfenberg lässt sich mit einer geeigneten Visualisierung des Digitalen Geländemodells „greifbar“ machen. Die Topographische Karte zeigt die örtliche Situation mit den kartographischen Mitteln „Höhenlinien“ und „Höhenkoten“ absolut und objektiv. Dagegen kommt die morphologische Dynamik der Geländesituation in der Schräglichtschummerung schon besser zum Ausdruck. Noch anschaulicher sind 3D-Schrägansichten auf das Gelände wie der Blick nach Südosten über das Talende der Feldkahl mit dem Klosterberg im Vordergrund links oder insbesondere die Blicke über den Gräfenberg zum Klosterberg und in der Gegenrichtung über den Klosterberg zum Gräfenberg.
© Karl-Heinz Gertloff, Egelsbach 2015