Die archäologischen Untersuchungen
Im Herbst 2009 wurden zwei Räume des Anwesens „Schlossplatz 3“ untersucht. In beiden Räumen wurden, über die Dokumentation der Flächenbefunde und des Gewölbes hinaus, auch Höhenprofile erstellt.
Raum 1 dokumentierte die nachträgliche Innenbebauung des Renaissancegebäudes aus der Zeit um 1780. Als wesentlicher Befund ist eine, sich auch in Raum 2 fortsetzende, etwa in der Raummitte in NW-SO-Richtung verlaufende Wegepflasterung zu vermerken. Parallel dazu verläuft eine von der heute bestehenden südöstlichen Raumwand ca. 60cm nach SW versetzte Zwischenwandstruktur, zu der es ebenfalls in Raum 2 Parallelen gibt. Wesentlich komplexer, sowohl im Bereich der Befundansprache und der Dokumentation, war der nachträglich im SW von Raum 1 eingebaute, ziegelgewölbte und etwa mannshohe, mit Einstiegsluke und zwei Belüftungsschächten versehene Keller.
In der Fläche dokumentiert wurden die beim Ausräumen der unter dem abgetragenen Holzfußboden liegenden Aufschüttung zutage tretenden Befunde. Diese wurden größtenteils bereits bei der Erstbegehung in dieser Form angetroffen. Um keine zusätzlichen Kosten zu verursachen und auch dokumentationstechnisch den Baubetrieb nicht aufzuhalten, sah man in Absprache mit der Bauleitung davon ab, die unter den angetroffenen Befunden liegenden Strukturen zu untersuchen.
Im Westen von Raum 1 wurde bei den Sanierungsarbeiten 2009 ein Keller entdeckt. Wie die Untersuchungen durch das Archäologische Spoessartprojekt ergaben, wurde dieser, unter Einbeziehung der nordwestlichen und nordnordwestlichen Außenmauern des Gebäudes, nachträglich errichtet. Die übrigen Wände des Kellers weisen keine Verzahnung mit den Fundamenten der Außenmauern auf. Die nach Nordwesten weisende Außenwand hat als Besonderheit einen deutlichen Versprung auf Höhe der ursprünglichen Fundamentunterkante. Diese Bautechnik ist für das Anwesen „Schlossplatz 3“ nicht überraschend, ließen sich doch ähnliche Strukturen im bestehenden Gewölbekeller des Anwesens nachweisen. Bestehen die Wände des Kellers selbst aus grob zugerichteten Sandsteinen, so wurde das Tonnengewölbe, die beiden Belüftungsschächte sowie der Einstiegsschacht aus in Mörtel gesetzten Backsteinen errichtet. Das Tonnengewölbe wurde bei seiner Erbauung auf ein hölzernes Lehrgerüst gesetzt, welches sich in Form von Abdrücken in der Mörtelschicht innen am Gewölbe noch heute abzeichnet.
Der Keller in Raum 1 war zu Beginn der Untersuchungen als noch etwa 120cm hohes, unverfülltes Gewölbe erhalten. Die Verfüllung über dem ursprünglich vollständig mit Bauschutt zugesetzte Zugangsschacht hatte während der Auskofferungsarbeiten nachgegeben und war in den Keller hineingestürzt. Daher musste vor Beginn der Dokumentation besagter rezenter Schutt beseitigt werden. Im Südosten des Kellers lagen auf dem humosen Untergrund ein behauener Balken und die Reste eines hölzernen Fasses. Diese Holzteile waren vollständig versport und absolut instabil. Der Boden in der Nordwesthälfte des Kellers wurde um ca. 50cm tiefer gelegt. Dabei ging es darum die Tiefe und Struktur der Einfüllung, sowie die Strukturen und Anbindungen der Kellermauern genauer zu analysieren. Es zeigte sich, dass der mit zahlreichen Funden durchsetzte humose Oberboden auf einer Art Stampflehm lag, unter dem sich neben flachen Grubenbefunden vor allem eine homogene Auffüllung aus mit Sandstein durchsetztem Lehm befand. Besagter, stark verdichteter, Lehmeintrag dürfte in erster Linie dazu gedient haben, das an dieser Stelle ständig präsente Grundwasser am Einsickern in den Keller selbst zu hindern.
Raum 2 wies als zu Raum 1 übereinstimmende Elemente ein durchlaufendes Pflaster sowie das Fundament einer Zwischenmauer auf. Zudem konnte im Bereich des heutigen Eingangs das Fundament einer von Nordosten nach Südwesten verlaufenden Quermauer gefunden werden, welche wohl ursprünglich den Raum zum Korridor und zu Raum 1 hin abtrennte. Als Besonderheit wies Raum 2 in der WestEcke ein knapp vier Quadratmeter messendes Geviert auf, welches ca. 10cm unter der Pflasteroberkante mit einem hölzernen Dielenfußboden aufsetzte. Auf dem hölzernen Fußboden lagerte ein an die Nordwestwand des Raumes angesetztes, sockelartiges Fundament aus in Lehm gesetzten Ziegelsteinen auf. Die ganze Konstruktion kann, aufgrund der dort gefundenen Keramik, zusammen mit dem Pflaster an das Ende des 18. Jahrhunderts datiert werden.
Abschließend bleibt festzuhalten, dass es nicht möglich war, neben der Dokumentation der durchweg zwischen 1780 und 1810 in Errichtung und Nutzung befindlichen Befunde, der renaissancezeitlichen Bebauung bezüglich der ursprünglichen Raumaufteilung und –nutzung im wahrsten Sinne des Wortes auf den Grund zu gehen. Hier wären tiefer greifende Schnitte notwendig gewesen, die sich jedoch durch die aktuellen Umbaumaßnahmen als nicht erforderlich zeigten.
Die Baugeschichte