„Der Stein ist in seiner Anwendung ein aktives Kampfmittel. Der Stein muss bewegt werden, entweder durch die Fallkraft oder durch die Schleuderkraft, damit er Wirkung zeigen kann“
zit. Bitterli-Waldvogel 2018, S. 85

Der Stein ist sicher die einfachste Defensivwaffe bei der Verteidigung einer Burg. Handgroße Wurfsteine sind schnell auffindbar, lassen sich vergleichsweise unproblematisch transportieren und eignen sich im Nachbereich mit gewissem Geschick gehandhabt auch als außerordentlich effiziente Nahkampfwaffe. Dass solche Wurfgeschosse vergleichsweise selten bei Burgengrabungen zu Tage gefördert werden, hängt in erster Linie damit zusammen, dass diese aus naheliegenden Gründen aus vor Ort anstehemden Gestein bestehen und sich somit so gut wie nicht von dem kleinteiligen Versturz von Mauern unerscheiden lassen. Darüber hinaus ist es schwierig, kleinere Schleudersteine – auch für die Handschleuder – von Wurfsteinen zu trennen.

Auch die beiden beiden der Burg Hauenstein gefundenen Wurfsteine sind aus dem örtlichen Gestein geschlagen. Ihr kugelförmiger Körper setzt sich deutlich vom umliegenden Mauerversturz ab.

In den Handschriften des 14. und 15. Jahrhunders geben sich bei Burgbelagerungen die Verteidiger als sich hinter Zinnen verschanzende, Steine werfende Akteure zu erkennen. Auch in der Bauplastik dieser Zeit stößt man gelegentlich auf dieses Bildmotiv. Sehr eindrücklich führt dies das Eingangsportal des Alten Rathauses in Regensburg vor Augen: Über dem mit einem Dreiecksgiebel bekrönten Portal aus der Mitte des 14. Jahrhunderts erkennt man eine mit dem Stadtwappen gemückte Brüstung. Auf dieser lehnen die vollplastisch gearbeiteten, lebensgroßen Skulpturen von zwei Wächtern auf. Ihre Bekleidung mit Rüstung, Kettenhaube und Eisenhelm unterstreicht ihre volle Einsatzfähigkeit. Der rechte der beiden Wächter scheint mit seiner erhobenen rechten Hand einen Stein auf den ins Rathaus Eintretenden zu werfen.

Portal mit steinewerfendem Wächter am alten Rathaus in Regensburg, um 1360

 

 

Literatur:

Thomas Bitterli-Waldvogel, Feste und flüssige Kampfmittelzur Verteidigungeiner Burg – ein Blick in das Arsenal der Möglichkeiten. In: Joachim Zeune (Hg.), Die umkäpfte Burg. Studien zur Effizienz der Wehrelemente (Veröffentlichungen der Deutschen Burgenvereinigung, Reihe B, Schriften, Band 15) S. 85-94