Friedrich Schlegel (Hannover 1772 – Dresden 1829)
Im Spessart, 1806
Gegrüßt sei du, viellieber Wald!
Es rührt mit wilder Lust,
Wenn abends fern das Alphorn schallt,
Erinnrung mir die Brust.
Jahrtausende wohl standst du schon,
O Wald, so dunkel, kühn,
Sprachst allen Menschenkünsten Hohn
Und webtest fort dein Grün.
Wie mächtig dieser Äste Bug,
Und das Gebüsch wie dicht,
Was golden spielend kaum durchschlug
Der Sonne funkelnd Licht.
Nach oben strecken sie den Lauf,
Die Stämme grad und stark;
Es strebt zur blauen Luft hinauf
Der Erde Trieb und Mark.
Durch des Gebildes Adern quillt
Geheimes Lebensblut,
Der Blätterschmuck der Krone schwillt
In grüner Frühlingsglut.
Natur, hier fühl ich deine Hand
Und atme deinen Hauch,
Beklemmend dringt und doch bekannt
Dein Herz in meines auch.
Dann denk ich, wie vor alter Zeit,
Du dunkle Waldesnacht!
Der Freiheit Sohn sich dein gefreut
Und was er hier gedacht.
Du warst der Alten Haus und Burg;
Zu diesem grünen Zelt
Drang keines Feindes Ruf hindurch,
Frei war noch da die Welt.
dazu aus einem Brief Schlegels:
Im Spessart, zwischen Frankfurt und Würzburg, hörte ich das Alphorn blasen, von einem Knaben; eigentlich müssen es zwei sein, die sich antworten. Dieses lässt sich aber nicht beschreiben, man muss es hören.