Zu den naturräumlichen Grundlagen eines mittelalterlichen und früh neuzeitlichen Wirtschaftshofes am Beispiel des Bodendenkmals „Lufthof“ im südlichen Spessart
Vortrag von Dr. Christian Büdel, Dr. Angela Suntrup gen. Tintrup, Institut für Geographie und Geologie der Universität Würzburg
Dienstag, 25. November 2025 um 18:30 Uhr
im Gasthaus Goldener Stern, Maingasse 5 in 97904 Dorfprozelten
Der Eintritt ist frei.
Relikte der mitteleuropäischen Kulturlandschaft erfordern häufig interdisziplinäre Zusammenarbeit, um ihre Bedeutung zu erfassen. Ein Beispiel dafür ist der „Lufthof“, ein mittelalterlicher Wirtschaftshof des deutschen Mittelgebirgsraumes, der am Südrand des Spessarts und damit zentral an einer historischen europäischen Handelsroute gelegen ist.
Im Sommer 2024 wurde der Standort von Archäologen und freiwilligen Helfern des archäologischen Spessartprojektes e.V. ausgegraben, während Wissenschaftler und Studierende des Geographischen Institutes der Universität Würzburg die umliegende Landschaft untersuchten. Dabei kamen verschiedene archäologische und geographische Methoden zum Einsatz, um archäologische Strukturen und deren landschaftlichen Kontext zu rekonstruieren und den menschlichen Einfluss auf die Umwelt zu verstehen.
Das Projekt kombinierte unterschiedliche Feldmethoden, um Hypothesen zur Landnutzung des Menschen auf Basis archäologischer und historischer Quellen zu überprüfen. Geomorphologische Reliefanalysen und stratigraphische Geländeaufnahmen dokumentieren die abiotischen Lebensgrundlagen. Pedologische Untersuchungen, Bodenphosphatmessungen und Phytolithanalysen an den ergrabenen Bodenhorizonten geben Hinweise auf etwaige menschliche Eingriffe und Überreste.
Die Ergebnisse zeigen schwach entwickelte Deckböden aus eiszeitlichen Sedimenten mit geringer Nährstoffversorgung, was auf verstärkte Erosion hinweist. Es wurden auch im weiteren Umfeld und einschließlich naher Terrassen keine signifikanten Phosphatrückstände oder erhöhte Phytolithkonzentrationen gefunden. Entgegen der historischen Überlieferung fehlen bislang klare Hinweise auf eine intensive landwirtschaftliche Nutzung im Umgriff des Bodendenkmals. Der Wirtschaftshof könnte daher eine andere, noch unbekannte Funktion gehabt haben, oder die landwirtschaftliche Nutzung war spezifisch und beschränkte sich auf terrassierte Flächen, die bislang nicht beprobt wurden. Auch die Erhaltungsbedingungen auf dem Gelände um das Bodendenkmal werden diskutiert, um das Fehlen von Nachweisen zu erklären und weitere Forschungen zu entwickeln.
Eine Veranstaltung des Heimat- und Geschichtsvereins Dorfprozelten, der Gemeinde Dorfprozelten und des Instituts für Geographie und Geologie der Universität Würzburg