Mit Fuhrleuten aus Frammersbach und Wiesen beschäftigt sich die Forschung schon seit längerem. Dass die Raststation an der Birkenhainer Straße auch von dieser Berufsgruppe frequentiert wurde, versteht sich von selbst. Allerdings war es ein Zufallsfund, der Anlass dazu gab, sich genauer die „Trucker““ des Mittelalters und ihrer Präsenz auf der Raststation genauer zu analysieren.

Die Anwesenheit von Fuhrleuten verriet die abgebrochene Klinge eines sehr großen Messers. Sie stammt aus dem Brandhorizont des Zerstörungsschutts von 1333 in der Nähe des Chors der Kirche. Messer trugen in jener Zeit alle, die sich ein entsprechendes Allzweck-werkzeug und Esszubehör leisten konnten. Mit seiner Klingenbreite von 4,6 cm übertrifft das Stück allerdings damals gängige Messer in seiner Dimensionierung im das Dreifache. Vergleichbare Klingen waren, wenn überhaupt, nur bei Zimmerleuten und Metzgern in Gebrauch. Aufgrund seiner rekonstruierbaren Größe ist das Stück mit einer heutigen Machete, einem Hiebmesser, vergleichbar.

Furhmannsmesser vom Kloster Elisabethenzell, um 1300, Fd.-Nr. 357, H. 4,5 cm, Br. 26,5 cm

Eine Zeichnung aus dem Hausbuch der Nürnberger Zwölfbrüderstiftung gibt uns eine Vorstellung vom ursprünglichen Aussehen des Stückes. Demnach setzte sich die breite, holzbesetzte Griffplatte nach hinten in einem massiven, metallenen Knauf fort. Das Hiebmesser steckte in einer Scheide, die mit einer Art Gürteltasche kombiniert war. In ihr befand sich vermutlich Münzgeld, mit dem der Fuhrmann seine Zollpassagen bezahlte. Beachtenswert ist die Multifunktionalität des Messers: Auch wenn es aufgrund seiner Größe sicher nicht bei den Mahlzeiten zum Einsatz kam, war es möglich, damit unterwegs kleinere Reparaturen oder Freischneidungsarbeiten auszuführen. Sicher war es auch nicht verkehrt, das Messer bei Übergriffen von Niederadeligen zur Hand zu haben. Unabhängig davon verlieh das Messer seinem Träger einen Sonderstatus. Eine so offen zur Schau gestellte und als Teil der Berufskleidung empfundene Blankwaffe war eigentlich nur Soldaten und Adeligen zugestanden. Achsnägel, Hufeisen von Pferden, Maultieren und Eseln und nicht zuletzt ein südlich der Kirche bestatteter Mann geben weitere Hinweise auf die häufige Anwesenheit von Fuhrleuten auf dem Kloster Elisabethenzell.

Unterschiedlich große Hufeisen, gefunden 2012-16 auf dem Kloster Elisabethenzell
Achsnagel, Eisen, Kloster Elisabethenzell, Fd.-Nr. 1225, H. 15,7 cm, Br. 4,7 cm, T. 2,0 cm