Alexander von Humboldt definierte Landschaft als die “Gesamtheit aller Aspekte einer Region” und betonte die Bedeutung der Wahrnehmung der Landschaft durch den Menschen als wesentliches Definitionsmerkmal für Landschaft. Landschaft ist also die vom Menschen interpretierte Umwelt und wird durch den Menschen verändert und geprägt. Selbst abstrakte Vorstellungen des Menschen werden in der Landschaft reflektiert, etwa religiöse Überzeugungen durch Feldkreuze, Kapellen und Bildstöcke. Aber selbst die heutigen Pflanzengesellschaften, Erosionsspuren im Boden, die Wuchsmerkmale von Bäumen zeugen von der Nutzung der Landschaft durch den Menschen. Damit ist Landschaftsforschung zwangsläufig interdisziplinär und umfassend.

Eine so umfangreiche und vielgestaltige Forschungsarbeit kann nicht allein von Einrichtungen wie dem Archäologischen Spessartprojekt bewältigt werden. Daher tritt das ASP oft als Anstoßgeber und Koordinator von Forschung im Spessart auf. Ein Herzstück der Forschungsarbeit ist neben der Archäologie das Spessart-GIS. In einem Geographischen Informationssystem (GIS) werden die Ergebnisse der verschiedensten Forschungsprojekte zusammengeführt, mit Grundlageninformationen zum Spessart vereint und können so in vielgestaltiger Weise interpretiert und genutzt werden. Von reiner wissenschaftlicher Forschungsarbeit bis hin zur Grundlage für Landschaftsplanung und Landschaftsentwicklung, Karten für den Tourismus oder den Naturschutz, Informationen zur Biodiversität oder zu Kulturdenkmälern im Spessart: den Möglichkeiten des GIS sind fast keine Grenzen gesetzt. Das GIS ermöglicht es fächerübergreifend zu forschen und mit einer Fülle von Informationen sinnvoll umzugehen, die ohne die Leistungsfähigkeit moderner Computersysteme kaum noch zu bewältigen wäre.

Zu den Partnern des ASP in der Forschung gehören neben dem Senckenberg Institut in Deutschland die Universitäten Bamberg, Bozen, Frankfurt/Main, Halle/Saale, Kiel und Mainz sowie die Technischen Universitäten Berlin, Darmstadt-Dieburg und Schweinfurt-Würzburg. International laufen länderübergreifende Projekte mit der Universität Southampton und der Universität für Südböhmen in Budweis. Mit der Universität Athen, der österreichischen Akademie der Wissenschaften und anderen Partnern in Europa ist eine Reihe von Projekten in Vorbereitung.

Neben der akademischen Forschung ist für das ASP die Arbeit mit den regionalen Geschichtsvereinen, Heimatvereinen, Naturschutzvereinen, Schulen und allen Organisationen und Personen, die über Wissen über die Kulturlandschaft Spessart verfügen, eine Kernaufgabe. Dies geschieht in den Arbeitskreisen zu den Grabungen und Kulturwegen, durch Seminare und Veranstaltungen in den Spessartgemeinden, durch die enge Kooperation mit dem Spessartbund ebenso wie mit den zuständigen Behörden der Landschafts- und Denkmalpflege und des Naturschutzes. Daneben werden vom ASP Facharbeiten von Schülern betreut, die sich mit der Geschichte und den Strukturen ihrer Heimat beschäftigen.

Eine wichtige Rolle spielt der Dialog mit dem akademischen Nachwuchs. So absolvieren Schüler und Studenten ihre Praktika beim ASP, lernen praxisnah wissenschaftlich zu arbeiten, leisten wertvolle Beiträge zur Forschung und Vermittlung und bekommen gleichzeitig einen Einblick in Strukturen und Realitäten eines Forschungsalltags, der wenig mit den gängigen Klischees vom Elfenbeinturm der Wissenschaft zu tun hat. Umgekehrt gehen die Mitarbeiter des ASP auch in die Universitäten, um in Kursen und Übungen den angehenden Wissenschaftlern einen Eindruck von praxisorientierte Forschung zu geben, die immer mehr den wissenschaftlichen Alltag bestimmen und neue Strukturen in der akademischen Welt entstehen lassen.

Die Mischung aus Grundlagenarbeit vor Ort und Einbindung in europäische Forschungsprojekte stellt eine besondere Qualität des ASP dar. Sie wurde sowohl von der Europäischen Union gewürdigt, die das ASP und seine europäischen Partnerprojekte mehrfach auf Konferenzen zur Kulturarbeit in Europa als Musterbeispiel vorgestellt hat, als auch vom Europarat, der das ASP als beratende Nichtregierungsorganisation (NGO) an der Umsetzung der Europäischen Landschaftskonvention beteiligt.