Eines der Tagungsthemen ist die Sicherung und Teilrekonstruktion der Ringmauer der Burg Bartenstein. Hier präsentiert Valentin die nachempfundenen Buckelquader für den Eckverband.Von Schießscharten, Buckelquadern und Kochtöpfen

Burgenforschung im Spessart

1. Symposium zur Burgenforschung im Spessart

in Partenstein, Rathaus, Sitzungssaal
am Samstag, den 22. November 2008

Der Spessart ist reich an Bäumen und Räubern – so das gängige Klischee. Nur wenige Menschen wagten sich über die Jahrhunderte in den dichten Wald, vor allem Glasmacher, Köhler und natürlich Jäger. Die durch das Archäologische Spessart-Projekt angestoßene intensive Forschungsarbeit der vergangenen zehn Jahre hat allerdings ein ganz anderes Bild entstehen lassen: der Spessart als eine dynamische Kulturlandschaft. Dabei hat sich unser Blick verstärkt auf die Burgen gerichtet.

Da die meisten Burgen und burgartigen Anlagen im Spessart nur sehr kurze Zeit bestanden, bieten sie den Archäologen eine seltene Chance: Einblicke in die Gründungsphase zu gewinnen. Die untersuchten Bodendenkmale haben sich diesbezüglich als wahre Fundgrube erwiesen. Wie in einer Reihe von Momentaufnahmen ließen sich die Anlage der Burgen, der Innenbebauung und sogar Umplanungen und Rückbauten erkennen. Die Burgen waren meist nur kurz besiedelt und Wind und Wetter aber auch so mancher falsch verstandene Forschereifer haben viele Spuren der Vergangenheit getilgt. Dennoch lassen sich die einzelnen Fundstücke, wie Ofenkacheln, Geschirr oder Eisenobjekte Rückschlüsse auf die Ausstattung, der Lebensbedingungen und den Alltag auf den Burgen zu.

Nina dokumentiert auf der Burg Bartenstein die der Ringmauer vorgelagerte dorfseitige Bastion.Die archäologischen Grabungen haben sich in den vergangenen Jahren zu einer tragenden Säule des Archäologischen Spessartprojekts entwickelt. Das Konzept der Grabungen ist an der Idee des „Communal Dig“ in Großbritannien orientiert und dürfte in Deutschland einzigartig sein. Die Verbindung von Wissenschaft, Denkmalpflege und Bürgerbeteiligung verleiht diesem Programm seinen besonderen Stellenwert. Im derzeit laufenden “Burgenprojekt”, das im Jahre 2003 mit den Untersuchungen der Burg Bartenstein bei Partenstein begann, konnten bislang das Schloß Wiesen, die Ketzelburg in Haibach, das Alte Schloß bei Kleinwallstadt, der Gräfenberg und der Klosterberg bei Hösbach-Rottenberg, die Burg Mole bei Heimbuchenthal sowie die Altenburg zwischen Leidersbach und Sulzbach, der Gotthardsberg zwischen Amorbach und Weilbach, der Ringwall bei Wirtheim, das Templerhaus in Kleinwallstadt, die Burg Wildenstein bei Eschau sowie das Kloster Elisabethenzell bei Rieneck erforscht werden. Das Konzept besteht aus folgenden Komponenten:

  • Denkmalpflege: die ausgewählten Objekte sind bzw. waren als archäologische Denkmäler nicht oder nur schlecht erkennbar. Durch die Grabungen und vorsichtige Teilrekonstruktionen wird ihnen der Denkmalcharakter wieder gegeben und der soziale Schutz für die Denkmäler wesentlich gestärkt. Dies hat zu einer wesentlichen Verbesserung der Situation der Denkmäler in Bezug auf Wahrnehmung, Wertschätzung und dem Umgang mit denselben geführt.

  • Forschung: die Entwicklung der Burgen im Spessart war bisher weitgehend unbekannt. Es konnten zahlreiche neue Burgenstandorte lokalisiert werden und ein Einblick in die Entwicklung der Burgen gewonnen werden, der hochspannende Fragen nach den sozialen und wirtschaftlichen Hintergründen aufwirft. Um die archäologischen Grabungen in ein größeres Umfeld einbinden zu können, konnten Historiker des Lehrstuhls für Fränkische Landesgeschichte der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Geographen des Ökologie-Zentrums der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, das Dendrolabor der Goethe-Universität Frankfurt am Main, Vermesser der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt sowie Mittelalterarchäologen der Otto-Friedrich-Universität Bamberg als Mitarbeiter gewonnen werden. Sie lieferten und liefern zahlreiche Informationen über die Burg selbst, aber auch über die sie umgebende Kulturlandschaft. Die Möglichkeiten der Geländeerfassung durch Laserscanning und Fernaufklärung erlauben in Kombination mit dem Spessart-Geo-Informationssystem (GIS) eine Modellierung der Landschaft sowohl als Umfeld für die Bodendenkmäler heute als auch in der Rekonstruktion der Burgen in der Landschaft im Mittelalter.

  • Eine Möglichkeit das mittelalterliche Leben auf einer Burg dem Besucher nahe zu bringen, ist die Einrichtung einer "Lebendigen Baustelle". Dafür wurde 2008 für die Burg Bartenstein ein Tretrad gebaut.Öffentlichkeit: alle Grabungen werden mit freiwilligen Helfern und in enger Zusammenarbeit mit den örtlichen Geschichts- und Heimatvereinen durchgeführt. So beteiligten sich 2008 ca. 100 freiwillige Helfer an den Grabungen und leisteten dabei mehr als 5000 unbezahlte Arbeitsstunden. 2013/2014 wurden auf den Grabungen jeweils mehr als 7000 Arbeitsstunden ehrenamtlich geleistet. Diese Helfer stellen zugleich wichtige und erfolgreiche Botschafter für die Denkmalpflege und für den Schutz und die Pflege der Bodendenkmäler dar. Die Einbeziehung der Öffentlichkeit findet darüber hinaus in Führungen, Projekten und Events wie dem „Tag der offenen Burg“ statt. Kinder, Jugendliche und Erwachsene werden leicht verständlich in die Welt des Mittelalters eingeführt und lernen die Arbeitsweise des Archäologen kennen. Highlight des Jahres 2008 war die Burgbaustelle auf der Burg Bartenstein.

  • Ausbildung: an den Grabungen sind auch Studenten beteiligt, die hier ihre praktische Ausbildung erfahren. Als besonders wertvoll haben sich Studenten erwiesen, die ein Freisemester beim Archäologischen Spessart-Projekt absolvieren. Sie sorgen für Kontinuität und eine hohe Qualität bei der Nachbearbeitung der Grabungen während sie gleichzeitig wertvolle Erfahrungen in der praktischen Arbeit im Feld sammeln.

Die vom Archäologischen Spessart-Projekt untersuchten Burgen sind aber nicht nur historische Forschungsobjekte. Die Überreste der hochmittelalterlichen Burganlagen werden nicht nur aus archäologischer, historischer und naturwissenschaftlicher Sicht betrachtet. Wir gehen auch auf die Bedeutung der Monumente für die angrenzenden Ortschaften hier und jetzt ein. Das enorme Engagement zahlreicher freiwilliger Helfer bei den Grabungen und den Rekonstruktionen einzelner Elemente hat die enge Verbundenheit der Ortsansässigen mit ihrer Geschichte und ihrem Ort eindrucksvoll gezeigt. Der Wunsch nach einer regionalen Identität, der „eigenen“ Geschichte wird in Zeiten der Globalisierung, mit all ihren Schwächen, immer stärker spürbar.

Vortragsprogramm
10:30 – 10:40 Begrüßung durch Stephan Amend, 1. Bürgermeister der Gemeinde Partenstein
10:40 – 10:50 Begrüßung durch Heinz Steigerwald, Vorsitzender des Geschichts- und Burgvereins Partenstein
10:50 – 11:30 Harald Rosmanitz M.A. (Partenstein): Das archäologische Burgenprojekt des Archäologischen Spessartprojekts – Eine Standortbestimmung
11:30 – 12:00 Dr. Jürgen Jung (Kleinwallstadt): Die Geoarchäologie der Burgenlandschaft Spessart
12:00 – 12:30 Heinz Steigerwald (Partenstein): Eine Burg kommt ans Tageslicht – Über die Freilegung und Nutzung der Burg Bartenstein
13:30 – 15:00 Besichtigung der Burg Bartenstein
15:00 – 15:30 Dr. Gerrit Himmelsbach (Hösbach): Wettlauf um die Täler – Landesausbau im Spessart im 12. und 13. Jahrhundert
15:30 – 16:00 Dipl.-Geograf Christian Büdel (Frammersbach): Wie es ist, heute ein Ritter zu sein
17:00 – 18:00 Festvortrag:
Dipl.-Rechtspfleger Olaf Wagener (Dossenheim): „…wurfen hin steine / groze und niht kleine…“ – Überlegungen zur Belagerung von Burgen und Belagerungsanlagen
 Impressionen

Begrüßung durch den Bürgermeister der Gemeinde Partenstein.
Gespannte Stille.
Auch von Seiten der Heimathistoriker wurde die Veranstaltung mit Interesse verfolgt.
Jürgen erläutert das Spessart-GIS.
In den Pausen wurde rege diskutiert.
Mittagessen
Aktuelle Fachliteratur lag zur Ansicht bereit.
Die Gemeinde spendierte den Mittagstisch.
Zur Erholung der grauen Zellen erklommen wir den Burgberg.