Topographische Übersicht der Umgebung von Rothenbuch. Karte: Jürgen Jung, Spessart-GIS

Topographische Übersicht der Umgebung von Rothenbuch

Die Ortschaft Rothenbuch liegt inmitten einer Rodungsinsel im zentralen Hochspessart in einer Höhenlage von 364m ü. NN. Die 1920 Einwohner zählende Gemeinde gehört noch zum Landkreis Aschaffenburg. Über das Hafenlohrtal, in dessen Quellbereich sie liegt, hat die Ortschaft Anschluss an den benachbarten Landkreis Main-Spessart. Über Ihre Verkehrsanbindungen orientiert sich die Spessartgemeinde allerdings Richtung Aschaffenburg und den Rhein-Main Ballungsraum. Die günstige Anbindung an die B26 (Aschaffenburg – Lohr a. Main) und an die Kreisstraße AB5 (ehemaliger Eselsweg) mit dem Autobahnanschluss Weibersbrunn sorgen für die überaus verkehrsgünstige Lage innerhalb des Spessarts. Die Gemeinde hat es verstanden ihren dörflichen Charakter zu wahren und gleichzeitig eine hohe Wohnqualität zu garantieren. Aufgrund ihrer idyllischen Lage hat sich die Gemeinde vornehmlich touristisch orientiert. Da es kaum gewerbliche Ansiedlung gibt pendeln die Erwerbstätigen in Richtung der größeren Zentren am Spessartrand.

Geologische Übersicht der Umgebung von Rothenbuch. Karte: Jürgen Jung, Spessart-GIS

Geologische Übersicht der Umgebung von Rothenbuch

Geologisch wird die Umgebung von Rothenbuch durch die unteren Einheiten des Buntsandsteins bestimmt. Im Tal und an den Talunterhängen treten die Sandsteine des Miltenberger Dickbanksandsteins zu Tage, der zur Calvörder-Folge (früher Gelnhausen-Folge) gezählt werden. Im Bereich der mittleren Hangabschnitte streichen die Gesteine des Basissandsteins und des Tonlagensandsteins aus. Sie werden in der Bernburg-Folge (früher Salmünster-Folge) zusammengefasst. Die Höhenzüge, welche die Ortschaft Rothenbuch U-förmig umspannen, werden schließlich in den höchsten Erhebungen von Resten des Volpriehausener Basissandsteins unterlagert1. Die Festgesteine aus dem Buntsandstein sind in der Umgebung von Rothenbuch allenfalls im Bereich von Straßenanschnitten und in Hohlwegen erschlossen. Ansonsten wird die Gesteinsauflage durch pleistozäne Deckschichten verhüllt. Diese stammen aus den Esizeiten, hauptsächlich der letzten Eiszeit. Der Gesteinsuntergrund wurde hier durch Frostprozesse aufgearbeitet und in wasserübersättigten Lagen während der sommerlichen Auftauphasen hangabwärts transportiert. Unmittelbar in der Talsohle lagern lockere Talfüllungen, die aus den fluvialen Sedimenten der Hafenlohr und daneben aus umgelagerten Bodensubstraten bestehen dürften.

Höhenschichten und Verebnungen im Tal von Rothenbuch. Karte: Jürgen Jung, Spessart-GIS

Höhenschichten und Verebnungen im Tal von Rothenbuch

Morphologisch liegt Rothenbuch in einem sehr alten Landschaftsteil des Spessarts. Die umgebenden Höhenzüge mit ihren ausgedehnten Flachbereichen bzw. Verebnungen sind als Reste der alttertiären Rumpffläche zu sehen, die einst den gesamten Spessart überspannte. Als markanter Höhenzug blieb die Eselshöhe erhalten, die sich etwa im 470m ü. NN-Niveau in rheinischer Richtung westlich der Ortschaft entlang zieht. Parallel dazu, wenn auch nicht so ausgedehnt, liegt die Sulzhöh östlich von Rothenbuch. Die Gegenrichtung ist im Höhenzug Heidberg-Geißberg dokumentiert, der im Niveau von 480m ü. NN in fränkischer Richtung nördlich der Ortschaft verläuft. Diese Höhen bilden den natürlichen Rahmen der Quellmulde der Hafenlohr. Die Quellmulde hat sich zu einem frühen Stadium der Reliefdifferenzierung vermutlich im Alttertiär in die Rumpffläche großzügig eingesenkt, in dem das Wasserangebot am Rande der flachen Rahmenhöhen (z.B. Eselshöhe) für eine verstärkte Tiefenverwitterung in diesem Bereich sorgte2. Die riedelartigen Vorsprünge Herrleshöhe, Lohrer Berg, Tiergartenberg oder Schechenrain sind Relikte der ursprünglichen Quellmulde, die im jüngeren Tertiär und im Pleistozän durch lineare Erosion aufgelöst und zerschnitten wurden. Die Siedlungsfläche Rothenbuchs hat sich sukzessive in die so entstandenen kleinen Nebentälchen der Hafenlohr hinein entwickelt und zeichnet das Talnetz im Kartenbild nach. Insbesondere die Seitentäler der Hafenlohr sind auffällig fränkisch orientiert. Ein Richtung, die im weiteren Umfeld Rothenbuchs auch von Störungen verfolgt werden. Häufig werden die Störungslinien von Schwerspat ausgefüllt, der z.B. bei Rechtenbach noch bis 1970 bergmännisch genutzt wurden.

Weiterführende Literatur:

Jürgen Jung, GIS-gestützte Rekonstruktion der neogenen Reliefentwicklung tektonisch beeinflusster Mittelgebirgslandschaften am Beispiel des Spessarts (NW-Bayern, SE-Hessen). – Diss. Univ. Würzburg, (Würzburg 2006). Online verfügbar.
Otto Wittmann, Erläuterungen zur Geologischen Karte von Bayern, 1 : 25 000, Blatt Nr. 6022 Rothenbuch. Bayerisches Geol. L.Amt (Hg.) (München 1972).


Jürgen Jung, Kleinwallstadt 2015


  1. Wittmann 1972
  2. Jung 2006