Aufmessung der Strukturen auf dem Klosterberg aus den 1980er Jahren (aus: Ortsakten des Bayerischen Landesamts für Denkmalplege)

Aufmessung der Strukturen auf dem Klosterberg aus den 1980er Jahren

Schriftliche Quellen zum Klosterberg, die direkt auf die Burg hinweisen, sind leider bisher noch nicht gefunden worden. Lorenz Kemethmüller findet es zumindest möglich, aber nicht beweisbar, dass die Anlage auf dem Klosterberg in Zusammenhang steht mit dem Vertrag aus dem Jahr 1266, indem sich die Rienecker dem Mainzer Erzbischof gegenüber verpflichten, die Rannenburg und „andere“ neue Burgen innerhalb von 14 Tagen abzubrechen. Ob diese Anlage zu den neu errichteten zählt, bleibt, wie Kemethmüller richtig feststellt, reine Spekulation. Auch Ruf bedient sich dieser Vermutung, räumt aber noch im gleichen Satz ein, dass die Burg auf dem Klosterberg genauso gut eine Mainzische Gründung sein könnte. Die Besitzgeschichte bleibt, wie bei so vielen Burgen im Spessart, in Bezug auf den Klosterberg weiterhin im Dunkeln. Auch sind in naher Zukunft von archivalischer Seite keine neuen Erkenntnisse zu erwarten.

Die Geländesituation auf dem Klosterberg während der Grabungen 2013

Die Geländesituation auf dem Gräfenberg während der Grabungen 2007

Beachtenswert ist zumindest die Äußerung des ehemaligen Aschaffenburger Bürgermeisters Adalbert von Herrlein, dass noch um 1837 Mauern auf dem Klosterberg standen, die danach abgetragen wurden. In den Ortsakten des Bayrischen Landesamtes für Denkmalpflege sind keinerlei Angaben über den Klosterberg zu finden. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts fahndet man dort – erfolglos – nach Burgresten. Die Heimatinteressierten haben ihre Spuren in Form von metertiefen Suchgräben und –löchern hinterlassen. Diese wurden bei den Grabungen im Jahre 2013 mehrfach angeschnitten. Der mit einer solchen Aktion verbundene Erfolgsdruck dürfte dazu geführt haben, dass man sich noch vor 1900 dazu entschloss, auf der höchsten Erhebung im Südosten des Burginneren ein Fundament neu aufzusetzen. Der mit aus dem Bauschutt geborgenen Mauersteinen kreierte „Burgenbeweis“ dürfte vergleichsweise schnell aufgeführt worden sein. Vor dem Setzen des Fundaments blieb nicht einmal die Zeit, die etwa fünf Zentimeter hohe Humusschicht unter der damaligen Oberfläche abzutragen.

Ernst Pfahler berichtet jedoch von Ausgrabungen im Jahr 1973, bei denen die Reste eines angeblichen Burgfrieds gefunden wurden. Ein kleiner Teil dieses Mauerzugs ist heute noch obertägig freigelegt und verwittert vor sich hin, da er seit nunmehr 35 Jahren ungeschützt der Erosion ausgesetzt ist. Pfahler zählt auch die wichtigsten Funde dieser Grabungen auf:

Glas: Stülpflaschenfragmente; Fensterscheibenreste
Eisen: Eine fragmentierte Pferdetrense, ein Schlüsselfragment, mehrere Nägel.
Keramik: Teile grün- und gelbglasierter Ofenkacheln (sogenannte Nischenkacheln: gotisch, 14./15. Jahrhundert);
Gefäßreste, darunter mehrere Randstücke: wohl um 1200 beginnend und mindestens bis in die Zeit um 1500 reichend.
Fragment eines Inschriftensteines, wohl gotisch (lesbar …TP)

Dass es keinerlei weiterführende Angaben zu diesen Untersuchungen in den Ortsakten gibt, erscheint rätselhaft, da Pfahler angibt, die Keramiken seien vom Landesamt für Denkmalpflege in Person von Dr. Wamser datiert worden.

Der Blick in einen Karton mit Altfunden verdeutlicht, dass Funde vom Klosterberg und vom Gräfenberg nicht getrennt wurden.

Der Blick in einen Karton mit Altfunden verdeutlicht, dass Funde vom Klosterberg und vom Gräfenberg nicht getrennt wurden.

Die Funde dieser Grabung und auch weiterer diverser Untersuchungsversuche durch zu engagierte Bürger lagern heute im Alten Rathaus von Rottenberg. Eine Auswertung dieser Funde gestaltet sich allerdings recht schwierig: Leider sind aufgrund von Umlagerungen und verschiedenen Umzügen die Scherben des Klosterbergs mit Funden vom benachbarten Gräfenberg und vielleicht auch anderer Fundstellen durchmischt worden. Wohl vor allem durch die zeitgleiche Besiedelung und eine ähnlichen Tischkultur ist eine exakte Trennung der beiden Fundkomplexe heute unmöglich. Weder Pläne noch sonstige Aufzeichnungen über die damaligen Raubgrabungen konnten bislang gefunden werden.

Weiterführende Literatur:

Christine Engler, Keine Burg weit und breit? Die Burgenlandschaft des westlichen Spessart vom 12. bis 14. Jahrhundert. Masch. Magisterarbeit, 2 Bände, Bamberg 2009, bes. Bd. 1, S. 78-82.
Ernst Pfahler, Die Burganlage auf dem Gräfenberg, in: Ernst Pfahler (Hg.), Rottenberg. Geschichte eines Dorfes im Vorspessart (Rottenberg 1978), S. 29-39.
Ernst Pfahler, Bemerkenswerte Funde auf dem Gräfenberg in Rottenberg, in: Unser Kahlgrund 32, 1987, S. 181.
Harald Rosmanitz, Grabung am Klosterberg. Neue Einblicke in die Burgen des Zweiburgendorfes Rottenberg, Lkr. Aschaffenburg. Bayerische Archäologie 2013/4, S. 35.


Harald Rosmanitz, Partenstein 2015