Der Gebrauch des Feuers zum Kochen und zum Heizen ist ein Grundbedürfnis des Menschen. Er war bestrebt, durch technische Innovationen die von der Natur zur Verfügung gestellte Energie möglichst effizient zu nutzen. Dies lässt sich an der Entwicklung der Raumheizung ablesen. Erste Kachelöfen sind bereits für das 11. Jahrhundert archäologisch nachgewiesen. Die von einem Lehmmantel umschlossene Feuerstelle ermöglichte sowohl die Befeuerung als auch die Entsorgung der Abwärme von einem gesonderten Raum aus. Durch das anfänglich vereinzelte und später flächendeckende Einfügen von Keramik in die Ofenwandung konnte die Ofenoberfläche vergrößert werden. Mit Hilfe der erweiterten Abstrahlungsfläche des Heizkörpers ließ sich bei gleichbleibender Energieabgabe das immer knapper werdende Brennholz in nicht unerheblicher Menge einsparen. Gleichzeitig speicherte die Keramik die Strahlungswärme des Holzfeuers und gab diese noch lange nach dessen Verlöschen in den Wohnraum ab.

Die Ofenkeramik der Burg auf dem Kugelberg ist formal weitgehend deckungsgleich mit den Ofenkeramiken von der Ketzelburg bei Haibach, dem „Alten Schloss“ bei Kleinwallstadt, der Burg Wildenstein bei Eschau (Periode 2) sowie von der Burg Wahlmich bei Waldaschaff. Als weiterentwickelte Formen sind die Becherkacheln vom Gräfenberg sowie vom  Klosterberg bei Hösbach-Rottenberg anzusprechen. Die Becherkacheln mit gekniffenem Fuß von der Burg auf dem Kugelberg sind von den genannten Fundorten mit Abstand die ältesten. Die Laufzeit dieser Kachelform, deren Verbreitung im gesamten Untermain, im Odenwald sowie im Rhein-Main-Raum belegt ist, muss über die Befunde auf dem Kugelberg auf die Zeit zwischen 1120 und 1260 erweitert werden. Bislang man war aufgrund der Becherkacheln von der Ketzelburg von einem Nutzungszeitraum zwischen 1160 und 1260 ausgegangen. Damit kommt dieser Form der Ofenkeramik nicht die chronologische Relevanz zu, wie sie der Keramik zugemessen werden kann.

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Die scheibengedrehten, reduzierend gebrannten Becherkacheln mit gekniffenem Fuß fanden sich ausschließlich in Schnitt 1. Die Ballung von zusammensetzbaren Scherben westlich des als Wohnturm angesprochenen Befundes spricht dafür, dass besagtes Gebäude über einen mit Becherkacheln besetzten Kachelofen verfügt haben dürfte.

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Weiterführende Literatur:

Catrin Ackermann, Harald Rosmanitz, Von wohliger Wärme und Energiesparern. Der Becherkachelofen von der Ketzelburg, in: Harald Rosmanitz (Hg.), Die Ketzelburg in Haibach. Eine archäologisch-historische Spurensuche, Neustadt a. d. Aisch 2006, S. 85–91.

Eva Roth Kaufmann, Ofen und Wohnkultur, in: Guy de Boe (Hg.), Material culture in medieval Europe (Papers of the „medieval Europe Brugge 1997“ conference Bd. 7), Zellik 1997, S. 471–483.

 


© Harald Rosmanitz, Partenstein, 2019