Funde von Waffen auf zerstörten Burgen sind vergleichsweis selten. Lediglich Pfeilspitzen und Armbrustbolzen aus Zerstörungshorizonten zeugen von militärischn Aktivitäten. Um 1400, in einer Zeit also, in der die Feuerwaffe zwar präsent aber nur selten auf kleineren Burgen verfügbar war, spielen Blankwaffen bei der Verteidigung eine entscheidende Rolle. Umso erstaunlicher war es, dass in Brandschutt der Mühle neben der Burg Hauenstein eine annähernd vollständig erhaltene Hellebarde aus dem Brandschutt geborgen werden konnte. Zwar verbrannte der lange hölzerne Stiel, doch haben sich alle eisernen Bestandteile der Waffe hervorragend erhalten.

Die Hellebarde, auch Helmbarte, Halmbarte und Halbarte, ist eine Stangenwaffe. Sie kam sowohl bei Berittenen wie auch bei Fußsoldaten zum Einsatz. Im 13. Jahrhundert wurde sie als Kombination von Speer und Sichel entwickelt und wird bis heute zur Repräsentation genutzt. Als die Helmbarte von der Burg Hauenstein im Jahre 1405 in den Boden gelangte, hatte sich die Waffenform noch nicht voll entwickelt. Später kam der typische, der Klinge entgegengesetzt angebrachte Haken hinzu.

Hellebarde von der Burg Hauenstein, vor 1405, Fd.-Nr. 094, H. 50,5 cm, Br. 9,3 cm

Die aus den Schweizerkriegen bekannte Frühform der Hellebrade wurde im ersten Drittel des 15. Jahrhundert in zahlreichen Buchminiaturen wiedergegeben, meist als Bewaffnung von Reitern.

Verbrennung von Jan Hus. Miniatur aus der Chronik des Konstanzer Konzils, Ulrich von Richental, um 1470 (Karlsruhe, Badische Landesbibliothek, Cod. St. Georgen 63 )


© Harald Rosmanitz, Partenstein, 2020/2023