Der gute Stoff für den Burgherrn

Die Tuchplombe von der Burg WildensteinAus dem westlichen Burggraben stammt die hier vorgestellte Tuchplombe. Das etwa daumengroße Stück verdeutlicht die Handelsbeziehungen des Burgherrn. Ursprünglich waren Tuchplomben an Stoffballen angebracht um deren Echtheit und Qualität zu garantieren. Zwei runde, mit einem Steg verbundene Bleischeiben wurden in das Tuch geklammert und mit einer speziellen Zange unlösbar miteinander verbunden. Erst danach wurde das Qualitätssiegel eingeschlagen.

Mit Hilfe der Tuchplomben wollte man sich in den Handels- und Produktionszentren von Textilien in Flandern, England und Italien vor billigen Nachahmungen schützen. Der überregionale Vertrieb dieser Luxusware hob die örtlichen Wollweber, Tuchhändler, und Gewandschneider an die Spitze der städtischen Sozialhierarchie.

Ein Gutteil der bislang archäologisch geborgenen Tuchplomben, die bis ins 19. Jahrhundert als Gütesiegel für Textilien im Einsatz waren stammt aus den Zentren des Tuchhandels. Besonders hervorzuheben sind hier Hansestädte wie Deventer, Lübeck, Greifswald oder London.

Der Siegelstempel auf der Wildensteiner Tuchplombe konnte bislang leider nicht entschlüsselt werden.


Weiterführende Literatur:

  • Hironobu Sakuma, Die Nürnberger Tuchmacher, Weber, Färber und Bereiter vom 14. bis 17. Jahrhundert (Nürnberger Werkstücke zur Stadt- und Landesgeschichte 51). Nürnberg 1993
  • Dieter Hittinger, Tuchplomben. Warenzeichen des späten Mittelalters und der Neuzeit aus dem norddeutschen Küstengebiet (Diss. Bamberg 2008), Aachen 2008
  • Hans-Joachim Kann, Trierer Tuchplomben des 14.–17. Jahrhunderts; in: Kurtierisches Jahrbuch 25, 1985, 165–180.
  • Thomas Kühtreiber, Günter Marian, Zwei Tuchplomben von der Burgruine Schrattenstein. Ein Beitrag zum niederösterreichischen Tuchmachergewerbe im Mittelalter unter besonderer Berücksichtigung der landesfürstlichen Stadt Tulln. Unsere Heimat (St. Pölten), 71,3 (2000), 198-217
  • Sven Schütte: Tuchplomben als städtische Zeichen. Das Fallbeispiel Göttingen. In: Anzeiger des Germanischen Nationalmuseum 1993, S. 135-141.
  • Felix Biermann, Chinesische Seide und Oostburger Gewebe. Spätmittelalterlicher Tuchhandel in Mecklenburg-Vorpommern, in: Hauke Jörns u. Friedrich Lüth (Hsg.), Archäologie unter dem Straßenpflaster (Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mecklenburg-Vorpommerns Bd. 39), Schwerin 2005, S. 107-110