Bei den Grabungen auf dem Anwesen Marktstraße 13 in Kleinwallstadt in den Jahren 2012/2013 konnten Funde geborgen werden, die wesentliche Anhaltspunkte zur Periodisierung der Baubefunde liefern. Die Ansprache der Funde erfolgte dabei in erster Linie aufgrund typologischer Vergleiche. Als Referenzmaterial dienen die Funde vom „Alten Schloss“ bei Kleinwallstadt, aus dem Forsthaus in Rothenbuch, von der Burg Wildenstein bei Eschau sowie vom Gotthardsberg zwischen Amorbach und Weilbach. Die daraus abgeleiteten Datierungen geben damit einen „Richtwert“ an, der nur selten vor Ort durch Baudaten referenziert werden kann.

Als älteste Funde sind die Skelette der Periode 1 anzusprechen. Sie konnten aufgrund der Initiative des Grundstückseigentümers 14C-Datiert werden. Ein größeres Fundkonvolut zum Fachwerkhaus setzt sich aus Hüttenlehm, Ziegeln, Tierknochen, Ofenkacheln sowie Keramik zusammen. Die Keramik ist kleinteilig zerscherbt und lässt sich nicht zu Gefäßen ergänzen. Dies erklärt sich aus der Befundsituation. Wahrscheinlich gelangte das Material als verlagerter Schutt anlässlich des Baus des steinernen Hauses in Periode 3 in die dem Bau östlich vorgelagerte Grube. In der Ware dominiert die goldglimmerhaltige Vorspessartware. Gefäße mit angesetztem Standring verdeutlichen, dass in dem Fundgut nicht nur Koch- sondern auch Schankgefäße enthalten sind. Rand- und Bodenausprägungen sowie Gefüge entsprechen den Keramiken aus dem Zerstörungshorizont des „Alten Schlosses“. Das Fundgut enthielt einen geringen Anteil von Pseudopingsdorf, wie es aus einem Töpferofen in Seligenstadt, vom „Alten Schloss“, vom Gotthardsberg und auch von der Burg Wildenstein bei Eschau bekannt ist. Über vergleichbare Keramiken aus dem Stadtgebiet von Frankfurt kann diese Art von Keramik in die Mitte des 13. Jahrhunderts datier werden.

Leider lässt sich für den Bau des steinernen Hauses (Periode 3) in den 1270er Jahren kein damit in Einklang zu bringendes Fundgut nachweisen. Für die Periode 4, die Nutzung des Hauses vor dem Einbau eines Gewölbekellers in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, gibt es sowohl Nachweise in der Zwickelverfüllung der Gewölbe (Grabung 2012) als auch als Flächenfunde in Schnitt 3 im Außenbereich (Grabung 2013). Dieser Zeitstufe ist auch eine etwa halbmeterhohe, verpresste Schicht am Boden eines Latrinenschachtes zuweisbar. Die Ballung von etwa drei zum Teil vollständig erhaltenen Gefäßen und einem größeren Konvolut von feingliedrigen Tierknochen (Huhn?) findet ihre Parallelen in der Latrinenverfüllung des Museums der Stadt Miltenberg sowie in der Außenlatrine im Burggraben der Burg „Mole“. Zu erwähnen sind in diesem Zusammenhang Becherfragmente aus reduzierend gebrannter Irdenware. Sie stammen aus der Gewölbeverfüllung unterhalb der Küche und können über südwestdeutsche Vergleiche ebenfalls in die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts datiert werden.

Stammen aus den Perioden 5/6 (Einwölbung des Kellers) lediglich geringe Reste aus dem Hausinneren (2012) und aus der Verfüllung der Latrine in Schnitt 3 (2013), so ist eine deutliche Fundzunahme für die Periode 7 zu verzeichnen. Für die Datierung in die Zeit um 1600 als wesentlich erweisen sich die im Hausinneren über dem Estrich geborgenen Keramiken. Eine Häufung von Fundgut lässt sich für die 2. Hälfte des 17. Jh. konstatieren (Periode 7a). Zu den Objekten zählt die verworfene Küchenausstattung aus einer Nische im Treppenabgang zum Gewölbekeller südlich der Küche. Da zahlreiche Fragmente sich zu Gefäßen zusammenfügen lassen, ist davon auszugehen, dass es sich um primär verworfenes Fundgut handelt. Einer ähnlichen Zeitstellung gehören die in Schnitt 1 über dem Estrich der Küche gefunden Objekte sowie die aus der Aufschüttung zwischen Dielenfußboden und Estrich stammenden Objekte aus Schnitt 2.  Reste von Tonpfeifen, Importkeramik, das Fragment eines schwarz graphitierten Kombinationsofens sowie Fragmente aus Steinzeug und Fayence betonen die hohe soziale Stellung der Bewohner des Anwesens zu jener Zeit.

Der Nutzung im 18. Jahrhunderts (Periode 8) ist in erster Linie die Verfüllung einer Grube westlich der Tür in Schnitt 1 zuzuweisen. Nur unwesentlich jünger ist das selektiv aus dem Brunnenschacht im Hausinneren geborgene Fundgut. Malhorndekorierte Teller aus Irdenware, sowie Fragmente von aus Steingut bestehenden Tellern sprechen dafür, dass der Brunnen erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts verfüllt wurde. Ähnliches gilt für den Brunnenschacht nördlich in der Nordostecke des steinernen Hauses.


Harald Rosmanitz, Partenstein 2017