Die archäologischen Untersuchungen auf der Ketzelburg

Ein Überblick *
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Kapitelübersicht


Die Lage

Dicht an der nördlichen Bebauungsgrenze Haibachs, zwischen Ulmenstraße und Ringwallstraße, liegt auf einer ovalen Erhebung der Burgstall Ketzelburg1. Das Bodendenkmal befindet sich auf einem steil abfallenden, natürlichen Bergsporn, dem so genannten „Schloßknickel“, oberhalb des Zugangs zur Haibacher Schweiz. Seine höchste Erhebung liegt bei 267, 17 m NN. Er besitzt die Form eines ungleichen Ovals und hat in seinem von tiefen Gräben begrenzten Innenraum eine Weite von 50 m (von SO nach NW) beziehungsweise 35 m (von SW nach NO). Die äußere Abgrenzung des nach drei Seiten steil abfallenden Bodendenkmals bildet ein 5 – 7 m tiefer und bis zu 7 m breiter Graben, dem ein bis zu 5,0 m hoher Wall vorgelagert ist. Nach Südwesten schließt sich hinter einer etwa 100 m breiten Senke ein heute vollständig überbautes Lössplateau an.

Der Burgberg nimmt eine stark umgeformte Felskuppe aus örtlichem, stark verwittertem Felsengestein auf. Der Fels selbst tritt nur noch an der nördlichen Spitze der Anlage, direkt unterhalb des Burgplateaus zutage. Auf dem Hügelrücken zeichnete sich bereits vor Beginn der Ausgrabungen 2004/2005 eine signifikante Erhebung im nordwestlichen äußeren Drittel ab. An dieser Stelle stießen die Ausgräber auf die Reste eines hochmittelalterlichen Wohnturms.

Nach allen Seiten hin wird das Plateau durch einen bis zu 6,5 m tiefen und bis zu 8 m breiten Graben gesichert. Von allen bisherigen Bearbeitern wurde angenommen, dass der Zugang zur Burg von Südwesten her erfolgte. Dies konnte inzwischen auch archäologisch bestätigt werden. Spuren eines zur Burg gehörenden, dem Burgplateau vorgelagerten Wirtschaftshofes ließen sich nicht belegen2.

Im Unterschied zu anderen Burgen im Spessart, von denen sich ansehnliche Ruinen erhalten haben, sind auf dem Burghügel in Haibach keine Reste sichtbar geblieben. An die einstige Burgstelle erinnerte noch die Bezeichnung „Ketzelburg“ als Flurname für den Höhenrücken selbst sowie für die westlich anschließende Senke. Nichts verriet zu Beginn der Ausgrabungen in den Jahren 2004/2005, dass im Boden noch Spuren einer hochmittelalterlichen Burganlage steckten. Ein mehrere Jahrzehnte alter Baumbestand bedeckte den Burghügel. Baumstümpfe und Buschwerk verwischten die dürftigen im Gelände sichtbaren Spuren der ehemaligen Bebauung. Da die Burgstelle nur in wenigen mittelalterlichen und neuzeitlichen Quellen urkundlich erwähnt wird, ist die Anlage von der Forschung kaum beachtet worden3. Das Schweigen der schriftlichen Quellen und die Dürftigkeit der vorhandenen Reste ließen in keiner Weise auf eine nennenswerte historische Bedeutung der Anlage schließen.

Schnitt 1 mit einem Grubenhaus zur Textilbearbeitung

Auf den Spuren des Ritters von der Ketzelburg – Anlass und Fragestellung der Ausgrabungen

Da die Anlage in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts unter Denkmalschutz gestellt wurde und zudem in einem Waldstück liegt, blieb das Ensemble bis in unsere Tage von neuen Eingriffen weitgehend verschont. Eine erste Begehung der Burgstelle durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege erbrachte im Jahre 1967 den Nachweis, dass es sich bei dem Bodendenkmal nicht, wie ursprünglich angenommen, um einen keltischen oder germanischen Ringwall sondern um eine mittelalterliche Niederadelsburg handelt. Im Jahre 1970 wurde die Ketzelburg in die Liste der Bodendenkmäler aufgenommen und genießt seit dieser Zeit den besonderen Schutz des Bayerischen Staates. Auf der Basis der Ergebnisse einer geophysikalischen Prospektion im Jahre 19994 und einer Facharbeit5 stellte der Heimat- und Geschichtsvereins Haibach – Grünmorsbach – Dörrmorsbach im Januar 2004 beim Bayrischen Landesamt für Denkmalpflege den Antrag auf eine archäologische Untersuchung der Ketzelburg. Bei der Begründung der Maßnahme bezog man sich auf die Bestandssicherung des Bodendenkmals zwecks Einleitung von Sicherungsmaßnahmen, die zeitliche Einordnung des Befundes sowie auf die Einbindung des Burgstalls in die mittelalterliche Kulturlandschaft Spessart. Die während der ersten Grabungskampagne zu Tage getreten Befunde führten zu einer zweiten Grabungskampagne im Jahre 2005. In enger Absprache zwischen dem Eigentümer, der Gemeinde Haibach und verschiedenen Instanzen und Persönlichkeiten des Denkmal-, Heimat- und Naturschutzes unter Federführung des örtlichen Heimat- und Geschichtsvereins entwickelte sich ein Forschungsprojekt dessen vorläufiger Abschluss die vorliegende Publikation bildet.

Die Ausgrabungen hatten zwei Ziele, die nicht ohne Schwierigkeiten miteinander vereinbart werden konnten. Zum einem galt es, möglichst umfassende Erkenntnisse über die ursprüngliche Gestalt der Anlage zu gewinnen. Zum anderen war man bemüht, die Untersuchungsflächen möglichst klein zu halten, zieht doch die Offenlegung zwangsweise eine Zerstörung der archäologischen Substanz nach sich6.

Schnitt 3 durch den Graben und den äußeren WallSchnitt 3: SüdprofilDie wissenschaftliche Fragestellung umfasste eine Reihe von Problemen, denen besondere Aufmerksamkeit zu schenken war. Mitten in einem seit der Jungsteinzeit besiedeltem Gebiet mit großen Lößflächen7 sollte die Siedlungskontinuität abgeklärt werden. Weiterhin war zu untersuchen, inwiefern die Anlage mit der ersten urkundlichen Erwähnung der Gemeinde Haibach im Jahre 1187 in Zusammenhang gebracht werden kann8. Es galt, die Baugeschichte der Burgstelle, insbesondere die Geschehnisse bei der Auflassung, zu ermitteln. Mit der Überprüfung der schriftlichen Quellen war schließlich der Frage nachzugehen, ob die Auflassung der Burgstelle mit der urkundlich für das Ende des 12. Jahrhunderts für den Aschaffenburger Raum bezeugten Verdrängung des Nieder adels in die angrenzenden Städte zusammenhing9. Aus den zu erwartenden Befunden und dem Fundmaterial durfte man weiterhin wichtige Hinweise auf den Alltag eines Burgherrn im ausgehenden 12. Jahrhundert erwarten.

Eine Burg kommt ans Tageslicht

Abgesehen von kleineren Suchschnitten des 20. Jahrhunderts10 haben die Ausgräber auf dem ganzen Grabungsareal in allen Schnitten ungestörte Schichtenverhältnisse angetroffen. Das bedeutet allerdings nicht, dass seit dem Mittelalter, genauer seit der Auflassung des Burgstalls, die Schichtenabfolge keinen Veränderungen mehr unterworfen gewesen wäre. Die Bebauung, die sich einst über das ganze Plateau erstreckte, wurde bis auf geringe Reste nachträglich, wohl am Ende des 14. Jahrhunderts, zerstört. Zu berücksichtigen sind weiterhin massive Eingriffe durch forstwirtschaftliche Maßnahmen innerhalb der letzten zweihundert Jahre. Insbesondere der Einsatz schwerer Baumerntemaschinen hat deutliche Spuren hinterlassen.

Die auf der Ketzelburg zutage getretenen Schichten lassen sich in drei Gruppen gliedern: In eine humose Schicht direkt unter der Oberfläche, in ein Paket aus Kulturschichten und Aufschüttungen sowie in natürliche Ablagerungen auf dem gewachsenen Felsen.

Der gesamte Burghügel ist von einem humosen Waldboden überzogen, dessen Dicke zwischen 5 und 15 Zentimetern schwankt. Abgesehen von Gegenständen aus der jüngsten Vergangenheit, die von einer gelegentlichen Begehung des Platzes auch in neuester Zeit zeugen, ist er fundleer. Unter der Humusdecke befinden sich jene Schichten, die Auskunft über das Werden und Vergehen einer hochmittelalterlichen Burg geben. Aus den 173 dokumentierten Befunden, Schichten und Schichtengruppen können auf dem Burgplateau und dem umschließenden Graben folgende Bauphasen festgestellt werden11.

Die Fundamente des Wohnturms in den Schnitten 4 bis 8

Die Periode 1

Ein linearbandkeramischer Schuhleistenkeil aus Schnitt 7 (Fd.-Nr. 23) sowie der verworfene Rohling eines Steinbeils aus Schnitt 13 (Fd.-Nr. 105) gelangten als Lesefunde in der ersten Besiedlungsphase der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts auf den Burghügel. In diese Zeit lässt sich auch ein Großteil der zu Tage getretenen Planierschichten, Gruben und Steinfundamente datieren: Die Reste einer umfriedenden Wall-Graben-Wall-Anlage (Bef. 13 / 16–18 / 20), das quadratische Fundament eines Wohnturms auf der höchsten Erhebung der Turmhügelburg (Befund 22 / 25 / 29) sowie ein Grubenhaus mit Stakenlöchern (Bef. 03 / 4 / 14 / 15 / 36 / 39). Weiterhin der ersten Periode zuzurechnen ist die Ostmauer des Palas (Bef. 44).

Die Wall-Graben-Wall-Anlage umgibt das gesamte Bodendenkmal. Durch Abtragen der Spitze des aus einem Felsen bestehenden Hügels und weitere Planierungen an der Hangkante12 schuf man ein ebenerdiges Plateau mit steilen, bis zu neun Metern abfallenden Hängen. Ihnen war ursprünglich ein flacher, bis zu einem Meter tiefer, in den gewachsenen Felsen eingetiefter Graben vorgelagert.

Die Aufschüttungen an der Hangkante zeichneten sich deutlich während der Ausgrabungen 2004 ab, als man die dem Wirtschaftsbereich vorgelagerte Hangkante östlich des Burgplateaus (Schnitt 3, Bef. 13 / 16–18 /20) untersuchte. Der Wall vor dem Graben besteht an dieser Stelle zum Großteil aus ortsfremdem Lehm. Der Grabenaushub wurde zur Erweiterung des Burgplateaus verwendet (Bef. 16–19). Eine Steinstückung an der Hangkante (Bef. 13) deutet an, dass an dieser Stelle mit einer – heute vollständig erodierten – Trockenmauer zu rechnen ist. Weitere Hinweise auf besagte Trockenmauer ergaben sich in Schnitt 12 an der südlichen Hangkante. Auch dort war die Steinstückung (Bef. 13) stark durch Erosion in Mitleidenschaft gezogen. Auf der Trockenmauer könnte eine hölzerne Palisade gesessen haben, die ursprünglich das gesamte Burgplateau einfasste. Aufgrund der Erweiterung des Plateaus im Bereich von Schnitt 3 war es notwendig geworden, das nur mäßig verdichtete, aufgetragene Material oberflächlich mit einem losen Steinbelag zu versehen, um der Erosion entgegen zu wirken. (Bef. 21).

Ein im Jahre 2005 angelegter zweiter Schnitt durch den äußeren Wall, durch den Graben, sowie durch den vom Burgplateau abfallenden Hang erlaubte weitere Einblicke in den Bauablauf. Der Schnitt (14/ 15) ist dem ehemaligen Zugang zum Burgberg vorgelagert und weist direkt auf die linke Torwange. Im nur etwa ein Drittel in den äußeren Wall eingetieften Schnitt 14 war ein 0,5 m breites Pfostenloch zu erkennen (Bef. 84 / 88), das in die Hangaufschüttung (Bef. 85) eingetieft war. Aufgrund der geringen Größe der untersuchten Fläche konnte nicht geklärt werden, ob es sich bei diesem Pfosten um einen Ankerpfosten für eine vorgelagerte hölzerne Palisade handelte, oder ob wir es hier mit einem Teil der den Burggraben überspannenden, hölzernen Rampe zu tun haben. Die heute noch 1,7 m hohe Wallschüttung des äußeren Walls weist massive Erosionsschäden auf. Der 0,3 m hohe Auftrag auf dem verwitterten Felsen (Bef. 86) besteht aus dem bei der Anlage des Grabens angefallenem Aushub. Darüber liegt unter einer Humusdecke (Bef. 82) ein kompaktes, 0,7 m hohes Paket aus Lösslehm. Es lässt sich in zwei Auffüllhorizonte (Bef. 85 und 83) untergliedern. Die darin enthaltene Keramik datiert den Lössauftrag in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts und weist den äußeren Wall damit der ersten Periode zu. Bei dem Lehmauftrag handelt es sich um eine Erhöhung mit ortsfremdem Material, welches von einem südwestlich an den Burgstall anschließenden Höhenrücken stammt. Ein Aufschluss im nordwestlichen Profil von Schnitt 14 lässt ermessen, welche enormen Erdbewegungen mit der Anlage des Burggrabens einhergingen. Damit ist klar ersichtlich, dass die Hauptarbeiten bei der Errichtung der Anlage eben nicht im Ausbau und der Erweiterung des Burgplateaus, der Anlage der umfriedenden Palisade und der Errichtung des hölzernen Wohnturms lagen. Vielmehr schuf man durch das Ausschachten des umgebenden Grabens eine Landmarke, die heute noch das deutlichste Merkmal der Burganlage ist.

Die Verlängerung von Schnitt 14 durchzog den dem Tor südwestlich vorgelagerten Graben. Die Untersuchung der Grabenverfüllung erbrachte verhältnismäßig einfache, grob strukturierte Schichten. Unter dem Waldboden, der sich in der Sohle der Grabenoberfläche sackartig absenkte, liegt eine bis zu 2,4 m mächtige, heterogene Lehm- und Geröllschicht, deren Schichtenverlauf zur Grabensohle hin (Bef. 77 / 129 / 130 / 131) auf eine Ablagerung von Süden, also vom Burghügel her, schließen lässt13. In der oberen Hälfte der Grabenverfüllung (Bef. 77/ 126/ 129 / 131) zeichnete sich etwa einen Meter über der Sohle des großen Grabens ein kleiner Graben ab. Dünne Lehmbänder sprechen für eine allmähliche Verfüllung durch Erosionen. Demnach dürfte der kleine Graben einige Zeit in Benutzung gewesen sein.

Schnitt 10 mit einer Steinstückung im Bereich der HangkanteDer große Graben wurde in den stark verwitterten Felsen eingetieft. Die mit faust- bis kopfgroßen Felsbrocken durchsetzte Einfüllung des großen Grabens (Bef. 130) hatte sich zum Zeitpunkt ihrer Verfüllung noch nicht vollständig verdichtet. Da es sich bei dem untersuchten Grabenabschnitt eindeutig um einen in den Felsen geschlagenen Sohlgraben ohne Gefälle handelt, hätte sich an normalerweise über der Sohle innerhalb kurzer Zeit eine Kulturschicht bilden sollen. Das Fehlen jeglicher Erosionsschichten in Form von Grabenschlick gibt uns einen entscheidenden Hinweis auf die Burggeschichte Der Graben kann demnach nur eine ganz kurze Zeit offen gestanden haben, bevor er wieder um bis zu 1,6 m aufgehöht wurde. Nach Aussage der Befunde erfolgte anlässlich der Aufgabe des Burgtors der Periode 2 eine erhebliche Aufhöhung der Grabensohle. Wie die Profile um Schnitt 14 nahe legen, ging dies mit der Umwandlung von einem breiten, tiefen Sohlgarben in einen in die Verfüllung des Sohlgrabens eingetieften, kleinen Spitzgraben einher.

Die Baubeobachtung weist interessante Parallelen mit der überdimensionierten Anlage der linken Torwange (Bef. 144) auf, der ebenfalls nur eine kurze Nutzungsdauer beschieden gewesen sein dürfte. Sowohl die Verfüllungen des großen als auch des kleinen Grabens enthielten Keramikfragmente in der Art der Seligenstädter Ware. Es handelt sich dabei offenbar um vom Burghügel in den Graben gefallene Scherben.

Der Übergang vom Graben zu dem nordöstlich anschließenden Burghügel (Schnitt 15) besitzt ein starkes Gefälle. Der nachträglich abgeschrägte, verwitterte Felsen liegt dabei oft weniger als 0,6 m unter der Humusoberkante. Man beseitigte auch in der Hangkante den leicht abbaubaren, verwitterten Felsen bis in eine Tiefe, in der nicht mehr mit starker Erosion durch lockeres, heraus brechendes Gestein zu rechnen war.

Der Wohnturm

Die bei den Ausgrabungen 2004 in Schnitt 4.5 und 8 angetroffenen Mauerzüge lassen sich zu den Fundamenten eines Wohnturms auf der höchsten Erhebung der Turmhügelburg (Bef. 22 / 25 / 29) ergänzen. Es handelt sich um einen annähernd quadratischen Bau von ca. 6,5 m Seitenlänge bei einer Mauerstärke von 0,6 – 0,7 m, dessen Nord- und Westmauern noch bis auf fünf Lagen erhalten waren. Das zweischalige, vermörtelte Mauerwerk ruht auf einer Ausgleichsschicht auf dem unebenen Felsen. Aufgrund von Erosion und Steinabtrag hat sich die Mauer nur noch partiell erhalten. Die Ecken waren vollständig ausgebrochen.

Gründung und Mauerstärke berechtigen durch Vergleiche mit ähnlichen Anlagen in Niedersachsen zur Annahme, dass es sich bei dem Gebäude ursprünglich um ein mehrstöckiges Fachwerkgebäude gehandelt haben dürfte. Das Fehlen jeglicher Ziegel spricht für ein mit Stroh, Schilf oder Schindeln gedecktes Dach. Das Gebäude wurde auf der höchsten Erhebung des Burgplateaus errichtet. Dafür trug man einen Teil des ursprünglich an dieser Stelle noch höher anstehenden Felsens ab. Eine Unterkellerung unterblieb. Der zwar vergleichsweise einfach abzubauende, jedoch in sich poröse und auch in schrägen Schichten anstehende Felsen hätte eine solche Maßnahme sicher zu einem aufwendigen Unterfangen gemacht. Der Aufwand wäre in keiner Weise dem dadurch erzielten Nutzen gerecht geworden. Spuren von Verputz lassen annehmen, dass zumindest der Steinsockel sowohl innen als auch außen gekalkte, verputze Wände besaß. Das Untergeschoß ist mit seiner Innenfläche von ca. 25 Quadratmetern durch ein Mäuerchen in etwa zwei gleich große Hälften unterteilt: Im Südwesten liegt ein etwa 0,4 m in den gewachsenen Felsen eingetiefter Bereich mit Sickergrube (Bef. 26/27). Ein einschaliges Trockenmauerwerk (Bef. 23) grenzt das Pflaster von einem ca. 0,4 m höher liegenden Stampflehmboden im Nordosten ab. Reste von Becherkacheln sind die einzigen Indizien, die uns einen Aufschluss über die ursprüngliche Innenausstattung des Wohnturms geben. Die Bestattung eines Hundes unter dem Stampflehmboden (Bef. 30), sowie die Niederlegung eines neolithischen Schuhleistenkeils unter dem südlich davon anschließenden Fundament (Bef. 29) geben Einblicke in die Geisteshaltung der Burgbewohner. Die Artefakte zeichnen den Burgherren als einen Menschen aus, der sich zusätzlich zu den Hilfestellungen der Amtskirche auch auf anderem Wege gegen Blitzschlag und böse Geister zu schützen verstand.

Außergewöhnlich ist das Fehlen sämtlicher Spuren, die auf eine gewaltsame Zerstörung der Anlage hinweisen. Vielmehr sprechen der geringe Fundanfall und das annähernd vollständige Fehlen von Eisen dafür, dass die Anlage zuerst in der Periode 2 rückgebaut wurde, um schließlich systematisch demontiert zu werden.

Das Webhaus

In ca. 0,5 m Tiefe konnten in der NNO-Kante des Plateaus die Reste eines Grubenhauses dokumentiert werden (Schnitt 1 und 11). Es wurde in den aufgefüllten, sandigen Lehm eingetieft. Nach NNO reichte es bis etwa einen Meter an die Hangkante heran. Der Innenraum weist vier tiefe Pfostenlöcher auf (Bef. 4 / 14 / 15 / 39), welche ursprünglich die Dachkonstruktion getragen haben dürften. Die Pfostenlöcher wurden tief gegründet. Sie lassen sich allerdings aufgrund der Abmessungen der archäologisch untersuchten Areale nicht zu einem sinnvollen Grundriss ergänzen. Schräg in die Erde getriebene Stakenlöcher (Bef. 39), sowie die Reste eines Webgewichts legen nahe, dass in dem Grubenhaus ein stehender Webstuhl stand. Das Gebäude ist damit dem Wirtschaftsbereich des Burgstalls zuzuweisen. Die Spuren weiterer Wirtschaftsgebäude konnten nicht ergraben werden14.

Das Grubenhaus in Schnitt 11

Der Palas15

Ebenfalls der Periode 1 zuzurechnen ist ein im Jahre 2005 dokumentierter Befund in Schnitt 13, der als die Ostwange des Palas angesprochen werden kann (Bef. 44). Für die annähernd 8,0 m langen und bis zu 1,1 m breiten, zweischaligen Mauern hob man eine Fundamentgrube aus, die bis auf den natürlichen Felsen reichte. Die darüber lagernde Schicht aus sandigem Lehm (Bef. 167) wurde durchstoßen. Eine eben so breite, etwa 4 m lange Mauer zweigt im rechten Winkel von dem massigen Fundament ab und läuft parallel zur Hangkante. Von dieser nach Nordwesten verlaufenden Mauer war nur noch die untere Fundamentlage erhalten. Starke Erosion hatte zu einem weitgehenden Substanzverlust geführt. Im Gegensatz dazu war das nach Nordosten zum Wohnturm weisende Mauersegment noch bis in einer Höhe von zehn Lagen erhalten. Ein Fundamentabsatz zwischen der untersten Lage und den darüber liegenden Steinen lässt Rückschlüsse auf das ursprüngliche Laufniveau zu. Im Gegensatz zum Fundament des Wohnturms (Bef. 22) waren die Ostmauer des Palas als dicke, zweischalige Trockenmauern aufgeführt. Als Bindemittel fand ein stark mit Lehm versetzter Sand Verwendung.

Als Baumaterial für die Mauern diente der anstehende Fels. Die Mauersteine waren nur grob zugerichtet. Der dem Mörtel zugesetzte Sand sowie der Lehm für Fachungen und Stampflehmböden wurden in unmittelbarer Nähe der Burg abgebaut. Zugerichtete Sandsteinquader16 dagegen mussten mit großem Aufwand von benachbarten Lagerstätten angekarrt werden. Dieser Aufwand wurde jedoch nur zur Ausstattung besonders markanter Baudetails wie beispielsweise der Ecken des Palas betrieben.

Die Sandsteine wurden erst auf dem Burghügel endgültig zugerichtet. Während der Ausgrabungen stieß man an mehren Stellen im Bereich der nachträglich aufgeböschten Hangkanten auf dünne Schichten mit Sandsteinkleinschlag17. Sie belegen, dass der Werkstattabfall systematisch gesammelt wurde und bei der Erweiterung des Burgplateaus als Drainagematerial zum Einsatz kam. Eine 1,1 m lange und 0,5 m breite Sandsteinplatte, die in Schnitt 13 östlich der Palasmauer lag (Bef. 96) entspricht in ihren Abmessungen einer Türschwelle bzw. einem Türsturz18. Das auffällig grob zugerichtete Werkstück erwies sich zur weiteren Bearbeitung als untauglich und wurde daraufhin im Bauschutt entsorgt.

Schnitt 13 mit der östlichen Palasmauer

 Das Steinmaterial der Perioden 1 und 2 ist gleicher Herkunft. Unterschiede in der Mauerstruktur bezüglich Größe, Form und Schichtung der Außenwangen sowie in der Struktur des Mauerkerns sind nicht feststellbar. War das vermörtelt aufgeführte Mauerwerk des Wohnturms außen wie innen mit einem weißen Glattverputz versehen, so fehlen entsprechende Nachweise im Bereich des Palas völlig. Eine weitere Auffälligkeit aller auf der Ketzelburg aufgedeckten Mauern ist das vollständige Fehlen von Baufugen. Aufgrund der oft nur noch in wenigen Lagen erhaltenen Mauern ist nicht mehr zu entscheiden, ob man dabei nachträgliche An- und Umbauten mit älterem Mauerwerk verzahnt hat.

Über die Konstruktion und das Aussehen des Palas lassen sich wegen der geringen Überreste nur Vermutungen anstellen. Wahrscheinlich sollte nur der Keller und das erste Geschoss in Stein errichtet werden Der Palas war – wie die Befunde in den Schnitten 1 (Bef. 13) und 12 (Bef. 13) nahe legen – in eine hölzerne Palisade bzw. in eine mit einer schwachen Steinstückung unterfütterten Trockenmauer eingebunden.

Ein direkter Zusammenhang zwischen dem Wohnturm und dem Palas lässt sich aufgrund der starken Abtragungen der ursprünglichen Schichten leider nicht mehr herstellen. Andererseits spricht die Keramik in der Art der Seligenstädter Ware aus der an die östliche Palasmauer anschließenden Verfüllungen (Bef. 65) für eine zeitliche Übereinstimmung beider Baukörper. Eindeutig hingegen ist Durchbrechung der hölzernen Palisade in der Periode 2.

Ebenfalls dem Palas zuzuweisen ist ein schmaler, nach Nordosten weisender Mauerzug (Bef. 147). Er zweigt im rechten Winkel von der nach Südwesten weisenden, hangseitigen Palasmauer ab. Der schmale Mauerzug mit seinen hochkant gestellten, nur bis zu faustgroßen Fundamentsteinen unterscheidet sich erheblich von der ansonsten sehr gründlichen Fundamentierung des Palas.

Es liegt nahe, hier die letzten Spuren einer ansonsten vollständig der Erosion zum Opfer gefallenen,inneren Parzellierung des Palaskellers zu sehen. Eine Datierung des schmalen Mauerzuges (Bef. 147) in die Periode 1 aufgrund der Anbindung an Bef. 44 gegeben.

Eine weitere, zeitgleich mit dem Palasfundament entstandene Struktur lässt sich ebenfalls der ersten Periode zuweisen: Der Angangs als schmaler, steingefasster Kanal (Bef. 169 / 171 / 172), angesprochenen Befund, der 2005 erst wenige Tage vor Abschluss der Ausgrabungen zu Tage trat, erwies sich im Laufe der Grabungen von 2014 als nach Norden weisender Treppenschacht.

Die Palasfundamente in Schnitt 13

Die Periode 2

In der zweiten Periode verfüllte man das Grubenhaus in den Schnitten 1 und 11 mit einer sandigen Lehmschicht (Bef. 5), Die zweite Bauphase konnte auf der Ketzelburg weiterhin im Bereich östlich der östlichen Palasmauer in Schnitt 13, sowie in der Verfüllung des Burggrabens im Schnitt 14 deutlich herausgearbeitet werden19. In keinem der genannten Fälle gelingt die Abgrenzung mit Hilfe der in den Schichten enthaltenen Keramik20. Dies kann als weiteres Indiz dafür herangezogen werden, dass zwischen Periode 1 und –2, wenn überhaupt, nur unwesentliche Zeit verstrichen sein dürfte.

Schnitt 13 mit der Ostmauer des PalasDie Periode 2 war eindeutig eine Umbauphase, in der zwar einschneidende Umbauten wie die EWrrichtung des Palas in Angriff genommen wurden, die andererseits nicht zur Auflassung des Burgstalls führte. So verfüllte man nach Errichtung der östlichen Palasmauer (Bef. 44) die nun funktionslos gewordene Fundamentgrube mit dünnen Lagen sandigen Lehms. Dieser Auftrag hat eine durchschnittliche Stärke von 0,7 m. Der wasserabweisende Auftrag, der ursprünglich unmittelbar an die Palasmauer (Bef. 44) anband, war eine ideale Unterlage für ein trapezförmiges Fundament aus einschaligem, hinterfüttertem Trockenmauerwerk (Bef. 42). Zwei Treppenstufen führen in einen schmalen, eingetieften, gangartigen Raum mit einem Stampflehmboden, der sich nach Südosten zur Wallkante hin öffnet. Eine Ansprache des über drei Meter langen und innen weniger als einen Meter breiten Baukörpers als Heizanlage, wie sie zeitgleiche Befunde aus dem Ostseeraum nahe legen, ist nicht möglich, da keinerlei Verrußung bzw. Massierung von Holzkohleeinträgen beobachtet werden konnte21. Eine schwache Verziegelung mehrerer übereinander liegender, dünner Stampflehmschichten am Boden des Befundes könnte mit aller zu Gebote stehender Vorsicht mit Hilfe ähnlicher Baubefunde aus der keltischen und römischen Epoche eine Ansprache als Getreidedarre nahe legen.

An der Hangkante im Bereich des ehemaligen Palas hatte man ein 0,5 m breites und noch in eine Tiefe von 0,4 m nachweisbares Pfostengräbchen angelegt (Bef. 149). Das Gräbchen bindet nicht an die Fundamente des Palas an, sondern verläuft knapp vor dieser. Aufgrund starker Erosion war es leider nicht möglich, dem Verlauf des Gräbchens weiter in Richtung Nordwesten zu folgen. Mit Hilfe der sich im Südostprofil deutlich abzeichnenden Spuren eines Pfostens (Bef.70) kann man davon ausgehen, dass in das Gräbchen der untere Teil einer hölzernen Palisade eingelassen wurde. Besagtes Profil weist das Palisadengräbchen zweifelsfrei der Periode 2 zu. Ein Pfosten, dessen Fundamentgrube unmittelbar hinter dem Gräbchen lag (Bef. 150) könnte der Holzpalisade zusätzliche Stabilität verliehen haben.

Zwischen der Periode 2 und der spätmittelalterlichen Periode 3 liegt kein Zerstörungshorizont. Aufgrund des völligen Fehlens einer Brandschicht kann man davon ausgehen, dass die Burgstelle am Ende der Periode 2 systematische rückgebaut und aufgelassen wurde.

In den Schnitten 14 und 15 wurde der Graben und der diesem vorgelagerte Wall südlich des Palas untersucht.

Die Periode 3

Die dritte Bebauungsphase des Burghügels lässt sich in den Schnitten 1 und 11 mit Hilfe einer Planierungsschicht greifen (Bef. 2). Die enthaltene Keramik22 erlaubt eine klare Abgrenzung zu den älteren Befunden aus den Perioden 1 und 2. Fragmente von vergleichsweise hart gebrannter, reduzierend gebrannter Irdenware können durch Vergleiche mit Keramiken aus Ausgrabungen in Alzenau, Sammlung Kempf, in Aschaffenburg, Theaterplatz sowie in Partenstein, Burg Bartenstein an das Ende des 14. Jahrhunderts datiert werden.

Wie bereits erwähnt, lässt sich archäologisch schon für die Periode 1 das Bemühen dokumentieren, die Felsformation durch massiven Erdauftrag an den Hangkanten und durch den Erdabtrag auf dem Plateau selbst in eine möglichst große Plattform zu verwandeln. Mit einer derartigen Planierung sollte am Ende des 14. Jahrhunderts die zu diesem Zeitpunkt unbebaute Anlage möglicherweise wieder einer kontinuierlichen Besiedlung zugeführt werden. Das Fehlen jeglicher Bebauungsspuren kann als Hinweis darauf verstanden werden, dass dieses Unterfangen schon bald wieder aufgegeben wurde.

Die Periode 4

Die jüngsten Spuren der Nutzung der Ketzelburg stammen aus den letzten zweihundert Jahren. Seit dem 18. Jahrhundert legte man im gesamten Burgareal eine Reihe von zeitlich kaum näher einzuordnenden Schurfstellen an. Soweit erkennbar, wurden dabei die tiefer liegenden Befunde aus der Phase 1 und 2 nicht gestört.

Der Periode 4 gehört außerdem die nachträgliche Befestigung der Grabensohle an. Aus dieser Verfüllung stammen vornehmlich Fragmente von innen braun oder gelb glasierten Henkeltöpfen, die sich mit ihren fingerdicken, leicht abgerundeten Rändern ins 18. Jahrhundert datieren lassen23. Vergleichbare Keramik stammt ansonsten ausschließlich aus der humosen Deckschicht (Bef. 1). Sie informiert uns darüber hinaus davon, dass das Gelände bereits im 18. Jahrhundert bewaldet war24.

Rezente Irdenware, Steingut, Steinzeug25 und Porzellan, sowie Scherben von Bierflaschen einschließlich der dazugehörigen Bügelverschlüsse zeugen von einer extensiven Nutzung der Anlage im 20. Jahrhundert. Der Stellenwert des Bodendenkmals hatte sich dabei auch im Hinblick auf seine Nutzung völlig verändert. Ob Ausflugziel für Mensch und Tier, lohnendes Übungsobjekt für Mountainbiker oder Schauplatz von Hexenmessen: Das im Wald versteckte Bodendenkmal wurde am Ende des 20. Jahrhunderts in erster Linie aufgesucht, wenn man sich „in die Natur zurückziehen“ wollte. Die einstige Manifestation von Regionalherrschaft verkümmerte zu einem Schlupfwinkel und Abenteuerspielplatz. Die Ausgrabungen und damit einhergehend die Rekonstruktion des aufgehenden Mauerwerks läutete in den Jahren 2005/2006 die fünfte Periode der Burgnutzung ein: die Nutzung als historisches Monument, an dem man sich der Geschichte seiner Heimat bewusst wird.

* Stark überarbeitete Fassung eines Artikels, veröffentlicht in Harald Rosmanitz, Die Ketzelburg in Haibach. Eine archäologisch-historische Spurensuche (Neustadt a. d. Aisch 2006), S. 55-70

  1. Gemarkung Haibach, FlSt. 3230/1
  2. Das dafür in Frage kommende Areal ist vollständig überbaut.
  3. U.a. Björn-Uwe Abels, Die vor- und frühgeschichtlichen Geländedenkmäler Unterfrankens (Kalmünz/Opf. 1979) , 63; Renate Welsch u. Carsten Pollnick, Haibach 1187 – 1987 – 800 Jahre Ortsgeschichte (Haibach 1987), 23 f.
  4. Richard Vogt, Geophysikalische Prospektion zur Erkundung der „Ketzelburg“ in Haibach bei Aschaffenburg. Masch. Manuskript (Kriftel 1999).
  5. Oliver Walter Schreiber, Die Erforschung der Ketzelburg bei Haibach. Spessart. Monatszeitschrift für die Kulturlandschaft Spessart, Heft August, 2001, 22 f.
  6. Landesdenkmalamt Baden-Württemberg, Unter dem Pflaster liegt Geschichte. Stadtarchäologie in Baden-Württemberg (Stuttgart 1989) , 28f.
  7. Welsch/Pollnick 1987, 20–21.
  8. Dazu auch Theodor Ruf, Eine Sage, eine Urkunde von 1187, Spuren der verschwundenen Burg: Lassen sich daraus Hinweise auf Ereignisse und Zustände des Lebens einer Gemeinde gewinnen? Spessart. Monatszeitschrift für die Kulturlandschaft Spessart, Heft 5 , 3–8.
  9. Gerhard Ermischer, Aschaffenburg und Mainz. In: Manuela Beer u. Gerhard Ermischer (Hg.), „den Bogen spannen“. Glanz der Romanik in Aschaffenburg (Aschaffenburg 2001), 12–20.
  10. Belegt sind Ausgrabungen in den 1950er und 1960er Jahren. Die Spuren dieser Sondagen, die damals ohne Absprache mit dem Bayrischen Landesamt für Denkmalpflege erfolgten, zeichnen sich noch heute im Gelände ab.
  11. Die Ausführungen verstehen sich als vorläufige Interpretation vor einer abschließenden wissenschaftlichen Bearbeitung unter Einbeziehungen der Untersuchungsergebnisse weiterer Spessartburgen wie der Burg Bartenstein bei Partenstein oder dem „Alten Schloss“ bei Kleinwallstadt.
  12. Die beschriebenen Erdarbeiten waren sehr umfangreich, berücksichtigt man die damals zur Verfügung stehenden Gerätschaften. Da der Lehnsherr auf der Ketzelburg nur über sehr wenige Lehnspflichtigen verfügte, war vom Einzelnen eine enorme Arbeitsleistung zu erbringen.
  13. Zu erwähnen ist eine nachträgliche Verfestigung der Bodensenke knapp über dem Waldboden in Form einer 1,4 m breiten, in Lehm gesetzten Steinpackung. Anhand der darin enthaltenen, glasierten Keramik (Tafel 44.6) kann diese Struktur (Bef. 125) in das 18. bzw. 19. Jahrhundert datiert werden. Eine annähernd identische Verfestigung konnte auch in Schnitt 3 beobachtet werden. Möglicherweise handelt es sich um die Spuren eines befestigten Weges, der in der Grabensohle um den Burgstall herum verlief.
  14. Die Untersuchungen der Schnitte 9 und 12 zeigten, dass das gesamte Areal zur Verbreiterung des Burgplateaus nachträglich nochmals eingeebnet wurde. Beim Erdabtrag, bei dem man bis zum gewachsenen Felsen grub, beseitigte man sämtliche noch vorhandenen Bebauungsspuren des Wirtschaftsbereichs.
  15. In der Publikation von 2006 ist an dieser Stelle irrtümlich noch von einer Toranlage die Rede.
  16. Ein solcher Sandsteinquader lag beispielsweise in Schnitt 13 in der Verfüllung östlich der Palasmauer (Bef. 142). Zugerichtete Sandsteinquader werden bereits im Jahre 1884 bei Friedrich Kofler als von der Ketzelburg stammend erwähnt ( Friedrich Kofler, Untersuchungen über die Ringwälle im Spessart. Archiv des Historischen Vereins von Unterfranken und Aschaffenburg, Band 27, 1884, 309.
  17. Ketzelburg, Schnitt 1 (Bef. 7); Schnitt 13 (Bef. 165).
  18. Der Rohling wurde nach Abschluss der Ausgrabungen im Jahre 2005 zur Verdeutlichung einer hypothetischen Türschwelle in die Rekonstruktion der Fundamente des Wohnturms integriert. (18) Vgl. dazu die Rekonstruktion ähnlicher Befunde in Oldenburg und Borberg (Philipp R. Hömberg, Burgen des frühen Mittelalters in Westfalen. In: Hartmut Polenz (Hg.), Hinter Schloss und Riegel. Burgen und Befestigungen in Westfalen (Bönen 1997) , 127–130).
  19. Die Phaseneinteilung der Grabenverfüllung vor dem Burgtor in Schnitt XIV wurde bereits bei den Ausführungen zur Periode 1 behandelt.
  20. Bei der Aufarbeitung der Keramik von der Ketzelburg gelang trotz intensiver Detailstudien keine Zuweisung der Gefäßtypen, Randformen und Dekore in eine der beiden Perioden.
  21. Rüdiger Schniek, Feuerstellen und Heizanlagen in mittelalterlichen Gebäuden Norddeutschlands und Dänemarks. In: Manfred Schneider (Hg.), Von der Feuerstelle zum Kachelofen. Heizanlagen und Ofenkeramik vom Mittelalter bis zur Neuzeit. Stralsunder Beiträge zur Archäologie, Geschichte, Kunst und Volkskunde in Vorpommern Bd. 3 (Stralsund 2001) , 4 – 13. Mangels Vergleichsbeispielen hilft auch die Analyse eines ortsfremden Sandsteins (Fd.-Nr. 50) nicht weiter, der am südwestlichen Ende des Befundes geborgen wurde. Der Sandstein weist an fünf Seiten massive Abriebspuren auf, die über eine Nutzung als Reibstein weit hinausgehen.
  22. Harald Rosmanitz (Hg.), Die Ketzelburg in Haibach. Eine archäologisch-historische Spurensuche, Neustadt a. d. Aisch 2006, Taf. 44.1–5.
  23. Rosmanitz, Ketzelburg 2006, Taf. 44.6.
  24. Eine agrarische Nutzung ist aufgrund der vergleichsweise dünnen Humusdecke sowie aufgrund des völligen Fehlens von Pflugspuren auszuschließen.
  25. Rosmanitz, Ketzelburg 2006, Taf. 44.7.