In Engobe getauche Ränder von Becherkacheln
Die Böden der Becherkacheln weisen meist einen gekniffenen Fuß auf.
Boden einer Becherkachel mit kleinem Standboden und mittigem Zapfen

Ebenfalls aus Keramik gefertigt sind Fragmente von Ofenkacheln aus unglasierter, grob gemagerter hellgrauer Irdenware. Sie bilden etwa vierzig Prozent des keramischen Inventars. Die in Kleinwallstadt gefundenen Kacheln waren einfach gebildete, auf der schnelldrehenden Töpferscheibe geformte Becherkacheln. Die Becherkacheln entsprechen vom Scherben und auch der Machart her der Gefäßkeramik. Die Fragmente von Rand- und Bodenpartien lassen dabei eine schlanke, leicht geschweift-konische Form mit gekniffener bzw. teilweise eingezogener Fußzone und kleinerem Standboden erkennen. Als regionale Besonderheit kann gelten, dass die in Kleinwallstadt gefundenen Becherkacheln der grob glimmerhaltigen Ware zugerechnet werden können. Sie lassen sich zusammen mit den vergleichbaren Becherkacheln von der Ketzelburg in Haibach1, von der Burg Wahlmich bei Waldaschaff und weiteren Fundstellen aus dem Vorspessart und dem Rhein-Main-Raum2 als kleinräumig verbreitete Warenart ansprechen. Die raue, teilweise sogar noch gesandete Bodenfläche deutet an, dass der Töpfer organisches Trennmittel auf der Töpferscheibe einsetzte. Schmauchspuren im unteren Drittel der Becherkacheln sowie einige leider wenig signifikante Ofenlehmreste erlauben Aussagen über die Art des Einbaus in die Öfen: Sie dürften mit ihrer Öffnung gegen den Raum hin in der Ofenwandung eingelassen gewesen sein, so dass die Wärme gut abstrahlen konnte.

Auf dem „Alten Schloss“ in Kleinwallstadt sind letztlich zwei Varianten von Beckerkacheln zu unterscheiden: Die Becherkacheln mit gekniffenem Fuß und die Becherkacheln mit leicht quadratisch eingedrücktem Fuß und kleinem Standboden. Dabei erweisen sich die Kacheln mit gekniffenem Fuß als die ältere Ausprägung, wie sie den Funden von der Ketzelburg zufolge bereits am Ende des 12. Jahrhunderts in Verwendung waren. Die Böden zeigen Spuren eines Abschneidens von der langsam drehenden oder stehenden Scheibe. In einem Fall lässt sich der runde Abdruck eines Zentrierzapfens erkennen. Die Becherkacheln mit kleinem Standboden dagegen datieren mit Hilfe von Vergleichen mit Funden vom Theaterplatz in Aschaffenburg sowie vom Gräfenberg bei Hösbach-Rottenberg in die Mitte 13. Jahrhunderts.

Weiterführende Literatur:

Catrin Ackermann u. Harald Rosmanitz, Von wohliger Wärme und Energiesparern – Die Becherkachelofen von der Ketzelburg, in: Harald Rosmanitz (Hg.), Die Ketzelburg in Haibach (Neustadt a. d. Aisch 2006), S. 85ff.

  1. Ackermann/Rosmanitz 2006, 85ff
  2. Kartierung in: Ackermann/Rosmanitz 2006, 91